Unternehmen

Nach den Protesten im Winter: Bauern wieder in schwieriger Geschäftslage

Die finanzielle Situation vieler Höfe hatte sich zuletzt deutlich stabilisiert. Ist diese Phase für die Landwirtschaft nun schon wieder vorbei? Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben nachgefasst.
25.05.2024 14:50
Lesezeit: 2 min

Die Geschäfte der Landwirte trüben sich nach zuletzt guten Gewinnen ein. „Unsere Betriebe sind wieder in ein wirtschaftlich schwierigeres Fahrwasser geraten“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied diese Woche. Für das bis Ende Juni laufende aktuelle Wirtschaftsjahr 2023/24 müsse mit einem Gewinneinbruch zwischen 30 und 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gerechnet werden - damals waren die Ergebnisse dank höherer Preise deutlich gestiegen. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) rechnet nun wegen sinkender Preise ebenfalls mit geringeren Einkommen und will der Branche weiterhin stabilere Bedingungen verschaffen.

Im vorigen Wirtschaftsjahr 2022/23 waren die Unternehmensergebnisse auf ein Rekordniveau gestiegen. Nach amtlichen Daten, die Özdemir in Berlin vorstellte, stieg der durchschnittliche Gewinn auf 113.900 Euro und lag damit um 39 Prozent über dem Vorjahreswert. Hintergrund war laut Ministerium vor allem ein kräftiger Preisanstieg bei fast allen Erzeugnissen, der sich infolge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine noch beschleunigte. Dadurch hätten die meisten Höfe erhebliche Kostensprünge bei Energie, Futter und Dünger mehr als wettmachen können.

Der Bauernverband hatte nach eigenen Daten für das vergangene Wirtschaftsjahr bereits einen durchschnittlichen Gewinn von 115.400 Euro ermittelt. Davon sind aber unter anderem noch Investitionen zu bezahlen. Generell müssen die Höfe mit teils starken Schwankungen etwa wegen des Wetters oder der Entwicklung der Preise umgehen, die längst maßgeblich von internationalen Märkten bestimmt sind.

Rukwied sagte, die Erzeugerpreise bei den meisten wichtigen pflanzlichen und tierischen Produkten seien nun deutlich niedriger. Özdemir erläuterte, für die Betriebe seien die Schwankungen wie eine „Achterbahnfahrt“. Dass viele Höfe zuletzt zum zweiten Mal starke Betriebsergebnisse einfahren konnten, sei eine gute Nachricht. „Wir dürfen uns aber nicht in falscher Sicherheit wiegen." Für die Politik gehe es daher um Verlässlichkeit und Planbarkeit für die harte Arbeit der Landwirte.

Nach bundesweiten Bauernprotesten wegen der Streichung von Agrardiesel-Vergünstigungen zu Jahresbeginn hat die Ampel-Koalition der Branche andere Entlastungen zugesichert - unter anderem Erleichterungen bei bürokratischen Auflagen und bei Steuerregelungen, die vor dem Sommer umgesetzt werden sollen. Özdemir bekräftigte, dass für einen Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards eine dauerhafte Finanzierung kommen soll, damit Höfe nicht auf den Mehrkosten dafür sitzen bleiben. Dies sei aus den gegenwärtigen Ladenpreisen nicht zu erlösen.

Der Minister warb erneut für Vorschläge für eine höhere Mehrwertsteuer oder einen Tierwohlcent auf tierische Produkte. Keiner der drei Koalitionspartner habe dies auf der Spitzenebene klar vom Tisch genommen, die Gespräche würden weiter geführt. In der Koalition hatte vor allem die FDP Einwände geltend gemacht. Özdemir sagte, der Weg der deutschen Landwirtschaft sei, "mit Qualität am Markt den Unterschied zu machen." Für bessere Bedingungen in den Ställen hat die Bundesregierung vorerst eine Milliarde Euro reserviert, die aber nur für Schweinehalter vorgesehen ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

 

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie und Microsoft-Aktie: Anthropic-Deal stärkt Position bei künstlicher Intelligenz
20.11.2025

Microsoft und Nvidia setzen mit Milliardeninvestitionen auf das KI-Start-up Anthropic. Die US-Giganten stärken damit ihre Position im...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Sicht? USA arbeiten an Ideen für Kriegsende in der Ukraine – Kritik von der EU
20.11.2025

Ein angeblicher 28-Punkte-Plan für ein Kriegsende in der Ukraine sorgt für Aufsehen. Kiew sieht sich unter Druck. In der EU regt sich...

DWN
Politik
Politik Trump erhält freie Hand: USA bereiten massive Strafzölle und Sanktionen gegen Russlands Handelspartner vor
20.11.2025

Präsident Donald Trump unterstützt ein Gesetz, das weltweite Schockwellen auslösen könnte: Die USA wollen Staaten bestrafen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen nach Nvidia-Zahlen im Aufwind: Wie Anleger jetzt von KI-Investitionen profitieren
20.11.2025

Die US-Börsen zeigen sich am Donnerstag zum Start mit Zuschlägen. Nachdem die Nvidia-Quartalszahlen deutlich besser als erwartet...

DWN
Immobilien
Immobilien Baukosten: Bund will Bauen günstiger und schneller machen
20.11.2025

Weniger Vorschriften, mehr Wohnraum: Der Gebäudetyp E soll das Bauen nicht nur günstiger, sondern auch flexibler für Bauherren machen.

DWN
Unternehmen
Unternehmen MAN Truck & Bus: LKW-Hersteller baut 2.300 Stellen in Deutschland ab
20.11.2025

Der Lastwagen- und Bushersteller MAN will in Deutschland rund 2.300 Stellen abbauen. Belastend seien hohe Strom- und Arbeitskosten und der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Anpassung an die Klimakrise: EU erhöht Druck beim Ausstieg aus Öl und Gas
20.11.2025

Deutschland hatte sich schon im Vorfeld zusammen mit anderen Staaten in Belém für einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle stark...

DWN
Politik
Politik Sie gehört zu den mächtigsten Frauen der EU: Jetzt geht sie auf Konfrontationskurs mit Trump
20.11.2025

Die Spannungen zwischen der EU und den USA erreichen einen neuen Höhepunkt. Donald Trump attackiert europäische Digitalgesetze, droht mit...