Wirtschaft

EU verabschiedet Extrazölle auf E-Autos aus China – Regelung tritt in Kraft

Ab Donnerstag erhebt die EU nun endgültig Extrazölle auf Elektrofahrzeuge aus China. Deutsche Autobauer sind alarmiert – könnte China Vergeltungsmaßnahmen ergreifen?
29.10.2024 17:37
Lesezeit: 2 min

Die neuen EU-Zusatzzölle auf die Einfuhr von Elektroautos aus China treten in dieser Woche offiziell in Kraft, obwohl Deutschland Widerstand leistete. Die EU-Kommission verabschiedete am Dienstag die dafür erforderliche Verordnung, die im EU-Amtsblatt veröffentlicht wird und ab diesem Donnerstag (31.10.) gilt. Bereits zu Monatsbeginn stimmte eine ausreichende Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten für die Einführung der Extrazölle. Deutschland hingegen sprach sich aus Sorge vor einem Handelskonflikt und möglichen Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Produzenten dagegen aus.

Nach Ansicht der EU-Kommission seien die neuen Extrazölle notwendig, um die Autoindustrie in Europa langfristig zu schützen. Untersuchungen zeigten, dass chinesische Hersteller durch staatliche Subventionen einen unfairen Wettbewerbsvorteil erlangen, der es ihnen ermöglicht, Elektroautos etwa 20 Prozent günstiger anzubieten als europäische Modelle. Bereits im Juli hatte die EU daher vorläufige Zölle auf E-Autos aus China eingeführt. Konkret müssen Käufer von E-Autos des Herstellers BYD nun mit einer Extra-Abgabe von 17,0 Prozent rechnen, während für Elektrofahrzeuge von Geely 18,8 Prozent anfallen. Der Höchstsatz beträgt 35,3 Prozent.

Verhandlungen ohne Ergebnis

Wie China auf die endgültige Einführung der Extrazölle reagieren wird, ist noch offen. Die chinesische Regierung kritisierte die EU bereits scharf und warf ihr Protektionismus vor. Peking drohte in der Vergangenheit mit höheren Zöllen auf die Einfuhr von Fahrzeugen mit großen Motoren aus Europa. Dies würde insbesondere deutsche Autobauer betreffen. Zudem prüft China als mögliche Gegenmaßnahme zusätzliche Abgaben auf Schweinefleisch und Milchprodukte aus der EU. Im Fall von Branntwein wurden bereits vorläufige Strafzölle verhängt.

Alle bisherigen Verhandlungen zur Beilegung des Handelskonflikts blieben erfolglos. Eine mögliche Lösung könnte sein, dass chinesische Hersteller Preisverpflichtungen eingehen und so die Extrazölle vermeiden.

EU-Extrazölle auf Elektroautos aus China: Relevanz für Deutschland

Für die deutsche Industrie ist der Konflikt bedeutend, da China der größte Automarkt weltweit ist und für deutsche Firmen wie VW, Mercedes und BMW zu den wichtigsten Absatzmärkten zählt. Diese produzieren nicht nur Fahrzeuge für den chinesischen Markt, sondern auch für den Export. Der Verband der Automobilindustrie warnt, dass die EU-Zusatzzölle nicht nur das Risiko eines Handelskonflikts erhöhen, sondern auch die Preise für Verbraucher steigen lassen könnten.

Zudem drohe in einer "kritischen Phase" der Hochlauf der Elektromobilität verlangsamt zu werden, was den Klimazielen schaden könnte, so ein Sprecher zur Deutschen Presse-Agentur. In Brüssel wird dieser Standpunkt allerdings kritisch gesehen: Man wirft den deutschen Autobauern vor, zu sehr auf kurzfristige Gewinne zu achten und das langfristige Überleben der Autoindustrie nicht im Blick zu haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien richtig beobachten: Mit diesen Tipps vermeiden Anleger Verluste
04.11.2025

Anleger stehen vor der Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf ihrer Aktien zu erkennen. Dabei spielen sowohl...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Frankfurt: DAX-Kurs aktuell mit Verlusten – Börse heute von drohendem US-Shutdown belastet
04.11.2025

Der DAX-Kurs steht im Börsenhandel am Dienstag erneut unter Druck: Nach dem kurzen Zwischenhoch zum Wochenstart folgt die Ernüchterung an...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Krise in der Autoindustrie: Mahle-Stellenabbau trifft Stuttgart besonders hart
04.11.2025

Der Mahle-Stellenabbau erschüttert die Automobilbranche: Der traditionsreiche Zulieferer reagiert mit harten Sparmaßnahmen auf die Krise....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Donald Trumps Industriepolitik: US-Regierung prüft Einstieg in Schlüsselindustrien
04.11.2025

Angesichts globaler Spannungen und wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit gewinnen staatliche Eingriffe in Schlüsselindustrien an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand-Beschäftigungsrekord erreicht – Bürokratie bleibt Bremse
04.11.2025

Der Mittelstand in Deutschland erreicht einen historischen Mittelstand-Beschäftigungsrekord, doch die Euphorie bleibt gedämpft. Steigende...

DWN
Finanzen
Finanzen SAF-Holland-Aktie: US-Zölle bremsen Nachfrage – Lkw-Zulieferer senkt erneut Umsatzziel
04.11.2025

Die SAF-Holland-Aktie steht erneut im Fokus: Der Lkw-Zulieferer muss seine Umsatzprognose senken, während US-Zölle und schwache Märkte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sun Contracting-Pleite erschüttert den europäischen Solarmarkt – und deutsche Landwirte
04.11.2025

Die Sun Contracting-Pleite erschüttert Europas Solarmarkt: Millionenverluste, Ermittlungen und betroffene Landwirte zeigen, wie riskant...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohnerhöhung beschlossen: Warum das für viele Betriebe ein Problem wird
04.11.2025

Die Merz-Regierung hat den höheren Mindestlohn beschlossen. Viele Unternehmen sehen „explodierende Kosten“ kommen und sind vor große...