Weltwirtschaft

Unser neues Magazin ist da: Wird BRICS die Welt erobern?

Lesezeit: 3 min
16.10.2023 10:36
Das BRICS-Bündnis bildet einen immer mächtigeren Gegenpol zu den westlich dominierten globalen Institutionen. Die wachsende Kooperation der so unterschiedlichen Staaten mag überraschen, ist aber für alle Beteiligten nicht nur vorteilhaft, sondern geradezu notwendig. In der neuesten Ausgabe unseres Magazins gehen wir genau darauf ein, was die BRICS-Staaten zusammenführt, wohin sie die Welt lenken wollen und wie der Westen darauf reagieren kann.
Unser neues Magazin ist da: Wird BRICS die Welt erobern?
Künftig wird sich diese Runde erheblich vergrößern. (Foto: dpa)
Foto: Eraldo Peres

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Es war erwartet worden, dass das BRICS-Bündnis auf seinem Gipfel im August weitere Mitglieder aufnimmt. Doch unter den sechs neuen Staaten befinden sich einige Überraschungen. Wir werden die neuen Mitglieder und die Konsequenzen ihrer Aufnahme in diesem Magazin vorstellen. Die Erweiterung und Stärkung des BRICS-Bündnisses ist Teil einer geopolitischen Verschiebung zu einer multipolaren Welt, die sich mit dem Krieg in der Ukraine weiter beschleunigt hat. Wir zeigen auf, was die neue Konstellation für die Welt bedeutet und wie der Westen damit umgehen kann.

Seit vielen Jahren berichten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten über das kommende Ende des US-Dollars als Weltleitwährung. Und zuletzt war das Thema wirklich in aller Munde. So wurde im Vorfeld des BRICS-Gipfels im August in Johannesburg viel darüber spekuliert, dass das Bündnis dort eine gemeinsame mit Gold gedeckte Währung einführen könnte. Denn vieles sprach für eine Abkehr vom Dollar, vor allem die durch den Ukraine-Krieg für jedermann offenkundig gewordene Nutzung der US-Währung und des SWIFT-Systems insgesamt als politisches Machtinstrument des Westens.

Doch nichts dergleichen geschah. Weder starteten die BRICS-Staaten eine neue Währung, noch verlor der Dollar im globalen Zahlungssystem an Bedeutung – ganz im Gegenteil: Noch nie wurde der Dollar im internationalen Zahlungsverkehr so stark genutzt wie heute, wie die jüngsten SWIFT-Daten zeigen. Richtig ist, dass die Staaten der Welt die Abkehr vom Dollar und die Hinwendung zum Gold auch in diesem Jahr weiter fortsetzen. Doch der starke Fokus auf die Abkehr vom Dollar verdeckt den Blick auf wichtigere Entwicklungen sowohl im globalen Zahlungsverkehr als auch im Hinblick auf den BRICS-Gipfel.

Im globalen Zahlungsverkehr ist die entscheidende Entwicklung dieses Jahres nicht eine angeblich beschleunigte Entdollarisierung, sondern die rasche Abkehr vom Euro. Nach den jüngsten SWIFT-Daten hat keine andere Währung im Welthandel mehr an Boden verloren als der Euro. In nur etwas mehr als zwei Jahren ist der Euro von 39,5 Prozent der weltweiten Zahlungen außerhalb der Eurozone auf nur noch 13,6 Prozent gefallen. Profitiert hat davon vor allem der Dollar, aber auch das britische Pfund, der japanische Yen und der chinesische Yuan.

Auch beim diesjährigen BRICS-Gipfel war die Abkehr vom Dollar nicht das entscheidende Thema auf der Tagesordnung, sondern eine massive geografische Erweiterung des Bündnisses, die erst die Voraussetzung für eine künftige gemeinsame Währung schafft. Es wurden zunächst sechs weitere Länder aufgenommen: der Iran, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Ägypten und Äthiopien. Damit reicht das Bündnis ab dem 1. Januar 2024 vom fernen Russland und China über Indien, Arabien und Afrika bis nach Südamerika.

Sicherlich gibt es unter den BRICS-Mitgliedern auch handfeste Differenzen, von denen wir in diesem Magazin einige diskutieren werden. Der Zusammenhalt dieser so diversen Staatengruppe ergibt sich vor allem durch ihr Interesse an neuen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen und Netzwerken, damit das Ende des seit Jahrhunderten westlich dominierten globalen Systems möglichst ohne weitere heiße Kriege oder gar einen Dritten Weltkrieg über die Bühne gehen kann. Gefestigt werden diese gemeinsamen Interessen dadurch, dass die USA und die EU derzeit mit allen Mitteln Druck ausüben, um ihre Kooperation und Integration zu sabotieren.

Der Westen muss lernen, sowohl den eigenen Kontrollverlust als auch den wirtschaftlichen und politischen Aufstieg des globalen Südens zu akzeptieren, denn diese Entwicklungen sind unaufhaltsam und müssen im Übrigen auch gar keine Katastrophe für Nordamerika oder Europa sein. Der Westen hat der Welt in den Jahrhunderten seiner Dominanz sowohl Gutes als auch Schlechtes gebracht. Wir können also durchaus hoffen, dass man sich in Peking an die guten Dinge erinnert, die Europa hervorgebracht hat, und sich mit einer multipolaren Welt zufriedengibt, statt eine von China kontrollierte Welt zu etablieren.

Die gesamte DWN-Redaktion wünscht Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre.


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