Finanzen

Goldpreis in Japan steigt auf neues Rekordhoch

Der Yen-Goldpreis im japanischen Einzelhandel ist auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Kleinanleger suchen Sicherheit gegen die drohende Inflation in Japan. Lohnt sich Gold trotz der hohen Preise?
Autor
06.09.2023 13:58
Aktualisiert: 06.09.2023 13:58
Lesezeit: 2 min

Die japanischen Haushalte sind auf der Suche nach einer Absicherung gegen die Inflation. Der Einzelhandelspreis für Gold ist in Japan auf ein Allzeithoch gestiegen. Am Dienstag stieg der Goldpreis bei Tanaka Kikinzoku, dem größten Goldhändler des Landes, erstmals über die Marke von 10.000 Yen. Am Mittwoch stieg der von Tanaka veröffentlichte Goldpreis weiter auf 10.105 Yen pro Gramm.

Der Einzelhandelspreis, der anders als in Deutschland eine Mehrwertsteuer enthält, ist der wichtigste Referenzpreis für Gold in Japan. Am 1. Oktober 2019 hatte Japan den Mehrwertsteuersatz von 8 Prozent auf 10 Prozent erhöht. Ohne Mehrwertsteuer liegt der aktuelle Goldpreis in Japan demnach bei etwa 9.186 Yen. Das ist deutlich mehr als doppelt so viel wie noch vor fünf Jahren.

Hintergrund des starken Anstiegs beim Goldpreis ist der starke Rückgang des Yen in diesem Jahr. Ein Dollar kostet aktuell etwa 147 Yen - der höchste Wert seit November letzten Jahres. Währungsanalysten sagten, dass der Yen wahrscheinlich so lange schwach bleiben wird, bis die Bank of Japan bereit ist, ihre ultralockere Geldpolitik zu straffen, und solange die Zinssätze in Japan so viel niedriger bleiben als in den USA und Europa.

Nach Ansicht von Wirtschaftsexperten ist der Anstieg des Goldpreises in Japan Teil eines raschen Wandels in der Risikobereitschaft der japanischen Haushalte, da die jahrelange Deflation längst einem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise gewichen ist. Die Notenbank macht auch gar keinen Hehl daraus, dass sie die hohen japanischen Staatsschulden mithilfe der Inflation abtragen will.

Nach Ansicht von Jesper Koll, einem Ökonomen und Berater des Japan Catalyst Fund, ist der Hauptgrund für die Goldkäufe der japanischen Haushalte die dringende Suche nach einem Inflationsschutz, nachdem es jahrelang keinen starken Anreiz dafür gegeben habe. "Die Tatsache, dass Gold ein Nicht-Yen-Wert ist, hilft, aber der Auslöser ist die Inflation", zitiert ihn die Financial Times.

Die japanischen Haushalte sind aus der Corona-Pandemie mit einem Rekordvermögen von mehr als 2 Billionen Yen hervorgegangen, was etwa dem Vierfachen des jährlichen Bruttoinlandsprodukts von Japan entspricht. Etwa die Hälfte davon wurde in Bargeld und Einlagen gehalten. Die Kerninflation der Verbraucherpreise in Japan erreichte im letzten Monat 3,1 Prozent.

Laut Eiichiro Kato, General Manager der Edelmetallhandelsabteilung von Tanaka Kikinzoku, ist Gold besonders für jene Kunden attraktiv geworden, die wegen des Abstiegs des Yen besorgt sind und deren Vermögen auf Yen lautet. Die Goldkäufe der Zentralbanken, die Nachrichten über die US-Wirtschaft und die Politik der Zentralbanken führten zu der Entscheidung, Gold in Yen zu kaufen, in der Hoffnung, dass der auf Dollar lautende Goldpreis hoch und stabil bleibe.

"Wir sehen nicht viele Faktoren, die dazu führen würden, dass der Dollarpreis deutlich fällt, und wir denken, dass der Yen-Preis weiter steigen könnte, wenn der Yen weiter schwächelt", zitiert ihn die Financial Times. Goldman Sachs prognostiziert, dass Japans Währung in den nächsten sechs Monaten einen Wert von 155 Yen für einen Dollar erreichen wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...