Technologie

Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt es in der Bundesregierung einen Meinungswechsel über die Technik und ein neues Gesetz soll nun den Einsatz in Deutschland erlauben.
24.04.2024 14:54
Aktualisiert: 24.04.2024 16:54
Lesezeit: 2 min

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht großes Potenzial in der Einlagerung von CO2 unter der Nordsee. „Es ist besser, CO2 im Boden zu haben als in der Atmosphäre“, sagte der Grünen-Politiker am bei einer Veranstaltung auf der Hannover Messe. Daher setze nun auch Deutschland auf die lange umstrittene Technik. „Es gibt gute Gründe für diesen Umschwung, und ich denke, das Land wird folgen.“

Die Technologie dahinter nennt sich "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung), kurz CCS. Die Technik, bei der CO2 abgeschieden und dann unterirdisch eingelagert wird, war in Deutschland lange umstritten. Frühere Versuche, sie bei Kohlekraftwerken einzusetzen, scheiterten am Widerstand der Bevölkerung. Inzwischen habe es in der Bundesregierung einen Meinungswechsel gegeben. „Wir waren skeptisch gegenüber CCS. Aber das haben wir überwunden“, sagte der Vizekanzler. Ein neues Gesetz soll nun den Einsatz in Deutschland erlauben. Mit einer Beschlussfassung ist Habeck zufolge im Mai zu rechnen.

Norwegen will CO2-Lager werden

Vor allem Norwegen bietet sich als Standort für die Einlagerung von CO2 auch aus Deutschland an. Bereits seit 1996 wird dort CO2 unter dem Meeresgrund eingelagert. Die Technik sei erprobt und sicher, sagte Norwegens Energieminister Terje Aasland. „Das haben wir bewiesen.“ Die Lagerkapazitäten dort würden für 80 Milliarden Tonnen CO2 reichen. „Das entspricht rund 1600 Jahren der norwegischen CO2-Emissionen auf heutigem Niveau“, so Aasland weiter. Dies wolle man nun den anderen Ländern Europas und vor allem Deutschland zur Verfügung stellen. Eine erste Pipeline durch die Nordsee, die CO2 von Deutschland nach Norwegen bringt, ist geplant.

Dank der Erfahrungen in Norwegen wisse man inzwischen, dass die Technik sicher sei, sagte Habeck. „Es verdampft nicht durch den Boden oder verdirbt vielleicht das Wasser“, so der Minister. „Wir wissen jetzt sicher, dass das nicht passieren wird.“ Daher wolle man die Technik künftig auch in Deutschland einsetzen, um den CO2-Ausstoß zu senken. „Wir wissen, dass es einige Bereiche in der Industrie gibt, die schwer zu dekarbonisieren sind“, sagte Habeck. Als Beispiel nannte er die Zementindustrie. Hier können CCS helfen. „Sollen wir weitere 20 Jahren warten und keine Antwort geben? Wir müssen die Technik einsetzen, die verfügbar ist.“

Keine CO2-Einlagerung an Land

Das geplante Gesetz soll ersten Eckpunkten zufolge vorerst nur die Einlagerung von CO2 unter dem Meeresgrund erlauben. Eine Speicherung an Land, zum Beispiel in ehemaligen Gas- und Erdöllagerstätten, soll vorerst ausgeschlossen bleiben. Zum Einsatz kommen soll das Verfahren in Branchen, die nach aktuellem Stand nur schwer oder gar nicht klimaneutral werden könnten.

Doch die sogenannte CCS-Technik soll auch für die Energieproduktion in Gaskraftwerken erlaubt werden, was Umweltschützer stark kritisieren. Das gefährde den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, warnen sie. Als problematisch sieht das Umweltbundesamt zudem den enormen zusätzlichen Energieaufwand für das Abscheiden und Einlagern des CO2.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Politik
Politik Peter Vesterbacka: Wenn Deutschland wie Estland wäre, hätte es 600 Einhörner
25.10.2025

Europa gilt zunehmend als unentschlossen, überreguliert und kraftlos – Begriffe, die sich in den vergangenen Jahren eingebürgert haben,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ausbildungsmarkt: Ausländische Azubis stützen Hotels und Gaststätten
25.10.2025

Das Hotel- und Gastgewerbe setzt bei der Nachwuchssicherung stark auf internationale Auszubildende. Doch fehlende Deutschkenntnisse bleiben...

DWN
Finanzen
Finanzen Seltene Erden als Investmentchance: Wie Anleger vom Rohstoffboom profitieren
25.10.2025

Seltene Erden sind das stille Rückgrat moderner Technologien – von E-Autos bis Windkraft. Ihre strategische Bedeutung wächst, weil...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Revolut Bank: Wie ein britisches Fintech Europas Bankenaltbau ins Wanken bringt
25.10.2025

Die Revolut Bank stellt das gesamte europäische Bankensystem infrage: Mit 75 Milliarden Dollar Bewertung, aggressiver Expansion und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autoteilehandel 2.0: Wie Ovoko das Geschäft mit gebrauchten Teilen revolutioniert
25.10.2025

Aus einer simplen Excel-Tabelle entsteht ein europaweites Erfolgsunternehmen: Ovoko verändert den Handel mit gebrauchten Autoteilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vom Großraumbüro zur Kokospalme: Wie eine Litauerin Londons Karrierefalle entkam – und auswanderte
25.10.2025

Dominyka Mikšėnaitė hatte alles – Karriere, Gehalt, Aufstiegschancen in London. Doch sie kündigte, verließ das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Aktien: Wie Energieversorger zum stillen Profiteur des Tech-Booms werden
25.10.2025

Der Boom der künstlichen Intelligenz treibt den globalen Stromverbrauch auf Rekordniveau. Milliarden fließen in Rechenzentren, Netze und...

DWN
Politik
Politik Hinweise von Meldestelle "Hetze in Netz": Durchsuchung bei „Welt“-Kolumnist Norbert Bolz nach X-Post
24.10.2025

Für den Autor Professor Norbert Bolz ist es Ironie, die Staatsanwaltschaft sieht in dem Post eine strafbare Aussage gegen den renommierten...