Unternehmen

Wird das Krabbenbrötchen zum Luxusgut?

Preisschock beim beliebten Fischbrötchen: Ein Brötchen mit Krabben kostet mancherorts 15 Euro. Andere Betriebe bieten keine Krabben mehr an, verzichten auf Gewinn oder servieren nur geringe Mengen.
14.05.2024 10:22
Aktualisiert: 14.05.2024 10:22
Lesezeit: 3 min
Wird das Krabbenbrötchen zum Luxusgut?
Auch am beliebten Fischbrötchen gehen die Preissteigerungen nicht spurlos vorbei. (Foto: dpa) Foto: Jens Büttner

Nordseekrabben sind teuer und selten geworden. „Es ist im Moment nicht nur eine Frage des Geldes“, sagte der Fischereiberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Philipp Oberdörffer. Demnach haben einige Discounter keine Nordseekrabben mehr im Sortiment. Auch manche Restaurants im Norden verzichten auf Krabbengerichte oder servieren nur geringe Mengen. Die Zahl der gefangenen Krabben reiche nicht für alle aus, sagte Oberdörffer.

Bis zu 15 Euro für ein Krabbenbrötchen

In vielen Urlaubsorten gibt es weiter Krabbengerichte, die Menschen müssen dafür aber deutlich mehr bezahlen als früher. So lag der Preis für ein Krabbenbrötchen an den Landungsbrücken in Hamburg Anfang Mai bei bis zu 15 Euro. Auch in den Urlaubsorten Travemünde und Timmendorfer Strand kostete das bei Touristen beliebte Brötchen ähnlich viel.

Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Schleswig-Holstein sind die Krabbenpreise aktuell hoch. Demnach geben die meisten Gastronomen die Preissteigerungen allerdings nicht an die Verbraucher weiter und verdienen mit diesen Gerichten dann nicht viel oder nichts. Es sei unklar, wie lange das noch leistbar sei.

Zu wenig Krabben verfügbar

Der Fischhändler Gosch verkauft aktuell an den meisten Standorten Krabbenbrötchen und verweist darauf, dass sich die Lage im Vergleich zum März und April etwas verbessert habe. Krabben seien weiter sehr teuer, aber wenigstens verfügbar, sagte ein Unternehmenssprecher. Ende März und im April sei dies noch viel dramatischer als jetzt gewesen. „Da galt es nicht nur die Frage zu klären, ob und zu welchem Preis man die Krabbenbrötchen noch an die Gäste verkauft, sondern auch, ob man überhaupt Ware bekommt.“ Zeitweise verkaufte Gosch daher nur noch auf Sylt Krabbenbrötchen. Dem Sprecher zufolge kostet ein Krabbenbrötchen dort aktuell weiter 6,50 Euro, weil es für den Unternehmer eine „Herzensangelegenheit“ ist. Er verwies darauf, dass es auch früher preisliche Schwankungen durch unterschiedliche Verfügbarkeiten von Nordseekrabben gegeben habe. Eine so geringe Verfügbarkeit habe das Unternehmen aber noch nicht erlebt.

Extrem niedrige Fangmengen im Jahr 2023

„Die Situation ist besonders, weil die niedrigen Fänge seit Jahren anhalten“, sagte Fischereiexperte Oberdörffer. „In der deutschen Krabbenfischerei erleben wir seit nunmehr vier bis fünf Jahren deutlich unterdurchschnittliche Fänge.“ Er verwies darauf, dass die deutschen Krabbenfischer in den Jahren 2000 bis 2015 im Durchschnitt zwischen 12 000 und 13 000 Tonnen angelandet hätten. Im Jahr 2023 habe die Menge bei 5500 bis 6000 Tonnen gelegen. Auch in anderen Ländern seien die Fangmengen im vergangenen Jahr extrem gering gewesen und hätten den niedrigen deutschen Fang nicht ausgleichen können. „Eigentlich hätte hier der Preis schon deutlich ansteigen müssen, aber höhere Preise sind im Markt aktuell kaum umsetzbar. Und daher hat es bis in den Herbst 2023 gedauert, bis die Preise sich deutlich aufwärts bewegt haben.“

Die nun hohen Preise basieren demnach auf der extremen Verknappung und fehlenden Lagerbeständen. „Der Absatz ist zwangsläufig eingebrochen, da aktuell die Nachfrage die Fangmengen deutlich übersteigt“, so Oberdörffer. „Wir hoffen aber, dass sich dieses Verhältnis im Spätsommer wieder normalisiert, da dann der neue Krabbenjahrgang in der Fischerei auftaucht und hoffentlich höhere Fangmengen bei auskömmlichen Preisen ermöglicht.“ Eine Vorhersage sei nicht möglich. Wie viele Krabben es in der Nordsee gibt, hängt demnach von sehr vielen Faktoren ab - unter anderem vom Wetter, Nahrungsangebot und von der Zahl der Fressfeinde.

Ungewisse Zukunft der Krabbenfischerei

Wie viele Krabben es künftig zu welchen Preisen geben wird, ist auch mit Blick auf politische Entscheidungen ungewiss. Die EU-Kommission will die Fischerei mit Grundschleppnetzen - der typischen Fangmethode der Krabbenfischer - in Meeresschutzgebieten untersagen. Grundschleppnetze sind Fanggeräte, die etwa von einem Kutter geschleppt werden und für das Fischen beispielsweise von Schollen oder Krabben am Meeresboden oder in Bodennähe konzipiert sind. Meeresschützer kritisieren die Fangmethode, da sie den Meeresboden und dort lebende Organismen schädigt.

Im Februar 2023 forderte die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten auf, bis spätestens 2030 die Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten zu verbieten. Seit Ende März werden erste Maßnahmen umgesetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...