Politik

Junge Menschen leben auf Kosten von Eltern und Staat

Nur wenige junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren leben schon auf eigene Kosten. Noch vor 30 Jahren war das ganz anders. Fehlende Arbeitsangebote sind nicht der Grund.
10.08.2023 11:26
Aktualisiert: 10.08.2023 11:26
Lesezeit: 1 min

In Deutschland sind mehr junge Menschen von Finanzhilfen von Eltern oder Staat abhängig als vor 30 Jahren. Etwa 61 Prozent der 15- bis 24-Jährigen standen 2022 finanziell noch nicht auf eigenen Beinen, sondern waren für ihren Lebensunterhalt hauptsächlich auf familiäre oder staatliche Unterstützung angewiesen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

Rund 38 Prozent verdienten ihr Geld dagegen überwiegend selbst - 1992 taten dies allerdings noch 50 Prozent. "In der Entwicklung der letzten Jahrzehnte dürfte sich auch widerspiegeln, dass sich ein immer größerer Teil im Alter von 15 bis 24 Jahren noch in Schule, Studium oder Ausbildung befindet."

Die Hälfte der 15- bis 24-Jährigen (50 Prozent) lebte im vorigen Jahr hauptsächlich vom Einkommen der Eltern oder anderer Angehöriger. Jeder neunte junge Mensch (11 Prozent) bezog sein Haupteinkommen 2022 aus öffentlichen Leistungen. Für knapp ein Prozent war bereits eigenes Vermögen die Haupteinkommensquelle.

Zuletzt waren vergleichsweise viele junge Menschen auf staatliche Hilfen angewiesen. Die Zahl derjenigen, die weder einer Schul- oder Berufsausbildung noch einer Erwerbstätigkeit nachgingen, lag 2022 bei 6,8 Prozent. Damit ist der Anteil zwar gegenüber den ersten beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 wieder gesunken, lag aber über dem Zehnjahrestief von 5,7 Prozent aus dem Vor-Corona-Jahr 2019.

Die Erwerbslosenquote der Jugendlichen lag 2022 bei 6,0 Prozent und hat sich innerhalb der vergangenen 15 Jahre fast halbiert (2007: 11,9 Prozent). Damit war Deutschland wie in den Vorjahren erneut das Land mit der niedrigsten Quote in der Europäischen Union (EU). "Dies ist auch auf das duale Ausbildungssystem in Deutschland zurückzuführen", erläuterte das Amt.

Personen in dualer Ausbildung - als im Unternehmen und in der Berufsschule - gelten wegen des betrieblichen Teils als erwerbstätig. Im Schnitt aller 27 EU-Staaten war die Erwerbslosenquote unter den 15- bis 24-Jährigen mit 14,5 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. In Griechenland (31,4 Prozent) und Spanien (29,8 Prozent) war die Jugenderwerbslosenquote am höchsten. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wenn Märkte überhitzen: Droht der Small-Cap-Rally das Aus?
13.07.2025

US-Anleger stürzen sich auf kleine Firmen – ein alarmierendes Zeichen. Warum Euphorie an der Börse oft das Ende markiert und was das...

DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...