Wer mit der Abfertigung im Check-in-Bereich des Flughafens BER zufrieden war, konnte schon länger abstimmen, über die Freundlichkeit des Personals, oder Dampf ablassen wegen der Wartezeit in der Schlange - per Button einfach das lachende oder wütende Smiley-Gesicht drücken. Wer werden sehen, wie es mit der Qualitätskontrolle weitergeht im neuen Jahr.
Denn seit dem 1. Januar 2024 gibt es fundamentale Veränderungen bei der Luftsicherheitskontrolle in Schönefeld. Nach Vorbild des Flughafens Frankfurt/Main, wo seit Anfang 2023 die Fraport für den Ablauf eigen-verantwortlich ist, wird nun auch am BER die Flughafengesellschaft mit der hoheitlichen Aufgabe am Abfertigungsschalter „beliehen", wie es im Verwaltungsdeutsch heißt. Die Bundespolizei verleiht also ihre Zuständigkeit an Flughafen-Chefin Aletta von Massenbach und erhofft sich, die wertvolle Zeit und Energie der Bundesbeamten für Wichtigeres aufsparen zu können.
Praktisch ändert sich nichts laut Flughafen
Sabine Deckwerth, Sprecherin der Flughafengesellschaft FBB, ist davon überzeugt, dass sich im praktischen Ablauf „für den Fluggast eigentlich nichts anders" darstellt. Schon jetzt seien die Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma Securitas für Gepäckband und den Betrieb an den Sicherheits-Scannern zuständig, und zwar im Auftrag der Bundespolizei. Nur die Zuständigkeit ändert sich, sie liege seit diesem Jahr nun beim Flughafen. Das soll Zeit sparen, Abläufe straffen und manch Chaos wie bei vergangenen Zwischenfällen verhindern helfen. „Wir haben den Überblick über die einkommenden und abfliegenden Flugzeuge und Verspätungen, können daher am besten das Personal einteilen, Spuren öffnen, Schalter schließen", so Deckwerth.
Berlin ist nicht der erste, sondern der zweite Airport mit dem veränderten Vorgehen. Vorbild war der Testlauf der Flughafengesellschaft Fraport am Drehkreuz Frankfurt/Main seit Anfang 2023. Dort habe sich die FBB im übrigen mit den Fraport-Kollegen über deren Erfahrungen ausgetauscht und das Procedere abgeschaut. Gut möglich, dass nach und nach alle 15 Verkehrsflughäfen Deutschlands die Privatisierung im Bereich der Sicherheitskontrollen vorantreiben. Die Bundespolizei war schon lange davon überzeugt, dass sich damit die Abläufe am Flughafen verbessern ließen, Nun scheint auch das Bundesinnenministerium von Nancy Faeser (SPD) einverstanden zu sein. Nach Angaben der Bundespolizei-Direktion Berlin ändere sich an den einzelnen Abfertigungsschaltern personell gar nicht so viel - die Posten an den jeweiligen Spuren bleiben natürlich. Für den Fall der Fälle.
Carsten Glade, Präsident der Bundespolizei-Direktion Berlin, beruhigt die Passagiere: „Wir sind überaus zuversichtlich und voller Vertrauen, dass die erforderlichen Sicherheitsstandards unter Einhaltung der gewohnten Qualität erfüllt werden." Zur Personalstärke an den Terminals macht die Bundespolizei prinzipiell keine Angaben, dass es zu Einsparungen kommt, zu wie in der Vergangenheit immer wieder erhofft, davon ist gleichfalls keine Rede. Praktisch ist es immerhin so, dass „Beschwerden über das Sicherheitspersonal nun an die Flughafen-Gesellschaft gerichtet werden kann. Aufatmen in der Polizei-Direktion: Denn für die Beamten sind damit die lästigen Beschwerden vom Tisch.
Security am Airport - auch ein Riesengeschäft
Bei den parlamentarischen Erörterungen über eine Neu-Organisation der Sicherheitskontrolle hatten die Flughäfen immer wieder auf das europäische Ausland verwiesen, die längst die Privatisierung vorangetrieben hatten, „über Einbußen ist uns nicht bekannt geworden", hieß es damals aus dem Innenministerium. Deutlich wurde in der Debatte freilich auch, dass die Flughafen-Security „ein Riesengeschäft" ist bei gut 250 Millionen Passagieren, 25,000 Bediensteten und gut fünf Millionen Frachtstücken geht es um gut eine Milliarde Euro Umsatz. Das weckt Begehrlichkeiten. Und es stellt sich die Frage, ob geschäftliche Interessen zu Lasten der Sicherheit gehen, wie die Gewerkschaft der Polizei stets anmahnte.
Denn das immer wieder mal zu Stress an den Rollbändern kommt, ist leider keine Seltenheit. Manchmal stimmt der Tonfall nicht, häufig müssen vom langen Anstehen genervte Fluggäste beruhigt statt angeraunzt werden. Dass das Securitas-Personal dabei manchmal seine Macht ausspielt und über Wohl und Wehe entscheidet, ob man noch einen Flieger erreicht oder nicht, ist auch der Flughafen-Gesellschaft nicht unbekannt. Tobias Soppart, Geschäftsführer und Manager von Securitas Aviation, verweist auf den Unternehmenserfolg: „Seit Betriebsaufnahme des BER ist Securitas mit rund 1800 Kräften im Einsatz. Wir sind stolz darauf, als größter deutscher Dienstleister im Bereich der Luftsicherheit unseren Teil zur Sicherheit am Hauptstadt-Flughafen beizutragen." Er ist überzeugt, dass auch die Fluggäste durch die „engere Abstimmung hinsichtlich Personalplanung, Technikeinsatz und Service profitieren".
Neue Scanner erkennen Handy und Flüssigkeiten
In puncto Technik plant die FBB die vermehrte Anschaffung hochmoderner CT-Scanner. Die ersten fünf von acht der neuen Kontrollgeräte sind bereits am Terminal 2 im Einsatz. Dadurch sind Passagiere in Zukunft nicht mehr gezwungen, Flüssigkeiten, Smartphones und andere elektronische Geräte eigens vom Handgepäck separieren. Damit lassen eine Menge Reibungspunkte zwischen dem Sicherheitspersonal und den Kunden von vornherein vermeiden.
Wenn es trotzdem mal Trouble gibt, ist aber weiterhin die Bundespolizei für hoheitliche Maßnahmen ansprechbar und zuständig. Und natürlich beim Verdacht einer Straftat, falls etwa jemand bewaffnet am Schalter erscheint. Polizisten sind es, die Platzverweise verhängen und die Übergabe an die örtlichen Polizeikräfte vornehmen, falls es mal bei Kontrollen zu Handgreiflichkeiten kommt. „Wir dürfen hier ja keinen einfach rauswerfen", weiß Flughafen-Sprecherin Deckwerth.
An den Passkontrollen wiederum wird es natürlich bei der Präsenz der Bundespolizei bleiben. Entspannt abfliegen will gelernt sein, die Einreise muss indessen erst erlaubt werden.