Unternehmen

Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende Beschäftigte auf die Straße. Nun kommt Bewegung in den Konflikt.
18.04.2024 14:22
Lesezeit: 2 min
Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
Ein Mitarbeiter der Bosch Thermotechnik GmbH öffnet in einer Kältekammer das Gehäuse einer Wärmepumpe. (Foto: dpa) Foto: Marijan Murat

Im Streit über den geplanten Stellenabbau hat sich der Technologiekonzern Bosch offen für Alternativen gezeigt. „Um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, kommen wir um einen Stellenabbau nicht herum“, teilte Arbeitsdirektor Stefan Grosch der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch mit. „Doch wir sind offen für Alternativen, um diesen geringer zu gestalten als geplant – vorausgesetzt, wir können Kosten dauerhaft senken.“

Verhandlungen laufen noch

Die Festlegung ist nach Bosch-Angaben Teil eines gemeinsamen Rahmens für die laufenden Verhandlungen, auf den sich das Unternehmen und der Zulieferer-Gesamtbetriebsrat zentral verständigt haben. Die konkreten Gespräche über den Stellenabbau sollen aber weiter in den einzelnen Geschäftsbereichen geführt werden. Der Konzern ließ daher offen, wie andere Sparmaßnahmen aussehen könnten. Das müssen demnach die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern vor Ort zeigen, die bald abgeschlossen werden sollen.

In den zentralen Gesprächen sei man ein gutes Stück vorangekommen, sagte Grosch. Man habe dem Betriebsrat außerdem zugesagt, bis 2027 insgesamt rund 700 Millionen Euro in Ausbildung und Qualifizierung der Beschäftigten der Mobilitätssparte in Deutschland zu investieren. Der Konzern will demnach außerdem die von der Transformation der Branche besonders betroffenen Geschäftsbereiche stärken. In diesem und im kommenden Jahr sollen dazu weitere vier Milliarden Euro in Maschinen und Anlagen sowie in Forschung und Entwicklung fließen. Das sei ein Bekenntnis zum Standort Deutschland.

Die Arbeitnehmervertretung wertete die Vereinbarung als Durchbruch und sah Forderungen erfüllt. Es handle sich um einen Wendepunkt in den Gesprächen. Betriebsratschef Frank Sell teilte am Mittwochabend mit: „Wir haben uns eine Verhandlungsstruktur gegeben. Es geht jetzt darum, zu dem geplanten Personalabbau Alternativen zu entwickeln“. Dabei stünden die Beschäftigungschancen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland an erster Stelle. Eine interne Personalvermittlung und Qualifizierungsangebote gehörten ebenso dazu wie Investitionen an den Standorten hierzulande.

Bis zu 3200 Stellen im Zulieferbereich betroffen

In den vergangenen Monaten waren mehrmals Pläne des Unternehmens bekanntgeworden, weltweit Stellen zu streichen. Über alle Geschäftsbereiche hinweg stehen bislang mehr als 7000 Stellen zur Disposition - davon bis zu 3200 in der Autozulieferung. Betroffen sind größtenteils deutsche Standorte in der Antriebssparte sowie in Bereichen für Steuergeräte, Fahrzeugelektronik und Software.

Der Stellenabbau bei Bosch reiht sich nahtlos ein in die beunruhigende Kündigungswelle, die vor allem deutsche Konzerne und mittelständische Automobil-Zulieferbetriebe in den letzten Monaten erfasst hat.

Als Grund für die Pläne nannte Bosch vor allem den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Der Stellenabbau soll den Angaben zufolge sozialverträglich ablaufen - unter anderem durch Qualifizierungsprogramme und Vorruhestandsregelungen. Betriebsbedingte Kündigungen schließt eine Vereinbarung für die deutschen Zulieferstandorte bis Ende 2027 aus.

Gegen die Pläne hatten Mitte März dem Betriebsrat zufolge bundesweit rund 25.000 Beschäftigte protestiert - davon 10.000 vor der Konzernzentrale in Gerlingen bei Stuttgart. Eine der Hauptforderungen der Arbeitnehmervertreter waren zentrale Gespräche zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat, unter anderem über Alternativen zum Stellenabbau. Der Betriebsrat wertete den Fortschritt auch als Reaktion auf den Aktionstag.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bahn: Sanierung des Schienennetzes dauert länger – die Folgen
05.07.2025

Die Pläne waren ehrgeizig – bis 2030 wollte die Bahn mit einer Dauerbaustelle das Schienennetz fit machen. Das Timing für die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...