Finanzen

Aktien Frankfurt: DAX-Kurs steigt nach Rückschlag – Erholung oder Teil einer ausgewachsenen Korrektur?

Der DAX-Kurs startet mit einer leichten Erholung in die Woche – doch wie belastbar ist diese Bewegung? Trotz positiver Impulse bleiben Unsicherheiten bestehen. Zwischen Bankenstärke, Zolldruck und saisonalen Schwächen stellt sich die Frage: Hält die Stabilität am Aktienmarkt?
04.08.2025 11:58
Lesezeit: 3 min
Aktien Frankfurt: DAX-Kurs steigt nach Rückschlag – Erholung oder Teil einer ausgewachsenen Korrektur?
Die Bronzefiguren Bulle und Bär stehen vor der Frankfurter Wertpapierbörse: Befindet sich der Aktienmarkt mitten in einer Korrektur? (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

DAX-Kurs mit leichter Erholung

Nach dem Rückgang vom Freitag, ausgelöst durch Konjunkturängste, zeigt sich der deutsche Aktienmarkt zum Wochenbeginn leicht erholt. Unsichere Unternehmenszahlen und der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht hatten am Freitag die Stimmung der Investoren belastet. Die deutlich schwächeren Jobzahlen warfen Fragen zur wirtschaftlichen Stabilität der USA auf.

Am Montagvormittag legte der DAX-Kurs um mehr als 1,3 Prozent auf über 23.730 Punkte zu, nachdem er am Freitag einen Rückgang von 2,7 Prozent verzeichnet hatte. Der MDAX-Kurs für mittelgroße Titel kletterte um 1,0 Prozent auf rund 30.650 Punkte. Der EuroStoxx 50 legte ebenfalls um 1,3 Prozent zu. Mit dem Rückfall unter 23.500 Punkte am Freitag habe der DAX-Kurs den Übergang von einer Konsolidierung zu einer ausgewachsenen Korrektur vollzogen, erklärte Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Auch wenn in den kommenden Tagen leichte Erholungsbewegungen zu sehen sein sollten, dürfte die übergeordnete Richtung zunächst abwärtsgerichtet bleiben", so Molnar. Trotz der aktuellen Verluste steht der DAX-Kurs im laufenden Jahr weiter mit rund 18 Prozent im Plus.

Bankenwerte unter Anlegern gefragt

Aus Branchensicht standen Bankaktien an der Spitze der Kursgewinne in Europa. Hintergrund war ein positives Ergebnis des jüngsten "Stresstests" der EU-Bankenaufsicht EBA. Dieser zeigte, dass die Banken der Eurozone auch bei einer schweren Rezession über ausreichende Kapitalreserven verfügen. Trotz im Test simulierten Verlusten konnten die untersuchten Geldinstitute ihre Stabilität unter Beweis stellen. Die Deutsche Bank legte um 1,6 Prozent zu, während die Commerzbank-Aktie im DAX-Kurs mit einem Plus von 2,2 Prozent glänzte.

Stabilus-Aktie unter Druck: Schwache Aussichten bei Autozulieferer

Ein pessimistischer Ausblick von Stabilus (ISIN: DE000STAB1L8) führte bei der Aktie des Autozulieferers zu einem Einbruch von 10 Prozent. Damit fiel der Kurs auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Monaten. Der Umsatz des Unternehmens sank in den drei Monaten bis Ende Juni um beinahe 10 Prozent. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) verringerte sich um über 23 Prozent. Für das Geschäftsjahr bis Ende September 2025 erwartet das Unternehmen nun Ergebnisse am unteren Rand der Prognosespannen.

Teamviewer-Aktie profitiert von Kaufempfehlung

Teamviewer (ISIN: DE000A2YN900) erholte sich deutlich und führte den MDAX-Kurs mit einem Plus von 2,8 Prozent an. Anlass war eine Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux. Analyst Florian Treisch sieht ein attraktives Verhältnis von Chancen zu Risiken. Die momentanen Schwierigkeiten würden von positiven langfristigen Entwicklungen überlagert, erklärte er.

Handelsstreit belastet den Aktienmarkt

Die zuletzt veröffentlichte "Zollliste" von US-Präsident Trump wirkte sich negativ auf den Aktienmarkt aus. "Die allgemeine Unsicherheit rund um Zölle bleibt bestehen, auch wenn Europa zu den 'glücklichen' Regionen mit einem Abkommen zählt", so Claudia Windt von Helaba. Ihrer Ansicht nach sei die "Deal-Euphorie" an den internationalen Märkten begrenzt. "Während US-Techkonzerne neue Rekorde aufstellen, verlieren andere Bereiche an Boden", erklärte sie. Ob es in dieser Woche zu einer Stimmungsaufhellung kommt, sei zweifelhaft. "Positive Signale für Aktien bleiben rar."

Am Freitag beendete der DAX-Kurs den Handel bei knapp 23.426 Punkten und damit deutlich unter dem Juli-Rekordhoch von 24.639 Punkten. Auch an der Wall Street gab es Verluste. Grund dafür war der schwache Arbeitsmarktbericht aus den USA.

US-Arbeitsmarkt unter Druck, saisonal schwierige Phase erwartet,

"Im Juli wurden lediglich 73.000 neue Arbeitsplätze geschaffen – weit unter den Erwartungen", sagte Rolf Schäffer von der LBBW. Außerdem wurden die Zahlen der beiden vorangegangenen Monate nach unten korrigiert. Dies verstärke den Eindruck einer sich verschlechternden Lage. "Beobachter sehen hierin ein klares Zeichen für eine wirtschaftliche Abkühlung, vor allem infolge der US-Zollpolitik." Die neuen Zölle wirkten sich zunehmend negativ auf den internationalen Handel und die Binnenkonjunktur aus.

Die Zölle sind nicht der einzige Belastungsfaktor: "Die Korrektur war überfällig", so Chartanalyst Christoph Geyer, mit Blick auf die anstehend schwierige saisonale Phase. Der Freitag könne ein Vorgeschmack gewesen sein auf das, was bis Ende September noch bevorsteht. Auch Andreas da Graça von der LBBW verweist auf die Historie: "In den Sommermonaten der vergangenen 24 Jahre zeigte der DAX-Kurs meist eine schwache Performance", sagte er. Im August betrug der durchschnittliche Rückgang seit 2000 etwa minus 1,7 Prozent.

Technische Lage erlaubt weitere Rückgänge

Technisch sei die Lage laut Helaba derzeit deutlich angeschlagen. "MACD und Stochastic notieren unterhalb ihrer Signallinien, DMI signalisiert Verkauf. Zudem wurde die untere Begrenzung der Seitwärtszone vom Juli bei knapp 24.000 Punkten unterschritten", erklärte Ralf Umlauf. Der Kursrutsch vom Freitag lasse weiteres Abwärtspotenzial offen. Wichtige Unterstützungen seien das Zwischentief bei 23.274 sowie das Tief bei 23.051 Punkten.

In dieser Woche stehen weitere Unternehmenszahlen an: In Deutschland berichten unter anderem Siemens, Allianz, Deutsche Telekom, Siemens Energy und Infineon. In den USA veröffentlichen unter anderem Berkshire Hathaway, Pfizer und AMD ihre Quartalsberichte.

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