Indien hat Ende Juli den Export von Reis eingeschränkt. Weißer Reis, bei dem es sich nicht um Basmati-Reis handelt, dürfe ab sofort nicht mehr exportiert werden, teilte das Ministerium für Verbraucherangelegenheiten am 21. Juli in Neu Delhi mit. Diese Sorten repräsentieren rund ein Viertel des gesamten Reisexports des Subkontinents.
Mit dieser Maßnahme sollen die gestiegenen Reispreise für Konsumenten in Indien gesenkt werden, hieß es. Beim restlichen Reis gebe es keine Änderungen in den Exportrichtlinien, berichtete die dpa damals.
Exportbeschränkungen in Indien könnten zu deutlichen Preissteigerungen führen und die Lebensmittelunsicherheit für rund drei Milliarden Menschen verstärken, welche sich primär auf Reis als Grundnahrungsmittel und Nahrungsquelle für Kohlenhydrate stützen.
Indien war im vergangenen Jahr mit einem Weltmarktanteil beim Reishandel von rund 40 Prozent der mit weitem Abstand wichtigste Produzent, gefolgt von Thailand und Vietnam mit rund 15 beziehungsweise 13,5 Prozent.
Weitere bedeutende Exporteure waren Pakistan (rund 6 Prozent Welthandelsanteil), gefolgt von den Vereinigten Staaten, Myanmar und China.
Nicht die erste Export-Beschränkung
Das Ministerium in Neu Delhi betonte, der Reisexport aus Indien habe zuletzt deutlich zugenommen - trotz eines bereits im vergangenen September erlassenen Ausfuhrzolls von 20 Prozent auf weißen Reis. Der Exportanstieg hänge unter anderem mit der unsicheren geopolitischen Gemengelage und extremen klimatischen Bedingungen wie dem Wetterphänomen El Nino in Reis produzierenden Ländern zusammen, hieß es.
Indien hatte im vergangenen Herbst außerdem den Export von Bruchreis – also Reis, der bei der Verarbeitung beschädigt wird oder zerbricht – komplett untersagt, berichtet das Wirtschaftsmagazin Capital. Indien, das mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern inzwischen vor China als bevölkerungsreichstes Land der Welt gilt und dessen Bevölkerung weiter wächst, hat zudem auch den Export von Weizen und Zucker eingeschränkt, um den heimischen Bedarf zu decken.
Neben der großen Bevölkerung waren es Wetterphänomene, welche die Regierung zum Einschreiten veranlasst hatten. Nach einem sehr heißen Frühling und nachfolgender Trockenheit gingen rund 13 Prozent der Ernte verloren. Im Herbst zerstörte zudem ein heftiger Monsun Teile der Reisbestände.
Indien erwägt neue Exportzölle
Wie Bloomberg berichtet, erwägt die Regierung in Neu Delhi inzwischen, den Export weiterer Reissorten zu erschweren. Demnach könnten bald Ausfuhrzölle auf halb gekochten Reis erhoben werden, um die Versorgung der eigenen Bevölkerung zu sichern und einen weiteren Anstieg der Preise im Inland zu verhindern.
Ob andere große Produzenten und Exportnationen den Ausfall indischen Reises wettmachen können, gilt als unsicher. So ist China zwar noch vor Indien der größte Reis-Produzent der Welt, ein überragender Anteil der Ernte wird aber aus strategischen Gründen der Nahrungsmittelsicherheit im Land belassen und nicht verkauft.
Zudem wurde auch China in den vergangenen Monaten von heftigen Wetterphänomenen heimgesucht, etwa Überschwemmungen und Rekord-Temperaturen. „Die optimale Temperatur für den Reis liegt zwischen 25 und 35 Grad. Temperaturen, die darunter, aber auch darüber liegen, wirken sich negativ auf die Physiologie und den Ertrag der Pflanzen aus. Die Wurzeln wachsen schwächer, Triebe und Pollen bilden sich nicht richtig aus“, zitiert Capital einen Agrarökonomen des Leibniz-Instituts.
Problematisch sei vor allem das Wetterphänomen El Nino, welches in diesem Sommer zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder die Länder des westlichen Pazifiks betrifft, so der von Capital zitierte Agrarökonom des Leibniz-Instituts. „Das ist eine Hauptgefahr des Klimawandels, dass es in verschiedenen Hauptanbauregionen eines bestimmten Grundnahrungsmittels gleichzeitig zu Wetterschocks kommt und es dadurch zu massivem Rückgang der globalen Erntemenge kommt. Und dann könnten natürlich die Preise substantieller steigen, als wenn jetzt nur Indien seine Reisexporte einschränkt.“
Mit China, den Philippinen, Indonesien, Vietnam, Malaysia und Thailand befinden sich gleich mehrere wichtige Produzenten im Einflussbereich El Ninos. Die Auswirkungen von gleichzeitig stattfindenden Ernteeinbußen würden nicht nur die Menschen in Asien betreffen, sondern auch zahlreiche Länder auf anderen Kontinenten, die zur Deckung ihrer Nachfrage auf Importe angewiesen sind, etwa westafrikanische Staaten.
Zwiebeln im Fokus
Überlegungen zur Nahrungsmittelsicherheit sind auch der Grund, warum Indien auch einen Ausfuhrzoll von 40 Prozent auf Zwiebeln erheben will, der bis zum 31. Dezember gültig sein soll. Damit solle die inländische Verfügbarkeit des Gemüses verbessert werden, teilte das Finanzministerium am vergangenen Samstag mit. „Der Ausfuhrzoll wird indische Zwiebeln teurer machen als die aus Pakistan, China und Ägypten. Das wird natürlich zu geringeren Exporten führen und zur Senkung der lokalen Preise beitragen“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Ajit Shah, einen Exporteur mit Sitz in Mumbai.
Der durchschnittliche Großhandelspreis für Zwiebeln auf den wichtigsten Märkten war von Juli bis August um fast 20 Prozent auf 2.400 Rupien (28,87 Dollar) pro 100 Kilogramm gestiegen, da befürchtet wird, dass vom Wetterphänomen El Nino ausgelöste unregelmäßige Regenfälle zu geringeren Erträgen führen könnten.
Die indischen Zwiebelexporte sind in der ersten Jahreshälfte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent auf 1,46 Millionen Tonnen gestiegen. Länder wie Bangladesch, Nepal, Malaysia, die Vereinigten Arabischen Emirate und Sri Lanka sind von den indischen Lieferungen abhängig. Zwiebeln werden in ganz Asien als Grundlage für traditionelle Gerichte verwendet.