Manchmal hat man den Eindruck, dass das Kürzel „bAV“ für betrübliche und nicht für betriebliche Altersvorsorge steht. Unternehmer klagen über den hohen Verwaltungsaufwand und die Mitarbeiter über deren magere Renditen. Digitale Lösungen könnten dies ändern.
Win-Win-Situation für alle
Eines dürfte jedem Anspruchsberechtigten mit Blick auf die zu erwartende gesetzliche Rentenzahlung völlig klar sein – sie wird nicht ausreichen, um beim Austritt aus dem Berufsleben den gewohnten Lebensstandard beizubehalten. Dass private Altersvorsorge in Zeiten wie diesen mehr denn je Sinn macht, steht daher außer Frage. Ob allerdings eine versicherungsförmige und vertriebsorientierte bAV die richtige Lösung darstellt, steht auf einem völlig anderen Blatt.
Dies liegt vor allem daran, dass beim Abschluss von „herkömmlichen“ Versicherungen in der Regel üppige Provisionen an den jeweiligen Makler oder Versicherungsvertreter zu bezahlen sind. Und selbst bei aktiv gemanagten Fonds fallen beim Kauf einmalige und während der Haltedauer mitunter hohe jährliche Managementgebühren an. All diese Kostenfaktoren reduzieren sehr stark den Anlageerfolg und können bei einer Laufzeit über mehrere Jahrzehnte den Wert der bAV bei Fälligkeit um mehrere 10.000 Euro mindern.
Grundsätzlich hat jeder Arbeitnehmer das Recht auf eine bAV-Beratung durch den Arbeitgeber. Weil der Arbeitgeber durch die Gehaltsumwandlung Sozialabgaben einsparen kann, profitiert auch er von der betrieblichen Altersvorsorge, allerdings ist er gesetzlich verpflichtet, einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent des umgewandelten Entgelts zu leisten. Leider stellt sich die Rechtslage dabei als sehr komplex dar, wodurch zahlreiche Haftungsfallen entstehen können.
Eines steht außer Frage: Die meisten Arbeitgeber möchten ihren Mitarbeitern durch das Angebot einer bAV helfen, ihre vorprogrammierte Rentenlücke zu schließen oder zumindest zu reduzieren. Während große DAX-Unternehmen durch die Einstellung von Spezialisten möglicherweise über die notwendige Expertise im Bereich der bAV verfügen, dürfte dies bei der Mehrheit der mittelständisch geprägten Betriebe eher nicht der Fall sein.
Darauf sollten Unternehmer unbedingt achten
Wer als Unternehmer seinen Mitarbeitern eine attraktive Betriebsrente ermöglichen möchte, sollte deshalb stets darauf achten, dass ausschließlich provisionsfreie Verträge angeboten werden. Aus Haftungsgründen macht es zudem Sinn, diese Beratung nicht selbst zu übernehmen. Auf keinen Fall sollte diese wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe an irgendwelche Verkäufer, sondern an erfahrene bAV-Berater übertragen werden. Diese wären dann über ein Honorar und nicht über verkaufsabhängige Provisionen zu bezahlen. Bei Verkäufern besteht nämlich stets die Gefahr eines Interessenkonflikts. Was für den Verkäufer gut ist, ist für den Versicherten schlecht und schlägt sich in der Regel in einer geringeren Rendite nieder.
Eine unabhängige Beratung zur betrieblichen Altersversorgung (bAV) bekommen Unternehmer bei einem gerichtlich zugelassenen Rentenberater. Wichtig zu wissen: Dabei handelt es sich nicht um Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung oder eines Versicherungsunternehmens. Vielmehr sind sie aufgrund ihrer besonderen Sachkunde zur unabhängigen Rechtsberatung im Bereich des Sozialrechts und weiterer Rechtsgebiete zugelassen. Der Bundesverband der Rentenberater e.V. kann bei der Suche nach geeigneten Beratern in der Region wertvolle Dienste leisten.
Über die Wirkung „guter“ bAV-Verträge
Wer seinen Angestellten attraktive bAV-Verträge bietet, kann dies in Zeiten von akutem Fachkräftemangel zudem als Instrument zur Mitarbeiterbindung und -motivation nutzen, schließlich eignet es sich sehr gut, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und auch zu halten. Doch das Thema bAV ist relativ komplex. Grundsätzlich stehen nämlich fünf Durchführungswege zur Auswahl: Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds, Unterstützungskasse und Direktzusage. Jeder Weg bietet eigene Vor- und Nachteile und ist durch steuerliche und rechtliche Besonderheiten gekennzeichnet.
Grundsätzlich sollten die angebotenen bAV-Modelle flexibel gestaltet sein und sich an Veränderungen anpassen lassen. So sollte zum Beispiel gewährleistet sein, dass im Falle eines Wechsels des Arbeitnehmers zu einem anderen Arbeitgeber die Ansprüche nicht verloren gehen. Außerdem sollten bestehende bAV-Programme regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, damit diese stets den aktuellen gesetzlichen Anforderungen und den Bedürfnissen der Mitarbeiter entsprechen. Eine sorgfältige Dokumentation und Verwaltung der bAV-Verträge sollte ebenfalls gewährleistet sein und die Erstellung von Betriebsvereinbarungen, die ordnungsgemäße Abwicklung der Beiträge und die Überwachung der gesetzlichen Vorgaben umfassen.
Digitale Tools können ebenfalls helfen
Für kleine und mittelständisch geprägte Unternehmen macht es durchaus Sinn, diese komplexe und verantwortungsvolle Aufgabe an spezialisierte Dienstleistungsunternehmen mit entsprechender Expertise zu übertragen. Digitale Tools eignen sich besonders gut, den Verwaltungsaufwand von bAV-Verträgen zu reduzieren. Das im badischen Offenburg beheimatete Start-Up-Unternehmen DYNO (gegründet: 2021) setzt genau auf dieses Geschäftsmodell und wirbt mit provisionsfreien Verträgen ohne Papierkram.
Unternehmenschef Marc Karkossa (CEO) weist darauf hin, dass nur Versicherungen ins Produktportfolio aufgenommen werden, deren Tarife die von DYNO vorgegebenen Kriterien erfüllen und monatlich gescreent werden. Aus diesem Angebot können die Unternehmer dann eine Vorauswahl für ihre Belegschaft treffen. Die Beschäftigten können wiederum ihre Präferenzen, Wünsche und Bedürfnisse angeben und erhalten danach eine konkrete Empfehlung.
Wie wichtig die Auswahl einer bAV-Versicherung ist, zeigt Karkossa anhand seiner Erfahrungen im Alltag auf und sagt: „Wir führen täglich Vertrags-Checks von bereits bestehenden bAV-Verträgen durch und müssen leider feststellen, dass in 95 Prozent der überprüften Fälle in den Verträgen sogar weniger Kapital enthalten ist, als eingezahlt wurde. Dies zeigt, wie kaputt das bestehende System derzeit ist.“
Befragt nach den Vorlieben der Versicherten erklärt Firmenchef Karkossa, dass eine große Mehrheit der Mitarbeitenden an Verträgen interessiert ist, die Investments an den internationalen Aktienmärkten ermöglichen. Der durchschnittliche Monatsbeitrag liegt aktuell bei 240 Euro und am häufigsten wird dieses Kapital in einen ETF investiert, der den US-Standardwerteindex S&P-500 abbildet.