Wirtschaft

Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer Investoren sank damit auf den niedrigsten Stand seit 2013.
07.05.2024 16:50
Lesezeit: 2 min
Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
Deutschland verzeichnete einen starken Rückgang von den ausländischen Investitionen gegenüber dem Vorjahr, was alarmierend für den Wirtschaftsstandort ist. (Foto: iStock.com, industryview) Foto: industryview

Mit nur 733 angekündigten Investitionsprojekten im Jahr 2023 liegen die Auslandsinvestitionen in Deutschland um 12 Prozent niedriger als noch im Vorjahr und verzeichnen einen sechsten Rückgang in Folge. Seit 2013 lag der Wert nicht mehr so niedrig, wie das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY feststellte.

Zwar liegt Deutschland in Europa damit noch auf Platz 3 hinter Frankreich (1194 Projekte) und Großbritannien (985 Projekte), jedoch wird der fortwährende Investitionsrückgang vom Beratungsunternehmen EY als alarmierend für den Wirtschaftsstandort Deutschland bewertet, da sich andere europäische Wirtschaftsstandorte deutlich dynamischer entwickeln würden und Deutschland abgehängt würde. Seit dem Jahr 2017 sei damit die Anzahl der Projekte um 35 Prozent zurückgegangen, das Minus bei Großbritannien lag bei 18 Prozent, wohingegen Frankreich um 20 Prozent zulegen konnte.

Viele Gründe für den Investitionsrückgang

Neben der hohen Steuerbelastung sind, nach Auffassung von EY, insbesondere hohe Energie- und Arbeitskosten sowie eine ausufernde Bürokratie für das schlechte Abschneiden von Deutschland verantwortlich. Obwohl insgesamt in ganz Europa die Investitionsentwicklung schwächelte, schnitt Deutschland am schlechtesten ab. Die großen europäischen Gewinner im Jahr 2023 waren die Schweiz mit einem Plus von 53 Prozent und die Türkei mit immerhin noch plus 17 Prozent.

Investitionen aus den USA fehlen in Deutschland

US-amerikanische Unternehmen waren zwar auch im Jahr 2023 in Deutschland und Europa die wichtigsten Investoren, jedoch schrumpfte die Anzahl der Projekte europaweit um 15 Prozent und in Deutschland sogar um 22 Prozent. Ausschlaggebend hierfür könnte auch das US-amerikanische Subventionsprogramm „Inflation Reduction Act“ sein, das US-amerikanische Unternehmen wieder verstärkt im eigenen Land investieren lässt. Durch den „Inflation Reduction Act“ werden Investitionen in erneuerbare Energien, Batterien und Elektroautos mit 369 Mrd. US-Dollar subventioniert, im Rahmen eines Klimaschutz- und Energiesicherheitspaketes.

Steuerreform und Deregulierung als wichtige Maßnahmen

Nach der Bewertung des Beratungsunternehmens EY kann ein Subventionswettlauf nicht die Lösung sein, vielmehr ginge es in Deutschland um strukturelle Probleme und es müssten bessere Rahmenbedingungen für Investoren geschaffen werden. Um mittelfristig eine Trendwende schaffen zu können, müssten insbesondere eine echte Steuerreform und ein Abbau der Bürokratie auf den Weg gebracht werden. Ausländische Investitionen in Deutschland seien unter den gegebenen Bedingungen bitter nötig, um Arbeitsplätze zu schaffen, Innovationen zu fördern und die Exporte anzukurbeln. Die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu den USA und China könne nur durch umfangreiche Maßnahmen sichergestellt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...