Unternehmen

VW-Aktie rutscht ab: Volkswagen steckt viel Geld in Technik und China

Die VW-Aktie ist zum Wochenschluss mächtig unter Druck geraten. Der Grund: Der Volkswagen-Konzern rechnet in diesem Jahr mit einem hohen Bedarf an Investitionsausgaben - darauf reagierten die Anleger alles andere als begeistert. Ob sich die Hoffnungen des Konzerns in die Investition erfüllen?
18.02.2024 17:59
Aktualisiert: 01.03.2024 20:31
Lesezeit: 3 min
VW-Aktie rutscht ab: Volkswagen steckt viel Geld in Technik und China
VW-Aktie unter Druck: Volkswagen steckt viel Geld in Technik und China. (Foto: dpa) Foto: Melissa Erichsen

Die Aktien des Autobauers fielen im Freitagshandel deutlich. Die VW-Aktionäre finden es nicht gut, dass die Wolfsburger 13,5 bis 14,5 Prozent des Umsatzes in Entwicklung, Produkte und Anlagen stecken wollen. Das zumindest teilte der VW-Konzern am Freitag in Wolfsburg mit. Das sei ein Höchststand, hieß es vom DAX-Konzern.

Erst in den darauffolgenden Jahren dürften die Belastungen nachlassen - schrittweise soll der Anteil des erwirtschafteten Erlöses, der für Forschung und Sachinvestitionen draufgeht, bis 2027 auf 11 Prozent sinken. Die gesamten Investitionsausgaben in den Jahren 2025 bis 2029 sollen auf 170 Milliarden Euro begrenzt werden.

Für die Fünfjahresperiode zwischen 2023 und 2027 hatte VW 180 Milliarden Euro veranschlagt und dabei auch schon gewarnt, dass 2024 eine hohe Hürde zu nehmen sei. Für die fünf Jahre zwischen 2024 und 2028 hat der Konzern bisher keine konkrete Angabe gemacht, erwartet wird von Experten jedoch ein unverändertes Budget für diesen Zeitraum. VW gibt viel Geld aus, um auf dem zuletzt schwierigen chinesischen Markt dem harten Wettbewerb vor allem im Bereich mit Elektroautos zu trotzen, um Batteriezellfabriken zu bauen und Elektroautos sowie Verbrenner weiterzuentwickeln.

Das schmälert allerdings die frei verfügbaren Mittel im Konzern. Im Vorjahr erzielte VW im Automobilbereich netto nach Investitionen noch einen hohen Mittelzufluss von 10,7 Milliarden Euro, unter anderem dank eines im vierten Quartal starken Vorratsabbaus, wie Finanzchef Arno Antlitz in einem internen Interview sagte, das der Nachrichtenagentur dpa vorlag. Das sei ein Einmaleffekt gewesen, hinzu kämen nun erhebliche Investitionen in Zukunftsfelder, insbesondere in die Batteriesparte, so der Manager. "Entsprechend rechnen wir auch nur mit 4,5 bis 6,5 Milliarden Euro Netto-Cash-Flow für 2024 - eine absolute Untergrenze in unserem Geschäft", fügte Antlitz an.

Diese Aussichten schreckten die Anleger auf. Sie schickten die Aktie am DAX-Ende auf Talfahrt mit einem Minus von fast 5 Prozent. Analyst Romain Gourvil von der Berenberg Bank sprach von soliden Jahreszahlen nebst einem soliden Ausblick - die Prognose für den Mittelzufluss allerdings lasse zu wünschen übrig. Investoren könnten sich auch etwas mehr Ambition bei der Marge ausgerechnet haben, schrieb er. Seit längerem bemängeln Finanzanalysten, dass das Geld für Investitionsausgaben bei VW vergleichsweise locker sitze.

Konzernchef Oliver Blume stellte den Konzern auf ein Übergangsjahr ein. "Die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen", sagte er laut Mitteilung. Die wesentlichen Weichen für den Umbau des Konzerns seien gestellt. "Darauf können wir 2024 aufbauen und haben eine solide Basis für einen beschleunigten Hochlauf ab 2025."

Der Konzernchef rechnet nach einem starken Umsatzplus 2023 in diesem Jahr damit, dass die Erlöse um bis zu 5 Prozent wachsen. Die operative Umsatzrendite - also der Anteil der Erlöse, der als Gewinn im Tagesgeschäft übrig bleibt - soll mit 7,0 bis 7,5 Prozent nach Möglichkeit über dem Vorjahreswert von 7,0 Prozent liegen.

Helfen sollen milliardenschwere Spar- und Ergebnisprogramme, die VW in seinen Marken auf den Weg gebracht hat. "Unser Umsatz ist zwar deutlich gestiegen. Unter dem Strich ist aber gleich viel Ergebnis geblieben. Und mit 7 Prozent Marge sind wir noch um einiges entfernt von der Rendite der Wettbewerber", sagte Antlitz. "Das gilt insbesondere für unsere Volumenmarken, allen voran für die Marke Volkswagen."

Den hohen Auftragsbestand aus der Zeit des Chipmangels habe der Autobauer weitgehend abgearbeitet, sagte der Finanzchef. "Die Auftragseingänge liegen aktuell noch unter unseren Planungen für 2024 - insbesondere im BEV-Bereich", sagte er mit Blick auf vollelektrische Batterieautos (BEV). "2024 wird uns einiges abverlangen."

Vergangenes Jahr war der Umsatz des Konzerns dank eines Schlussspurts laut vorläufigen Zahlen unerwartet kräftig um 15,5 Prozent auf 322,3 Milliarden Euro geklettert, auch dank des bereits bekannten Verkaufszuwachses um knapp 12 Prozent auf 9,24 Millionen Fahrzeuge. Ein höherer Anteil neuerer und teurerer Fahrzeuge gab beim Umsatz ebenso Schub wie gestiegene Verkaufspreise.

Das operative Ergebnis legte allerdings lediglich um gut zwei Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu. Die Umsatzrendite ging damit von 7,9 auf 7,0 Prozent zurück. Unter anderem belasteten höhere Produktkosten sowie Bewertungseffekte von Rohstoffabsicherungen, die mit 3,2 Milliarden Euro in der Bilanz zu Buche schlugen. VW erwartet im neuen Jahr etwas Besserung und taxiert die erwartete operative Umsatzrendite auf 7,0 bis 7,5 Prozent. Analysten hatten einen Wert in Höhe des Vorjahres auf dem Zettel.

Angaben zum Nettogewinn machte VW zunächst nicht. Am 13. März legt das Unternehmen detaillierte Finanzzahlen und den Geschäftsbericht vor. Die Dividende für die im Dax notierte Vorzugsaktie soll wie erwartet von 8,76 Euro je Papier auf 9,06 Euro zulegen. Stammaktien bekommen satzungsgemäß jeweils 6 Cent weniger an Gewinnbeteiligung. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen den Klimawandel: EU-Einigung auf Klimaschutzziel für 2040
10.12.2025

Die neuen Klimaziele der EU stehen fest: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Bei der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmarkt: Angebot an Mietwohnungen steigt in Ostdeutschland
10.12.2025

Angebot runter, Preise rauf. Doch jetzt dreht sich der Trend – zumindest in Ostdeutschland. Allerdings nicht im Berliner Umland, dafür...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Selenskyj will Neuwahlen möglich machen - Ukraine könnte binnen 60 bis 90 Tagen wählen
10.12.2025

Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 fanden keine Wahlen in der Ukraine statt. Die reguläre Amtszeit des Präsidenten lief im Mai...

DWN
Politik
Politik Trump-Doktrin: Weshalb die USA plötzlich Russlands Linie bedienen
10.12.2025

Mit provokanten Aussagen über Putin, Selenskyj und die Zukunft Europas treibt Donald Trump eine neue US-Außenpolitik voran, die immer...

DWN
Technologie
Technologie Stromexport: Frankreich produziert klimafreundlichen Überschuss
10.12.2025

Frankreich produziert in den kommenden Jahren deutlich mehr Strom, als das Land verbraucht. Diese Überkapazität eröffnet neue...

DWN
Politik
Politik Wird Brüssel das Verbot konventioneller Motoren lockern und E-Auto-Quoten für Unternehmen einführen?
10.12.2025

Die EU stellt die Weichen für die Zukunft der europäischen Autoindustrie. Brüssel erwägt eine Abschwächung des Verbots klassischer...

DWN
Finanzen
Finanzen Optimismus für europäische Banken und der Auftakt zu 2026
09.12.2025

Die Wall Street steht vor Rekorden. Analysten sehen starke Impulse für 2026, doch warnen vor Risiken. Banken glänzen, Bitcoin sorgt für...