In den 1970er-Jahren änderte sich plötzlich der Ruf von Rapsöl, es verbreitete sich wie eine Pest – selbst Länder, die die Pflanze gar nicht als Kulturpflanze kannten, bauen sie heute wie selbstverständlich an. Die DWN klären über den stillen Siegeszug von Rapsöl auf und wie er die Wirtschaft verändert hat.
Rapsöl: Gutes Marketing als Katalysator
Rapsöl, das in den USA eigentlich Rapeseed-Oil heißt, jedoch aus Marketing-Erwägungen unter der Warenbezeichnung Canola-Öl vermarket wird. Häufig wird es als reines Pflanzenöl angepriesen, da hilft nur der Blick auf das Kleingedruckte. Die Amerikaner sind so verrückt, dass sie es als Speiseöl galonenweise in Eimern verkaufen und dabei mitunter zur Hälfte mit gutem Olivenöl mischen. Der englische Name enthüllt bereits das Geheimnis, das wir beleuchten wollen. Es handelt sich um ein Akronym und steht für „Canadian Oil Less Acid“ - also CANOLA!
Das ursprüngliche Problem ist damit offen benannt, und zugleich, wie es die Landwirtschaft mit Unterstützung von Laboren bewältigt hat, dass Raps früher eine eher unbedeutende Nutzpflanze war und nun teilweise sogar als Superfood verkauft wird. Bis in die 1970er-Jahre hätte man es vermutlich in die gleiche Liste mit Goldregen, Maiglöckchen, Herbstzeitlose, Sauerampfer oder Wasserschierling unter der Überschrift „Diese Pflanzen sollten Sie auf keinen Fall essen“ (Quelle: „Der Spiegel“, 15. Juni 2024) einsortiert. Es geht um ihren giftigen Kern - der sich auspressen lässt und auch die sogenannte Euruca-Säure enthält.
Rülpsen und Sodbrennen als erste Anzeichen der Unverträglichkeit
Die ist per se für Mensch und Tier schädlich und macht Raps zu der Pflanze, die sie im Kern nun einmal ist: Brassica napus, ein Kohlgewächs aus der Familie der Kreuzblütengewächse. Schon die Römer nutzen sie als Lampenöl. Es lohnt sich, den langen und ausführlichen Rapsöl-Wikipedia-Eintrag zu lesen. Er könnte Ihnen als Verbraucher, die Augen zu öffnen und zu hinterfragen helfen, ob der Konsum von Rapsöl nicht bei Ihnen oder Ihren Angehörigen vielleicht ebenfalls erste Anzeichen von Unverträglichkeit oder gar Beschwerden wie Krämpfen auslöst.
Da es sich nicht im Sinne der Lebensmittel-Kennzeichnungspflicht um eine Allergie handelt, sondern um Unwohlsein oder eine Anti-Reaktion des Körpers, ist es schwer, verbindlich zu testen, ob man zu den Leidtragenden zählt oder nicht. Auch für die Ärzte ist die Diagnose äußerst schwierig, zumal die Symptome teilweise erst Stunden nach dem Verzehr auftreten. Aufstoßen, Rülpsen, Sodbrennen sind die ersten Anzeichen.
Ohne Rücksicht auf Gefahren: Hochleistungs-Agrikultur und ihr Gewinnstreben
Wohlgemerkt, dies soll kein Trendbericht über fragwürdige Ernährungsfragen werden. Schon gar nicht geht es um etwaige Verschwörungstheorien gegen unsere Landwirtschaft oder Lebensmittelindustrie. Es soll lediglich sensibilisiert werden, ob unsere Hochleistungs-Agrikultur im marktwirtschaftlichen Rendite-Streben und unter Optimierungsgesichtspunkten nicht zu weit gegangen ist und Millionen Menschen de facto Schaden zufügt, statt sie gesund zu ernähren. Das Problem ist schon seit Jahrzehnten bekannt, als beispielsweise die FDA (Food and Drug Administration in den USA) das neuartige Canola ohne große Studien als vermeintlich ungefährlich im Zulassungsverfahren durchgewinkt und für den Verzehr freigegeben hat. Am Universitäts-Klinikum der UCLA in Kalifornien hat man „dermaßen viele Verdachtsfälle registriert“, dass dort Krankenschwester Undine Mullins bereits eine Art Leitfaden mit Ratschlägen verteilt hat. Immer wieder poppt das Thema in den Sozialen Netzwerken auf, „wenn sich die Verdachtsfälle häufen“, so ihre Erfahrung. 2018 wurde in Diskussionsforen beispielsweise darüber in extenso berichtet, dass Canola in Europa einem Bann unterliegt. Was leider nicht stimmt! Die EU-Behörden haben zwar wieder mal geprüft und in der Sache ermittelt, was dran ist, und dann die Sache wegen Geringfügigkeit auf sich beruhen lassen. Selbst bei der Ratgeber-Sendung „Die Ernährungs-Docs“ vom NDR, die schon vor Jahren auf das Thema von Betroffenen aufmerksam gemacht wurden, scheint man der Sache keinen rechten Glauben zu schenken.
Insofern lohnt ein kurzer Blick zurück: Entscheidend ist, wie die Pflanze in Kanada in den 1970er-Jahren durch Gen-Manipulation und Züchtung verändert wurde, wobei das Gift nach Angaben der damaligen kanadischen Forscher „so weit reduziert wurde, dass es für den Mensch nicht mehr schädlich“ sei. Aber stimmt das überhaupt? Ein Verweis auf die Homöopathie sei an dieser Stelle erlaubt. Es kommt demnach auf den Wirkstoff oder das Gift an, nicht so sehr auf die effektive Menge.
Wie so oft, löffelt der eine Verbraucher Rapsöl als wäre es Gemüsebrühe, während sich der andere bereits bei mit Rapsöl (statt Butter) hergestellten Backwaren nach ein paar Stunden mit Darmbeschwerden krümmt. Sie kennen das Problem vom Thema Gluten-Unverträglichkeit, für den einen schädlich, während andere die Sache genüsslich weglachen, bei ihrer problemlosen Ernährung.
Die Story mit den Fettleberwerten und die Paranoia vor Cholesterin
Zurück nach Nordamerika, wo der Siegeszug mit allen Regeln der Marktmacht vorbereitet und vollzogen wurde. Was die Kanadier als erstes Problem bei der Markteinführung lösen mussten, war daher ein komplett neues Branding zu entwickeln. Bevor es zur konsequenten Markt-Penetration und -Durchdringung kommen konnte, um die passenden Begriffe für „Rapeseed“ zu benutzen. Dem aufmerksamen Verbraucher dürfte sofort das gewaltige Wörtchen aufgefallen sein, das sich aus dem Englischen eins zu eins mit „Vergewaltigungs-Kern“ ins Deutsche übersetzen lässt. Also musste dringend ein neues Wort für die Verpackung her - und eine möglichst gute, überzeugende Story.
Die lautete: Canola helfe dabei die Fettleberwerte zu verbessern und wurde von Ärzten über Jahrzehnte hinweg bei Adipositas als Butter-Ersatzstoff empfohlen. Die Rede ist von der lange währenden Cholesterin-Paranoia (vgl. „Cholesterol – The Fears Vs. The Facts“, Idaho-Center for Functional Medicine). Die Werbung jedenfalls zeitigte mithilfe des unter Patienten weit verbreiteten Befunds schnellste Wirkung und folglich reißenden Absatz. Ökonomisch war es geradezu eine „Wunderwaffe für die Welternährungskrise“: In den Weiten Kanadas konnten plötzlich neue Felder für die Landwirtschaft erschlossen werden, um dem vergleichsweise teuren Alternativprodukten wie Sonnenblumen- und vor allem Olivenöl etwas entgegenzusetzen. Länder, die Rapsöl überhaupt nicht als heimische Kulturpflanze kennen, wurden geradezu überschwemmt von den Plastik-Containern voll des beißend gelben Safts. Glücklich schätzen dürfen sich die Völker, die wie Italiener niemals Rapsöl an ihre Nudeln lassen würden, oder die Ungarn, die soviel Sonnenblumen-Felder unterhalten, dass sie sich mit entsprechenden Importen zur unnötig Konkurrenz schaffen würden.
Wo Oliven wachsen und die Leute trotzdem auf Canola in der Küche schwören
Nicht hingegen Israel zum Beispiel, ein Land, in dem eigentlich seit Jahrhunderten Olivenbäume heimisch sind. Wo aber in Tel Aviv oder Jerusalem kaum noch ein Restaurant aufzutreiben ist, dass nicht Fleisch oder gar frisches Gemüse in Rapsöl brät oder frittiert. Man muss schon zum Araber auf dem traditionellen Carmel-Markt im Herzen Tel Avivs pilgern, um dort überhaupt Falafel zu bekommen, die nicht zuvor mit Canola beträufelt oder gar getränkt wurden. Ein anderes trauriges Beispiel sind die thailändischen Restaurants in Berlin, die sämtlich von Convenience-Lieferdiensten mit Rapsöl-Eimern ausgestattet werden, obwohl es in ihrer traditionellen Küche im Heimatland historisch eigentlich gar keinen Rapsanbau gibt - so viel zur Original-getreuen Bangkok-Küche in Deutschland.
Und noch ein besonders verblüffendes Beispiel aus dem schönen Wien, wo ein echtes „Wiener Schnitzel“ natürlich aus Kalbsfleisch und nicht Schwein besteht und seit Generationen vornehmlich in Butterschmalz gewendet wurde, bis die gold-braune Panade richtig Blasen schlägt und sich zu Beulen auf dem Filet aufbäumt. Kaum mehr ein Restaurant macht sich heutzutage noch die Mühe. Stattdessen wird in die Fritteuse, wegen des besonders hohen Siedepunktes, mit dem robustem Rapsöl befüllt und das Schnitzel darin versenkt. Ein Traditionslokal wie das „Meissl & Schadn“ am Wiener Schubertring ist eines der wenigen Häuser, die ihren Stammkunden wenigstens noch ein Entweder-Oder anbieten in ihrer gläsernen Küche im Schaufenster. Eine Rarität geradezu, was bereits kulturell aufs Wiener Gemüt schlägt, wenn man dem Kulturmagazin „Der Falter“ Glauben schenkt.
Die Werbeversprechen von „Lätta“ und anderen Rapsöl-Produkten
Doch zurück, wie die Lebensmittelindustrie die in bare Münze zu verwandelnden Möglichkeiten rasch erkannt und gewinnbringend umgesetzt hat. Bereits in den 1980er-Jahren ging es mit einfachen Streichfetten los. Das günstige Öl, es wächst selbst auf klimatisch unwirtlichen Böden gleich mehrfach im Jahr, wurde also zunächst in Raps-Margarine verwandelt. Sie erinnern sich vielleicht noch an die Butterberge aus den Anfangsjahren der Europäischen Union? Mit der Einführung des Rapsöls wurden sie sukzessive abgebaut. Der Verbraucher verzichtete auf die gute Butter als schlecht (was von Studien unterdessen längst widerlegt worden ist) und fühlte sich gesund und sportlich mit Margarine (vgl. Kultwerbung für „Lätta“ in den 80er-Jahren). In den USA ist dieser Irrglaube immer noch so weit verbreitet, dass selbst knackiger Broccoli in der kalifornischen Cuisine „flash fried“, also kurzgebraten wird, um den Geschmack durch das siedend heiße und geschmacklich fast neutrale Rapsöl zu konservieren. Die vermeintlich gesunde Nährung in den USA machts möglich. Bloß kein gesundes Olivenöl verwenden, da schmeckt ja vor und lenkt nur vom Gemüse ab!
Die Fragen, die wir uns bei nüchterner Betrachtung nachträglich stellen sollten: Stimmten die ursprünglichen Behauptungen wirklich? Oder sind arglose Verbraucher bewusst in die Irre geführt worden, mit fadenscheinigen ärztlichen Diagnosen und gesundheitspolitisch blumigen Versprechungen? Und - vor allem - wie hat der Anbau von Raps die Landwirtschaft und vor allem die Lebensmittelindustrie weltweit nicht nur revolutioniert, sondern geradezu auf den Kopf gestellt.
Die DWN haben sich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Braunschweig schriftlich erkundigt. Es bestätigt den Sachverhalt. „Der heutzutage für die Ölgewinnung verwendete Raps (Brassica napus) enthält reduzierte (sog. 0-Raps ) bzw. fast keine (sog. 00-Raps) Gehalte an der Fettsäure Erucasäure mehr. Um eine mögliche Exposition gegenüber Erucasäure weiter zu minimieren, wurden in der Verordnung (EU) 2023/915 im Anhang I unter 2.1 auf Seite 20 Höchstgehalte für Erucasäure festgelegt. Hier gilt für pflanzliche Öle und Fette, die für den Endverbraucher oder zur Verwendung als Zutat in Lebensmitteln in Verkehr gebracht werden, ein Höchstgehalt von 20,0 g/kg.“ Und was heißt das im Alltag der Verbraucher? Gute Frage! „Bezüglich eines möglichen Risikos können wir keine Auskunft geben“, schreibt uns Vanessa Nöhr, Referentin für Krisenkommunikation. Wer also Schmerzen hat, sollte den Arzt konsultieren.
Noch ein paar Zahlen zur Einordnung der wirtschaftlichen Bedeutung des Canola-Anbaus: In den USA werden auf zwei Millionen Acres (800.000 Hektar Fläche) ölreiche Raps-Pflanzen kultiviert, und zwar überwiegend im pazifischen Nordwesten und den Great Plains. Pro Acre (o,4 Hektar) können in Frühling und Winter bis zu 160 Gallonen (umgerechnet 3,785 Liter) erzeugt werden - umgerechnet sind das 484 Millionen Liter Rapsöl. Zum Vergleich: In Kanada, wo man sich die Sache mit dem giftreduzierten Raps einst ausgedacht hat, sind es sogar 20 Millionen Acres - ein Vielfaches der Menge also, fast ausschließlich in den Provinzen Manitoba, Saskatchewan und Alberta. Mehr als 30 Prozent der weltweiten Produktion stammt damit aus dem Hohen Norden Amerikas.
Die gelbe Gefahr: 20 Millionen Acres in Kanada, eine Million Hektar in Deutschland
In Deutschland wird Raps derweil auf einer Fläche von fast 1,1 Millionen Hektar angebaut. Nach Weizen, Mais und Gerste ist es damit inzwischen die vierthäufigste Anbaukultur. Tendenz: steigend! Das besagen die letzten Zahlen des Statistischen Landesamtes von 2022. Wer über den Norden und Osten Deutschlands fliegt, dürfte verblüfft sein von den Ausmaßen der gelben Gefahr. Das Bundesland mit der größten Aussaatfläche ist Mecklenburg-Vorpommern mit 197.800 Hektar, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 145.100 Hektar. Die größten Flächenveränderungen waren in Sachsen-Anhalt (+17.900 Hektar), Niedersachsen (+13.700 Hektar), Sachsen (+6.800 Hektar) und Schleswig-Holstein (+6.400 Hektar) zu beobachten.
Bei uns wird die Rapsöl-Produktion in Tonnen beziffert: Gut vier Millionen Tonnen sind es jährlich. Die Branchenseite Landwirtschaft.de spricht unreflektiert von einem „Multitalent“: „Man findet es in zahlreichen Produkten – ob als Speiseöl, Biodiesel, Futtermittel, Schmierstoff, Farbe oder Kosmetika.“ Und weiter: „Ein Hektar Raps liefert einen Ertrag von etwa 3.400 Kilogramm Rapssamen. Daraus lassen sich rund 1.450 Liter Rapsöl und hieraus wiederum circa 1.400 Liter Biodiesel erzeugen.“
Ein Viertel der Rapsöl-Menge wird direkt in die Lebensmittelindustrie verbracht
Das Problem: Als Kraftstoff hätte damit niemand ein Problem. Gut ein Viertel davon wird allerdings direkt zu den Großabnehmern in der Lebensmittelindustrie transportiert und dort in Massen von Produkten verrührt und ersetzt. Ein weiterer Großteil findet als Futteröl Verwendung, was also auf Umwegen in den Lebensmittel-Kreislauf gelangt. „Der Anbau von Raps wurde für die landwirtschaftlichen Betriebe zuletzt insbesondere durch die höheren Marktpreise infolge der sehr schlechten Ernte in Kanada im Jahr 2021 und dem Krieg in der Ukraine attraktiver. Zudem erwiesen sich die Erträge beim Winterraps in der Erntesaison 2022 in vielen Regionen trotz Hitzeperioden und Trockenheit als robust“, so die Einschätzung von Destatis.
Soll heißen: Das Geschäft lohnt sich. Wobei der Export aus der Ukraine, die Preise zuletzt durcheinander gewirbelt hat. Die Europäische Kommission schätzte die Raps-Produktion in der EU im Jahr 2023 auf 19,8 Millionen Tonnen. Von 565 Euro je Tonne ging es zwischenzeitlich auf 439 Euro pro Tonne steil nach unten. Das bedeutete vorübergehend ein Minus von 23 Prozent in nur wenigen Wochen. Damit lagen die Rapspreise so niedrig wie zuletzt im Februar 2021.
Wobei die Erzeuger Mittel und Wege gefunden haben, durch andere Vertriebswege den Erlös zu erhöhen. Die Rapsölmühlen, die in Mitteleuropa wie Pilze aus dem Boden schießen oder wie in Österreich sogar verstärkt reaktiviert werden (seitdem das Rapsöl-Geschäft dort boomt), sind Wachstumstreiber. Sie werben in Bio-Lebensmittelgeschäften mit Slogans „Das gute Olivenöl des Nordens“ und preisen ihr Produkt (kaltgepresst als handele es sich tatsächlich um Olivenöl) wie Healthfood bei ihren besonders ernährungsbewussten Zielgruppen an.
Vegetarier und Veganer kurbeln Nachfrage an, um Butter zu substituieren
Was natürlich besonders bei Vegetariern und Veganern gut ankommt und voll im Trend liegt. Sie versuchen, die tierische Butter zu substituieren, und bestimmen damit am Markt zunehmend die Nachfrage, wie Sie am Angebot Ihres örtlichen Bäckers und Konditors feststellen können. Die Brotauswahl bei Supermärkten wie Rewe oder Penny ist mehrheitlich bereits auf Rapsöl umgestellt, was immerhin in der Liste der verwendeten Inhaltsstoffe verraten werden sollte.
Erschreckend, wo Rapsöl als Inhaltsstoff sogar in längst am Markt eingeführten, aber nun modifizierten Nahrungsmitteln auftaucht. Tortenböden, in sämtlichen Fisch-Konserven der deutschen Supermärkte, bei schnödem Toastbrot, wenn es nicht Butter-Toast ist. Machen Sie sich mal den Spaß, die Etiketten zu studieren. Ihre Fassungslosigkeit wird kaum mehr Grenzen kennen. Ihr Feinkost-Geschäft bietet eingelegte Salate und hausgemachte Buletten an? Wahrscheinlich mit Rapsöl zubereitet! Sauce Hollandaise, vermutlich auch, wenn sie nicht von Thomy ist. Die neue Hellmann-Mayonnaise ist in Europa mit Rapsöl versetzt, während das vermeintliche „Original-Rezept“ in den USA ohne auskommt. Doch wem fällt das schon auf? Die Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken brät ihr Hühnchen in Pflanzenöl, das Raps enthält. Freilich nicht am tschechischen Markt, da handelt es sich um Sonnenblumenöl aus den altehrwürdigen Anbaugebieten im Südosten Europas.
Wir lassen das jetzt mal und verweisen auf die Erkenntnisse des Bremer TV-Kochs, Food-Comedian und Lebensmittel-Produktentwickler Sebastian Lege, der wöchentlich die Tricks der Branche entlarvt und die Lebensmittelindustrie geradezu vorführt. Er rät: Am besten selbst kochen mit frischen Produkten und alles vorgefertigte Convenience-Food besser weglassen. Dann schmeckts und man bleibt lange gesund!
Das nächste Gift ist schon im Umlauf: Carrageen aus der Rotalge im Speiseeis
Gut möglich, dass er in seiner Show schon bald die nächste Sauerei anprangert. Die Sache mit dem Carrageen vielleicht, das von Lidl in die Schlagsahne gerührt wird, um sie steifer zu kriegen. Carrageen, das oft auch irreführend als E 407 auf der Packung angegeben ist, ist angeblich ein pflanzliches Verdickungsmittel, das in Pudding auftauchen kann oder im Langnese-Eis. Es wird aus der Rotalge gewonnen, ist im Körper nur mit Schwierigkeiten abzubauen. Dennoch ist es für Lebensmittel ohne Mengenbeschränkung als Zusatzstoff zugelassen. Experten wissen längst, dass es bei vielen Menschen allergieähnliche Reaktionen herruft. Personen, die an einem sensiblen Darm oder Reizdarm leiden, sollten Carrageen meiden oder möglichst ganz darauf verzichten. Zu den Beschwerden gehören Bauchschmerzen, Durchfall und Schleimhautreizungen. Die Labor-Mäuse fanden die Tests als andere als bekömmlich. Na denn, viel Spaß an der Eistruhe diesen Sommer!