Finanzen

Polen baut strategischen Goldschatz auf

Polen baut seinen Goldbestand kontinuierlich aus. Dahinter steht eine langfristige Sicherheitsstrategie.
25.08.2023 14:30
Aktualisiert: 25.08.2023 14:30
Lesezeit: 2 min
Polen baut strategischen Goldschatz auf
Polens Notenbank kauft kontinuierlich Gold. Im Bild NBP-Präsident Adam Glapiński. (Foto: dpa) Foto: Leszek Szymanski

Polen stockt seine nationalen Gold-Reserven deutlich auf. Ende Juli beliefen sich diese auf rund 300 Tonnen, wie der Branchendienst Bullion Star unter Verweis auf aktuelle Daten der Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds berichtet.

Zuletzt hatte die Narodowy Bank Polski (NBP) ihre Goldreserven im Juli um mehr als 22 Tonnen und damit den vierten Monat in Folge erhöht. Die Bestände stiegen in diesen vier Monaten um insgesamt 71 Tonnen.

Gold repräsentiert derzeit etwas mehr als zehn Prozent aller polnischen Währungsreserven und liegt damit im Vergleich zu anderen Staaten mit hohen Goldreserven wie etwa Deutschland, den Vereinigten Staaten oder Italien auf vergleichsweise geringem Niveau. Der aktuelle Marktwert des Goldschatzes beläuft sich auf etwa 17 Milliarden Euro.

NBP verfolgt Sicherheitsstrategie

Der Präsident der NBP, Adam Glapiński, hatte vor einiger Zeit angekündigt, im laufenden Jahr 100 Tonnen Gold zu den Reserven der Notenbank hinzuzukaufen. Bullion Star spekuliert, dass die NBP das Edelmetall auf dem Londoner Goldmarkt mit Hilfe der Bank of England erwirbt und dann nach Polen ausfliegt, um es auf heimischem Territorium zu lagern.

Unter der Führung Glapinskis verfolgt die NBP einen langfristigen strategischen Ansatz, in dessen Rahmen Gold eine wichtige Funktion zukommt. Glapiński erklärte die Hintergründe im Jahr 2021 in einem Aufsatz, in dem er schrieb:

Als öffentlicher Investor unterscheidet sich die NBP daher von einem typischen Vermögensverwalter dadurch, dass sie ein großes Investmentportfolio hält und den Schwerpunkt nicht auf die Maximierung der Rendite, sondern auf der Wahrung von Liquidität und Sicherheit seiner Anlagen legt.

Die zugrunde liegende Idee ist einfach: Wenn die Devisenreserven nicht zur Bekämpfung eines Notfalls bei der Finanzstabilität oder der Zahlungsbilanz eingesetzt werden, dann müssen sie erhalten, möglichst erhöht und an die nächsten Generationen weitergegeben werden.

Bei solch einem strengen Anlagemandat ist es vielleicht kein Wunder, dass die NBP Gold als einen besonderen Bestandteil ihrer offiziellen Währungsreserven ansieht. Schließlich sind die Eigenschaften von Gold sehr gut auf die Vorsorgefunktion der Aufrechterhaltung von Währungsreserven, die langfristigen Kapitalerhaltung, das Durchstehen von Stressphasen und wechselnde Marktbedingungen angepasst.

Gold bietet einige einzigartige Anlagemerkmale – es birgt kein Kreditrisiko, lässt sich nicht so leicht durch geldpolitisches oder fiskalisches Fehlverhalten von Staaten „entwerten“ – und während das Gesamtangebot knapp ist garantieren seine physischen Eigenschaften Langlebigkeit und nahezu Unzerstörbarkeit. Aus all diesen Gründen gilt Gold als ultimative strategische Absicherung.

Die praktische Seite des Ganzen besteht darin, dass Gold wie ein sicherer Hafen wirkt, da sein Wert in der Regel in Phasen erhöhter Risiken von finanziellen oder politischen Krisen und Turbulenzen steigt. Mit anderen Worten: der Goldpreis ist tendenziell gerade dann hoch, wenn die Zentralbank ihre Munition am meisten benötigt.

Zentralbanken setzen auf Gold

Mit dem Aufbau seiner Reserven befindet sich Polen als eines der wenigen europäische Länder im Kreis jener Notenbanken weltweit, die ihre Bestände derzeit maßgeblich erhöhen. So kam es im vergangenen Jahr zum größten Anstieg der (offiziell bekannten) Goldreserven seit Beginn der Aufzeichnungen. Vor allem asiatische Länder setzen auf das Edelmetall, um geopolitische Risiken auszugleichen und ihre Finanzen unabhängiger vom US-Dollar aufzustellen.

Realisiert die NBP ihre Zukaufpläne von 100 Tonnen im laufenden Jahr (von denen wie geschildert bereits rund 71 Tonnen erworben wurden), dann werden sich die nationalen polnischen Reserven Ende des Jahres auf etwa 329 Tonnen belaufen. Damit würde Polen in der internationalen Rangliste der bekannten Goldreserven sowohl Großbritannien (derzeit 310 Tonnen) als auch Kasachstan (313 Tonnen) und Saudi-Arabien (323 Tonnen) hinter sich lassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Temu droht EU-Strafe wegen Verstoß gegen Digitalrecht
29.07.2025

Günstige Preise und riesige Auswahl machen Temu zur beliebten Online-Plattform. Doch hinter dem Shopping-Erlebnis lauern rechtliche...

DWN
Politik
Politik EU-Steuerplan: Diese 5 neuen Abgaben könnten bald ganz Europa treffen
29.07.2025

Die EU-Kommission plant neue Einnahmequellen für ihren nächsten Billionen-Haushalt – und greift dabei tief in das Arsenal der...

DWN
Finanzen
Finanzen Frankfurter Börse: Zolleinigung mit den USA beflügelt DAX-Kurs nur kurz
28.07.2025

Ein neues Zollabkommen zwischen der EU und den USA bewegt die Märkte – und den DAX-Kurs. Während im frühen Montagshandel noch...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt 2026: Viel Kredit, tiefe Löcher – der zweite Klingbeil-Haushalt
28.07.2025

Der Bundeshaushalt 2026 steht – doch hinter den Zahlen verbergen sich tiefe finanzielle Gräben. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) muss...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zolldrohungen gegen Russland: Trump setzt Putin wegen Ukraine-Krieg unter Zugzwang
28.07.2025

Donald Trump erhöht den wirtschaftlichen Druck auf Russland – mit drastischen Zolldrohungen gegen dessen Handelspartner. Die Frist wird...

DWN
Politik
Politik EU-Mitglied: Ukraine könnte bis 2030 Mitglied der Europäischen Union werden – trotz Krieg und Korruption
28.07.2025

Wird die Ukraine EU-Mitglied? Der Weg der Ukraine in die EU scheint jedenfalls klar vorgezeichnet – wären da nicht Krieg, Korruption und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftsweise zur Zolleinigung: 15 Prozent Zölle belasten Wirtschaft massiv
28.07.2025

Die kürzlich beschlossene Zolleinigung zwischen der EU und den USA sorgt für Aufsehen. Besonders deutsche Unternehmen sind betroffen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Strategen warnen vor Überhitzung und spekulativen Blasen
28.07.2025

Rekorde, Euphorie, Kreditwahn: An den US-Börsen kocht die Stimmung über. Insider warnen vor einer neuen Blase – doch viele Anleger...