Politik

Habeck rudert zurück: Keine Vorwürfe mehr gegen BSW wegen Russland-Geldern

Habeck rudert zurück! Nach scharfen Vorwürfen gegen das BSW wegen angeblicher Russland-Gelder hat der Wirtschaftsminister eine Unterlassungserklärung unterschrieben. BSW-Gründerin Wagenknecht jubelt: "Lügen haben kurze Beine!"
01.10.2024 07:32
Aktualisiert: 01.10.2024 08:02
Lesezeit: 2 min
Habeck rudert zurück: Keine Vorwürfe mehr gegen BSW wegen Russland-Geldern
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wird dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) keine Käuflichkeit durch Russland mehr unterstellen. (Foto: dpa) Foto: Katharina Kausche

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wird dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nicht noch einmal Käuflichkeit durch Russland unterstellen. Das teilte eine Grünen-Sprecherin in Berlin mit.

Habeck hatte in Dresden im sächsischen Landtagswahlkampf laut „Süddeutscher Zeitung“ Ende August gesagt: „Sich (...) für seine Meinung bezahlen zu lassen, im Internet Stimmen zu kaufen, Troll-Armeen aufzubauen, eine Meinung gekauft zu bekommen: Das ist widerlich, und das gehört sich nicht, und wir wissen, dass AfD und BSW genauso bezahlt werden.“

„Lügen haben kurze Beine“

Laut der Sprecherin hat Habeck auf der Wahlkampfveranstaltung „etwas zu sehr zugespitzt“. Das BSW klagte daraufhin gerichtlich auf Unterlassung. Nun habe Habeck die entsprechende Unterlassungserklärung unterschrieben, so die Sprecherin am Montag.

Parteigründerin Wagenknecht postete auf X: „Lügen haben kurze Beine. (...) Gut, dass Gerichte diese Verbreitung von Fake News gestoppt haben.“

Grüne fordern von BSW Transparenz

Laut den Grünen bezog sich Habecks Äußerung darauf, dass das BSW „nicht die versprochene Transparenz hergestellt hat, woher die Gelder eigentlich kommen“. Die gerade in Umfragen unter Druck stehenden Grünen, die sich um den möglichen Kanzlerkandidaten Habeck neu aufzustellen versuchen, fordern den BSW zu Transparenz auf. Die neue Partei solle offenlegen, wie sie ihre Wahlkämpfe und Kampagnen finanzieren.

In Dresden hatte der Grünen-Vormann zunächst gesagt, man müsse akzeptieren, dass manche Menschen grundsätzlich Zweifel an Art und Weise der hiesigen Debatte hätten. Man dürfe natürlich auch in der Ukraine-Frage eine andere Meinung haben als die Regierung. Die Bundesregierung mache nicht alles richtig. „Aber“, so zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ Habeck, „komplett gekauft ist niemand – im Unterschied zu AfD und BSW“. Jeder wisse, „dass viele von denen aus Moskau und Peking bezahlt werden“.

Keine Beweise für Käuflichkeit

Die russische Regierung unter Wladimir Putin versucht schon lange, Einfluss auf die Meinungsbildung in Deutschland zu nehmen. Auch Wagenknecht hat entsprechende Behauptungen immer wieder geäußert, etwa Waffenlieferungen an die Ukraine würden Deutschland wegen einer möglichen „Gegenwehr“ Putins unsicherer machen.

Handfeste Beweise für Zahlungen russischer Stellen an das BSW gibt es laut Zeitung aber bisher nicht. Das gelte auch für den Verein BSW e.V., der nicht dem Parteispendenrecht unterliegt, aber wiederum selber an das BSW spendet. AfD-Politiker, die im Verdacht stehen, Geld aus Moskau bekommen zu haben, bestreiten die Vorwürfe ebenfalls.

Habeck kann nur gute Schlagzeilen gebrauchen

An Wochenende wurde bekannt, dass Habeck mit einem neuen Team in den Bundestagswahlkampf ziehen kann. Habecks Staatssekretär Sven Giegold peilt seine Kandidatur für die Bundesgeschäftsführung der Grünen an. Damit nimmt Habecks wahrscheinliches Personaltableau immer mehr Gestalt an. Für den Parteivorsitz hatten Franziska Brantner und Felix Banaszak ihre Kandidatur angekündigt. Wahlkampfmanager wird voraussichtlich Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch.

Zudem kündigte die Kanzlerkandidatin vom vorigen Mal, Annalena Baerbock, ausdrücklich ihre volle Rückendeckung an. Sie werde Habeck „in diesem herausfordernden Bundestagswahlkampf“ nach Kräften unterstützen, sagte die Außenministerin in der ARD. Habeck hatte bei RTL/ntv gesagt: „Die Partei sortiert sich doch in Windeseile und ohne großen Streit gerade neu. Das ist doch super.“ Ein bisschen Bewegung werde es an verschiedenen Posten noch geben, kündigte Habeck an.

Junge Grüne treten die Flucht an

Von vielen Parteilinken und jungen Grünen wird der weitere Aufstieg des Realo Habeck und der begonnene Umbau der Parteiführung argwöhnisch beobachtet. Vorstände der Grünen Jugend sind in den Ländern reihenweise zurück- und zugleich aus der Partei ausgetreten. Auf die Frage eines Auseinander-Driftens der Grünen sagte Habeck: „Na ja, weiß ich nicht ganz genau, ob das so ist.“ Gerade bei Jung- und Erstwählern hätten die Grünen Zustimmung verloren. Die Kernstruktur der Jugendorganisation bleibe bestehen. Viele Mitglieder würden ihr Engagement fortsetzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Altersvorsorge: Politik riskiert Rentenkollaps – ist Investieren in Aktien die Lösung?
02.11.2025

Das deutsche Altersvorsorgesystem steht kurz vor dem finanziellen Kollaps: Eine exklusive Forsa-Umfrage im Auftrag der Initiative...

DWN
Politik
Politik Exklusiv-Interview mit Nobelpreisträger James A. Robinson: Warum die Globalisierung auch ohne die USA geht
02.11.2025

Warum gedeihen manche Staaten, während andere im Stillstand verharren? Nobelpreisträger James A. Robinson erklärt im Exklusivinterview,...

DWN
Technologie
Technologie Von Google Glass zu Meta Ray-Ban: Wie Smart Glasses den Markt neu definieren
02.11.2025

Smart Glasses galten lange als Nischenprodukt. Mit dem Aufschwung von KI und neuen Hardware-Initiativen rücken sie nun ins Zentrum...

DWN
Politik
Politik Abhängigkeit von US-Technologie: Welche Herausforderungen Europa jetzt meistern muss
02.11.2025

Technologie und digitale Souveränität stehen im transatlantischen Verhältnis zunehmend im Fokus. Europa nutzt US-amerikanische Systeme,...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersrente berechnen: So hoch ist die Maximalrente in Deutschland - unerreichbar für die meisten
01.11.2025

Im Alter gilt, je mehr Rente, desto besser. Doch selbst mit extra Schichten oder einem hohen Einkommen ist der maximale Betrag an...

DWN
Finanzen
Finanzen Zehn S&P 500‑Aktien mit Aufholpotenzial: So bewerten Analysten Chancen und Risiken
01.11.2025

Zehn S&P 500‑Aktien, die Analysten trotz schwächerer Jahresperformance als chancenreich einstufen, werden auf Wachstum, Bewertung und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lithium und die Energiewende: Wie der Rohstoff Elektronik und E-Mobilität vorantreibt
01.11.2025

Lithium gilt als das Metall unserer Zeit. Smartphones, Laptops und Elektroautos kommen ohne es nicht aus. Die Nachfrage steigt rapide,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Winzer unter Druck: Wie sich eine Branche neu erfinden muss
01.11.2025

Der deutsche Weinbau steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Sinkender Konsum, steigende Kosten und eine zunehmende...