Trump gewinnt die Präsidentschaftswahl in den USA. Die Bedenken in der Exportnation Deutschland sind aufgrund befürchteter Handelsbarrieren groß – der deutsche Aktienmarkt verzeichnet nur kurzzeitig einen Anstieg. Eine mögliche zweite Amtszeit Donald Trumps sorgt für Besorgnis in der deutschen Wirtschaft und stimuliert gleichzeitig die Finanzmärkte. Besonders befürchtet werden Zölle, die der Republikaner im Wahlkampf zum Schutz der US-Wirtschaft angedeutet hatte. Ein Überblick über die Reaktionen:
Industrie und Außenhändler warnen vor neuen Handelshemmnissen
Die deutsche Industrie blickt besorgt auf Trumps Rückkehr ins Weiße Haus. "Flächendeckende Zölle von zehn oder sogar 20 Prozent auf alle Importe sowie von 60 Prozent auf Waren aus China würden nicht nur Deutschland und der EU, sondern auch der US-Wirtschaft erheblich schaden", erklärte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). "Die Welt braucht weniger, nicht mehr Handelsbarrieren", betonte auch der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura. Die USA seien Deutschlands wichtigster Handelspartner und strategischer Verbündeter in einer Zeit globaler Umbrüche. "Wir setzen auf eine Fortführung der traditionell guten transatlantischen Beziehungen."
Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, äußerte: "Sollte Trump einen allgemeinen Importzoll einführen, wäre dies ein harter Rückschlag für die deutsche Wirtschaft." Viele Unternehmen seien zudem besorgt über die verschärfte Haltung der USA gegenüber China. Ein Handelskonflikt zwischen den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands würde eine zusätzliche Belastung für den internationalen Handel darstellen. Aus Sicht von Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger müsse Deutschland mehr in die Partnerschaft mit den USA investieren. "In Zeiten multipler Krisen ist eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe wichtiger denn je", sagte er.
Ökonomen prognostizieren Eskalation und geringeres Wachstum
Ökonomen rechnen damit, dass Trump im kommenden Jahr zunächst selektive, schlagzeilenträchtige Zölle verhängen und weitere Maßnahmen androhen könnte. "Für sich genommen könnte eine solche Verschärfung der Handelsspannungen dazu führen, dass wir unsere Wachstumsprognose für 2025 für Deutschland (derzeit 0,5 Prozent) um etwa 0,2 Prozentpunkte und die Prognosen für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte nach unten korrigieren müssen", erklärten die Volkswirte der Berenberg-Bank.
Sollten die USA tatsächlich einen Zoll von zehn Prozent auf alle Importe aus Europa erheben, könnte der Schaden noch größer ausfallen. Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sagte: "Zölle verteuern nicht nur deutsche Produkte in den USA, sondern könnten auch zu Vergeltungszöllen der EU führen, was den Außenhandel weiter belasten würde." Nach Einschätzung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft ist das "Worst-Case-Szenario" bereits eingetreten. Es prognostiziert einen "Handelskrieg", der die deutsche Wirtschaft in den nächsten vier Jahren bis zu 180 Milliarden Euro kosten könnte.
Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, betrachtete einen Sieg Trumps ebenfalls als negativ. Damit "beginnt der ökonomisch schwierigste Moment in der Geschichte der Bundesrepublik, da zu einer inneren Strukturkrise nun massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen hinzukommen, auf die wir nicht vorbereitet sind."
DAX nach anfänglichen Gewinnen im Minus – Börsenverluste in China
An der Frankfurter Börse führte Trumps Wahlsieg zunächst zu kräftigen Kursgewinnen. Der deutsche Leitindex DAX fiel jedoch später deutlich zurück und verlor zum Vortagesschluss rund 1,1 Prozent auf etwa 19.039 Punkte. An den US-Finanzmärkten gab es zunächst starke Gewinne. In den größeren asiatischen Märkten gab es unterschiedliche Reaktionen: In Japan stiegen die Kurse, während die chinesischen Börsen Verluste verzeichneten. "China ist Trumps bevorzugtes Ziel für höhere Zölle", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Im deutschen Aktienmarkt zeigte sich der Automobilsektor als klarer Verlierer. Mercedes-Benz, Volkswagen, BMW und Porsche fielen mit Abschlägen zwischen fast fünf und über sechs Prozent zurück und landeten auf den hinteren Plätzen im DAX.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) wies darauf hin, dass deutsche Hersteller im vergangenen Jahr so viele Fahrzeuge in den USA produziert hätten wie nie zuvor. Im ersten Halbjahr dieses Jahres war das Land zudem der wichtigste Abnehmer deutscher Pkw-Exporte. Für die deutsche Automobilindustrie seien die Beziehungen zu den USA von zentraler Bedeutung, betonte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Jede Veränderung der Rahmenbedingungen kann sich auf die wirtschaftliche Lage der Branche und somit auch auf die Beschäftigung in Deutschland und den USA auswirken."
Für Tesla-Investoren war der Wahlsieg von Trump ein Grund zur Freude – schließlich ist Elon Musk, Hauptaktionär und CEO von Tesla, ein großer Unterstützer von Donald Trump. Die Tesla-Aktie legte bis zum deutschen Börsenschluss um mehr als 13 Prozent zu.
Aktien im Bereich erneuerbare Energien unter Druck
Trump ist als Befürworter traditioneller Energiequellen bekannt und hatte bereits während seines Wahlkampfs angekündigt, so viel Öl wie möglich fördern zu wollen, sollte er gewählt werden. Als Gegner der Klimapolitik könnte er Förderungen für grüne Energien zurückfahren, was auch den entsprechenden Sektor in Deutschland belastet.
Trump war in der Krypto-Community beliebt, und nach den US-Wahlen stieg der Bitcoin auf ein Rekordhoch von mehr als 75.000 Dollar. Nach der Schließung der Wahllokale erreichte der Kurs auf der Plattform Bitstamp 75.080 Dollar. So teuer war die älteste und bekannteste Kryptowährung noch nie. Zuvor hatte der Bitcoin am 13. März 2024 ein Allzeithoch von 73.738 Dollar erreicht. Die Ölpreise fielen zunächst, während der US-Dollar nach einem weiteren Wahlsieg von Trump Kursgewinne verbuchte, was die Nachfrage nach Rohöl dämpfte. Da Rohöl auf dem Weltmarkt üblicherweise in Dollar gehandelt wird, verteuern Kursgewinne der amerikanischen Währung den Rohstoff in Ländern außerhalb des Dollar-Raums.