Wirtschaft

So wichtig ist Polen für die deutsche Wirtschaft

Der Regierungswechsel in Polen weckt in der deutschen Wirtschaft die Hoffnung auf eine europafreundlichere Politik in Warschau. Nachfolgend ein Überblick, wie wichtig Polen für die deutsche Wirtschaft ist.
14.12.2023 12:04
Aktualisiert: 14.12.2023 12:04
Lesezeit: 2 min

Der Regierungswechsel in Polen mit dem am Mittwoch vereidigten Ministerpräsidenten Donald Tusk weckt in der deutschen Wirtschaft die Hoffnung auf eine europafreundlichere Politik in Warschau. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der östliche Nachbar bereits zu einem der wichtigsten Handelspartner entwickelt. Hunderttausende Jobs hängen auf beiden Seiten der Oder von guten wirtschaftlichen Beziehungen ab. Nachfolgend ein Überblick, wie wichtig Polen für die deutsche Wirtschaft ist.

HANDEL

Polen ist der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands, noch vor traditionellen westlichen Industrienationen wie Italien oder Großbritannien. 2022 wurden Waren im Wert von knapp 170 Milliarden Euro zwischen beiden Ländern gehandelt. Deutschland exportiert vor allem chemische Erzeugnisse, Maschinen, Fahrzeuge und Elektrotechnik - insgesamt summierten sich die Lieferungen auf fast 91 Milliarden Euro. Importiert werden insbesondere Elektrotechnik, Kfz und -Teile, Maschinen und Nahrungsmittel. Der Gesamtwert der Einfuhren aus Polen lag im vergangenen Jahr bei mehr als 77 Milliarden Euro.

INVESTITIONEN

Der Wert der deutschen Direktinvestitionen in Polen liegt der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge aktuell bei mehr als 41 Milliarden Euro. Im Gegenzug werden die polnischen Direktinvestitionen in der Bundesrepublik auf über 2,3 Milliarden Euro beziffert.

UNTERNEHMEN

Nach Angaben der Auslandshandelskammer sind rund 5500 deutsche Unternehmen in Polen aktiv. Zuletzt erzielten sie zusammen einen Jahresumsatz von annähernd 100 Milliarden Euro (2021). Parallel dazu sind etwa 1500 polnische Unternehmen in Deutschland tätig. Sie erzielten zuletzt einen Jahresumsatz von knapp sieben Milliarden Euro.

ARBEITSPLÄTZE

Die deutschen Unternehmen beschäftigen in Polen etwa 450.000 Mitarbeiter. Deutschland ist mit gut 21 Prozent für Polen sowohl das größte Lieferland noch vor China als auch das wichtigste Abnehmerland (28,6 Prozent). "Rund 1,2 Millionen Jobs in Polen hängen vom deutschen Endverbrauch ab", sagt die Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Cathrina Claas-Mühlhäuser. Die in Deutschland aktiven polnischen Unternehmen beschäftigten etwa 10.000 Mitarbeiter.

AUSBLICK

"Die Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen dürfte in den kommenden Jahren noch zunehmen", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Dafür spricht, dass Unternehmen in beiden Ländern vor dem Hintergrund neuer Lieferketten und gesamteuropäischer Entwicklungen wie der Energiewende, der Elektromobilität und Digitalisierung ähnliche Interessen verfolgen." Dies könne in den kommenden Jahren zu wertvollen Synergien führen. "Und nicht zuletzt spricht der weltweite Trend des Near-Shoring von Direktinvestitionen deutscher Unternehmen für noch mehr Engagement in Polen", sagt Treier. Damit ist gemeint, dass Firmen wegen der wachsenden geopolitischen Risiken weniger in Übersee investieren, dafür aber lieber in benachbarten und befreundeten Ländern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...