Finanzen

Auch China manipuliert den Goldpreis

Lesezeit: 3 min
22.07.2023 12:47  Aktualisiert: 22.07.2023 12:47
Die chinesische Notenbank nutzt verschiedene Werkzeuge, um den Goldpreis zu manipulieren. Die Eingriffe gefährden nicht nur die Stabilität des Goldmarktes, sondern auch die Internationalisierung des Yuan.

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Zwar ist der private Goldbesitz in China legal und sogar politisch erwünscht. Doch zugleich ist die chinesische Notenbank stets darum bemüht, den Goldkauf im größeren Stil - als eine Form der Kapitalflucht - zu verhindern, da dies den Renminbi schwächen würde. Daher hat die Notenbank die Goldimporte in den chinesischen Inlandsmarkt seit 2016 wiederholt eingeschränkt, wodurch der Goldpreis am Shanghai Gold Exchange deutlich gegenüber dem Preis in London anstieg.

Der Goldexport aus dem chinesischem Inlandsmarkt ist verboten. Wenn die Chinesen also einmal zu Nettoverkäufern von Gold werden, wie es bei den hohen Goldpreisen im Jahr 2020 der Fall war, so wird Gold am Shanghai Gold Exchange (SGE) mit einem starken Abschlag gegenüber dem Londoner Preis gehandelt. Im Jahr 2020 betrug der Abschlag vorübergehend 4 Prozent.

Der Goldanalyst Jan Nieuwenhuijs hat ein einfaches Maß dafür gefunden, wie stark die chinesische Notenbank den Goldpreis mithilfe von Beschränkungen für den Import oder den Export von Gold manipuliert, nämlich die Differenz zwischen dem Goldpreis am SGE auf dem chinesischen Inlandsmarkt und dem Goldpreis am Shanghai International Gold Exchange (SGEI) in der Freihandelszone von Shanghai.

Die Manipulation beim Goldpreis ist offensichtlich

Der Goldhandel am Shanghai International Gold Exchange ist vom Handel am Shanghai Gold Exchange auf dem chinesischen Inlandsmarkt getrennt. Doch das Gold, das an den beiden Börsen gehandelt wird, befindet sich in derselben Stadt Shanghai und sollte sich daher nicht im Preis unterscheiden, schreibt Nieuwenhuijs - es sei denn die chinesische Notenbank manipuliert den Goldpreis.

Goldunternehmen können Gold in die Freihandelszone von Shanghai ein- und ausführen, während die Notenbank die Ein- und Ausfuhr in den und aus dem Inlandsmarkt kontrolliert. Aber nur rund fünfzehn Banken sind berechtigt, bei der Notenbank eine Lizenz für den Goldimport in den Inlandsmarkt zu beantragen, wobei für jede Charge eine neue Lizenz erforderlich ist. Der Export aus dem Inlandsmarkt ist verboten, mit Ausnahme der Panda-Münzen.

Der Preis am Shanghai International Gold Exchange ist Nieuwenhuijs zufolge der unmanipulierte Goldpreis für Shanghai, während der Preis am Shanghai Gold Exchange von der Notenbank manipuliert wird. In den ersten Jahren nach der Einführung des SGEI stimmten die Goldpreise beider Börsen noch überein. Doch dann, im Jahr 2016, begann der Goldpreis am SGE höher zu steigen als am SGEI, weil die Notenbank gegen die Kapitalflucht kämpfte.

Goldpreis wird dauerhaft manipuliert

Als 2017 der Sturm der Kapitalflucht vorüber war, haben sich die Preise an den beiden Börsen in Shanghai dennoch nicht wieder angeglichen. Denn die Notenbank behinderte die Importe weiter. Nieuwenhuijs sieht in den Daten das Bemühen, den SGE-Preis etwa 0,5 Prozent über dem SGEI-Preis zu halten. Möglicherweise wolle die Notenbank "die chinesische Nachfrage stärker erscheinen lassen (Nationalstolz) oder den importierenden Banken zusätzliche Gewinne verschaffen".

Die chinesischen Notenbank greift oft dann zu stärkeren Beschränkungen der Goldimporte, wenn der Renminbi schwächer gegenüber dem Dollar wird. In der Folge steigt der SGE-Preis für das chinesische Inland gegenüber dem unmanipulierten SGEI-Preis, was die Goldnachfrage in China schwächen und den Renminbi stärken soll. Zuletzt geschah dies Ende 2022 und im Februar 2023. Im Durchschnitt hat China seit 2016 etwa tausend Tonnen Gold pro Jahr importiert.

Manipulation durch China wird enden müssen

Nach Ansicht von Nieuwenhuijs wird die chinesische Notenbank ihre Eingriffe in der Zukunft einstellen müssen, damit der Goldmarkt weiterhin ordnungsgemäß funktionieren kann. Zum Beispiel die Blockierung von Goldexporten sei ein großes Problem. "Was ist, wenn die chinesische Bevölkerung begreift, dass sie nicht immer zum internationalen Preis verkaufen kann? Anders ausgedrückt: Was nützt es, Gold zu besitzen, wenn man es nicht verkaufen kann?"

Wenn der internationale Preis in der Zukunft drastisch ansteigt, werden die Chinesen vielleicht an Schmuggler verkaufen, die eine Arbitrage zwischen dem Inlands- und dem Auslandsmarkt betreiben, wodurch der chinesische Goldmarkt aus dem Gleichgewicht geraten würde. Oder die Chinesen verlieren das Interesse am Besitz eines Vermögenswerts, dessen Wertentwicklung begrenzt ist, weil er manipuliert wird.

Ein weiteres Problem für China ist der 2016 eingeführte Shanghai Gold Benchmark Price SHAU, der mit der Londoner LBMA-Goldpreisauktion konkurrieren soll. Der SHAU wird wie der LBMA-Goldpreis zweimal täglich festgesetzt und dient als internationale in Renminbi denominierte Benchmark. Bei der Eröffnungsfeier des SHAU hieß es, er sei ein Meilenstein für die Internationalisierung des chinesischen Goldmarktes.

Doch Basiswert des SHAU ist an der SGE notiert, wo die chinesische Notenbank den Goldpreis manipuliert, was den Erfolg des Shanghai Gold Benchmark Price infrage stellt. Denn ausländische Unternehmen werden kaum einen Referenzpreis akzeptieren, der von den internationalen Märkten abgekoppelt ist. Die Notenbank wird diese Unklarheiten beseitigen müssen, damit der chinesische Goldmarkt international eine Schlüsselrolle spielen kann.


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