Technologie

Wasser-Krise: Barcelona setzt auf Entsalzung von Meereswasser

Der Mittelmeerraum erwärmt sich schneller als viele andere Regionen der Erde. Behörden suchen nach Lösungen. Doch die ökologischen und wirtschaftlichen Kosten von Entsalzungsanlagen sind hoch. Was machen andere Länder?
25.06.2023 09:17
Aktualisiert: 25.06.2023 09:17
Lesezeit: 3 min
Wasser-Krise: Barcelona setzt auf Entsalzung von Meereswasser
Blick auf die Stadt vom Park Guell in Barcelona, Spanien. (Foto: iStock.com/Gatsi) Foto: Gatsi

Die Wasserkrise weltweit und in Europa war noch nie so nahe wie heute. Teile von Europa sind von einer schweren Dürre betroffen und in vielen Regionen rationieren Regierungen ihre Wassernutzung.

Laut National Geographic befinden sich die Wasserressourcen der Welt in einer Krise aufgrund von einer explosionsartigen Zunahme in der Bevölkerung. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen ist der Wasserverbrauch im letzten Jahrhundert mehr als doppelt so schnell gestiegen wie das Bevölkerungswachstum. Bis zum Jahr 2025 werden ungefähr 1,8 Milliarden Menschen in Gebieten leben, die von Wasserknappheit betroffen sind - wobei zwei Drittel der Weltbevölkerung in Regionen mit Wasserknappheit leben wird, die durch Nutzung, Wachstum und Klimawandel entstanden sind.

Barcelonas Entsalzungsanlage läuft auf Hochtouren

Vor dem Hintergrund schwindender Süßwasserreserven aufgrund des Klimawandels, setzt Barcelona nun auf Europas größte Wasserentsalzungsanlage am Llobregat, um die 5,7 Millionen Einwohner der Stadt mit sauberem Wasser zu versorgen.

Euronews.green zufolge läuft die im Jahr 2009 gebaute und bis vor Kurzem nur wenig genutzte Entsalzungsanlage jetzt auf Hochtouren. Im April 2021 lieferten Flüsse noch 63 Prozent des Trinkwassers in Barcelona, Brunnen 34 Prozent und Entsalzungsanlagen nur drei Prozent. Zwei Jahre später wird 33 Prozent des Trinkwassers der Stadt aus Entsalzungsanlagen und 23 Prozent aus Brunnen gewonnen, so die städtische Wassergesellschaft Barcelonas. Flüsse liefern nur noch 19 Prozent des Trinkwassers für Einwohner.

Rekordhitze in der Mittelmeerregion

Der Mittelmeerraum erwärmt sich schneller als viele andere Regionen der Erde, laut Euronews.green. Dies hat im Jahr 2022 in Spanien zu einer Rekordhitze und einer weit verbreiteten Dürre geführt, die der Landwirtschaft schwer geschadet hat, und noch schadet. Der Wassermangel ist besonders akut im Nordosten Kataloniens. Doch Behörden mussten bis jetzt noch nicht dieselben drastischen Maßnahmen ergreifen wie zwischen den Jahren 2006-2008, als Tankschiffe Trinkwasser in die Region transportierten.

Carlos Miguel, Leiter die Anlage am Llobregat, erklärte gegenüber Euronews: „Wir wussten, dass früher oder später eine Dürre kommen würde. Solange die Dürre anhält, wird die Llobregat-Anlage weiterlaufen. Das ist klar“.

Wasserbehörden in Spanien sagen voraus, dass die Region Barcelona bis September auf einen offiziellen "Dürre-Notstand" zusteuert. „Wir gehen davon aus, dass die Niederschläge für Mai über dem Durchschnitt liegen werden, aber das ist kein Ausgleich für 32 Monate Trockenheit“, so Samuel Reyes, Leiter der katalanischen Wasserbehörde.

Hohe ökologische und wirtschaftliche Kosten

Die Llobregat-Entsalzungsanlage wurde nach Warnungen von Klimaexperten gebaut, doch das Projekt ist mit hohen wirtschaftlichen und ökologischen Kosten verbunden, berichtet Euronews. Bei der Entsalzung in der Llobregat-Anlage fallen pro 0,45 Liter Süßwasser etwa 0,55 Liter extrem salzhaltige Sole als Abfall an. Diese wird ins Meer gekippt, wo sie mit ihrem hohen Salzgehalt das Ökosystem schädigen kann.

Julio Barea, Greenpeace Wasserexperte in Spanien, betont, dass die Entsalzung mit Problemen verbunden ist. „Die Behörden müssen die Menschen mit Trinkwasser versorgen, aber die Entsalzungsanlagen haben Auswirkungen, weil sie im Grunde genommen Wasserfabriken sind, die viel Energie benötigen“, sagte Barea. „Es sollte eine letzte Ressource sein … wir sollten uns fragen, wie sind wir in diese Situation geraten"?

Welche andere Länder setzen auf Entsalzung?

Nach Angaben des spanischen Verbands für Entsalzung und Wasserwiederverwendung liegt Spanien mit seiner Entsalzungskapazität weltweit an vierter Stelle hinter Saudi-Arabien, den Vereinigten Staaten und den Vereinigten Arabischen Emirate. Spaniens Entsalzungskapazität macht etwa fünf Prozent der globalen Gesamtkapazität aus.

In Saudi-Arabien hat sich die Wasserentsalzung in den letzten zehn Jahren verdoppelt und im Jahr 2021 2,2 Milliarden Kubikmeter erreicht gegenüber 1,1 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2010. In den Vereinigten Arabischen Emiraten stammt der größte Teil des Trinkwassers des Landes (42 Prozent des gesamten Wasserbedarfs) aus rund 70 großen Entsalzungsanlagen - etwa 14 Prozent der globalen Gesamtproduktion.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Technologie
Technologie Fliegende Autos: XPeng eröffnet erste Produktionsstätte für Flugfahrzeuge in China
18.11.2025

China eröffnet erstmals industrielle Strukturen für Fahrzeuge, die sowohl am Boden als auch in der Luft nutzbar sein sollen. Wird damit...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare down: Internetdienste X und ChatGPT massiv von Cloudflare-Störung betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit Dienstagmittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist tief gefallen und löst weltweit Unruhe unter Anlegern aus. Der Fear-and-Greed-Index warnt vor extremer Angst am...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Europa: Beckedahl kritisiert Bundesregierung
18.11.2025

Deutschland feiert neue Google- und Microsoft-Rechenzentren, während die digitale Abhängigkeit von US-Konzernen wächst. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Selbstständige in Deutschland: Von der Politik vergessen – jeder fünfte Selbstständige steht vor dem Aus
18.11.2025

Die Zahlen sind alarmierend: Jeder fünfte Selbstständige in Deutschland steht vor dem Aus, während die Großwirtschaft auf Erholung...