Wirtschaft

Deutsche Autoindustrie sieht gravierendes Standortproblem

Die für Deutschland enorm wichtige Autoindustrie sieht sich zunehmend ins Ausland gedrängt. Bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen macht der Branchen-Verband VDA dringenden Handlungsbedarf aus.
04.08.2024 16:01
Lesezeit: 2 min

Die Autoindustrie sieht angesichts hoher Energiepreise und überbordender Bürokratie die Produktion in Deutschland in Gefahr. "Teilweise können Werke nur hierzulande gehalten werden, weil Geld an Standorten im Ausland verdient wird. Wir haben ein gravierendes Standortproblem", sagte die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Die Jobs in Deutschland könnten nur gehalten werden, wenn Energie billiger werde, Rohstoffe gesichert würden und Bürokratie abgebaut werde.

Stattdessen begebe sich die EU etwa mit dem Lieferkettengesetz auf Sonderwege und türme neue Bürokratie-Hürden auf. "Auch die Bundesregierung muss vom Reden ins Handeln kommen, sonst lässt sich die schleichende Deindustrialisierung nicht mehr stoppen, weil Deutschland bei den Produktionskosten nicht mithalten kann", warnte Müller. Berlin müsse deutlich mehr Druck auf Brüssel machen, Energiepartnerschaften mit Afrika, dem Nahen Osten und Lateinamerika sowie Handelsabkommen abschließen. "Wir werden nicht daran scheitern, dass wir keine guten Autos mehr bauen. Es geht allein um die Rahmenbedingungen", so Müller.

VDA-Präsidentin fordert Rücknahme der EU-Strafzölle

Die VDA-Präsidentin forderte auch die Rücknahme der EU-Strafzölle auf chinesische E-Autos. Die Subventionen in China seien zwar eine Herausforderung, aber Strafzölle seien kein geeignetes Mittel für den Schutz der Branche. "Es drohen Gegenmaßnahmen durch China und eine Protektionismus-Spirale würde Deutschland als Exportnation wohl amhärtesten treffen." Deutsche Hersteller verkauften in China etwa 100-mal so viele Pkw wie chinesische Marken in Deutschland, betonte Müller im Interview. Die Sorge vor einer E-Auto-Schwemme aus Fernost sei aktuell übertrieben. Die Gespräche, die die EU-Kommission mit Peking führe, müssten intensiviert werden, denn es gebe Lösungsräume.

Mit Blick auf den schwächelnden Markt für E-Autos forderte Müller erneut einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur. "Das Allerwichtigste, um die E-Mobilität hierzulande wieder in Schwung zu bringen, sind Ladesäulen, Ladesäulen, Ladesäulen und Netze, Netze, Netze!! In gut einem Drittel aller Gemeinden gebe es noch keinen öffentlichen Ladepunkt und knapp drei Viertel aller Gemeinden hätten noch gar keinen Schnellladepunkt installiert. Spediteure, die Schnellladesäulen für ihre Strom-Lkw haben wollten, bekämen von ihren Netzbetreibern gesagt: "Das schaffen wir in sechs oder acht Jahren." Auch das Bezahlsystem müsse vereinheitlicht und vereinfacht werden, sodass Nutzer an jedem Ladepunkt laden können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...