Weltwirtschaft

Reaktion auf Auto-Zölle: China prüft EU-Brandy-Importe

Lesezeit: 2 min
05.07.2024 15:26  Aktualisiert: 05.07.2024 18:26
China erwägt im Handelsstreit mit der EU Gegenmaßnahmen. Nach der Einführung zusätzlicher EU-Zölle auf chinesische Elektroautos untersucht Peking nun die Importe von europäischem Brandy. Das chinesische Handelsministerium hat angekündigt, in einer laufenden Anti-Dumping-Untersuchung Brandy aus der EU genauer unter die Lupe zu nehmen und dabei heimische Unternehmen zu hören.
Reaktion auf Auto-Zölle: China prüft EU-Brandy-Importe
Xi Jinping, Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh): China prüft eine angemessene Reaktion auf die EU-Autozölle (Foto: dpa).
Foto: Li Xueren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei einem Treffen am 18. Juli wird über mögliche Schäden für die chinesische Industrie gesprochen. Besonders betroffen könnten französische Hersteller sein. Was dies für europäische Verbraucher bedeutet, ist noch unklar. Große Wirtschaftsinstitute prognostizieren jedoch keine langfristig erheblichen Auswirkungen.

Institute: Preise für E-Autos bleiben stabil

Laut Simulationen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) werden die Preise für Elektroautos durch die EU-Auto-Zölle langfristig nur geringfügig steigen. Demnach könnten die Preise in der EU um durchschnittlich 0,3 bis 0,9 Prozent steigen, während sie in China sinken könnten. Kurzfristig könnten die Zölle jedoch größere Auswirkungen haben.

Die Industrie befürchtet negative Folgen für den deutschen Markt. Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), äußerte, dass die Preise für Elektrofahrzeuge deutlich steigen könnten, was den Wettbewerbsdruck auf europäische Hersteller vermindert.

Seit dem 5. Januar ermittelt China gegen importierten Brandy aus der EU. Diese Untersuchungen, ebenso wie die gegen Schweinefleisch und Schweinefleischprodukte aus der EU, gelten als Reaktion auf die EU-Untersuchungen zu chinesischen E-Autos.

In Anti-Dumping-Untersuchungen wird geprüft, ob Produkte zu künstlich niedrigen Preisen angeboten werden. Mehrere Erzeuger und Industrieverbände haben Anhörungen beantragt. Das chinesische Handelsministerium will damit die Fairness des Verfahrens sicherstellen.

EU-Kommission: Unfaire Subventionen in China

Nach intensiven Untersuchungen kam die EU-Kommission zu dem Schluss, dass es unfaire Subventionen in China gibt. Die vorläufigen EU-Zölle belaufen sich nun auf 17,4 Prozent für BYD, 19,9 Prozent für Geely und 37,6 Prozent für SAIC. Für andere Unternehmen sind 20,8 Prozent vorgesehen. Nicht kooperierende Unternehmen müssen mit einem Strafzoll von 37,6 Prozent rechnen. Diese Zölle kommen zu einem bestehenden Zollsatz von zehn Prozent hinzu.

Die Maßnahme ist umstritten. Die deutsche Autoindustrie und die Bundesregierung sehen die Strafzölle kritisch. Sie befürchten, dass Vergeltungsmaßnahmen vor allem deutsche Autohersteller treffen könnten, die stark vom chinesischen Markt abhängig sind. Zudem sind deutsche Unternehmen auch von den EU-Maßnahmen betroffen, da sie in China Autos für den Export produzieren.

Bis zur endgültigen Entscheidung müssen die vorläufigen EU-Strafzölle noch nicht gezahlt, sondern nur Sicherheitsleistungen hinterlegt werden. Falls Verhandlungen mit China scheitern, könnte die EU-Kommission die Einführung der Strafzölle vorschlagen. Die EU-Staaten könnten diese nur mit einer qualifizierten Mehrheit stoppen.

China und die EU-Kommission sind grundsätzlich bereit, innerhalb der nächsten vier Monate eine Lösung zu finden. Vizekanzler Robert Habeck hatte vor zwei Wochen in China verhandelt, jedoch ohne Durchbruch. Dennoch bleibt die EU-Kommission optimistisch, auch wenn es unterschiedliche Ansichten zu den Untersuchungsergebnissen gibt.

Die Rechtmäßigkeit der Kommissionsvorgehensweise ist umstritten. Während Automobilexperte Florian Dudenhöffer gegenüber "ntv.de" die Auto-Zölle für angreifbar hält und eine Klage bei der WTO erwartet, unterstützt Anna Cavazzini, Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, die Maßnahme. Sie betont, dass Zölle ein WTO-konformes Instrument für fairen Wettbewerb sind.

Viele Märkte gehen härter gegen China vor

Die EU-Zölle sind teilweise niedriger als die der USA. Auch andere Staaten reagieren scharf auf Importe aus China. Obwohl China der größte Automarkt der Welt ist, sind viele Märkte für Peking teurer geworden. Die USA verhängten im Mai Sonderzölle von 100 Prozent auf E-Autos, wodurch Importe aus China nahezu unmöglich werden.

"Die Amerikaner schotten ihren Markt ab, ebenso Brasilien, Mexiko und die Türkei", erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Europa bleibt daher ein wichtiger Markt für chinesische Unternehmen, was sich auch in ihrem Sponsoring der Fußballeuropameisterschaft zeigt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...