Goldpreis als sicherer Hafen für Anleger in Europa
"Wenn die US-Wahl die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen beeinflusst hat, dann hat sie europäische Privatanleger deutlich stärker eingeschüchtert als amerikanische Investoren", erklärt Adrian Ash, Research Director bei BullionVault.
Im Oktober erreichte der Goldpreis in Euro den achten Rekordmonat in Folge, stieg um 6,9 Prozent auf 2.517 Euro und verzeichnete mit 2.578 Euro pro Feinunze am vergangenen Mittwoch sein 44. Allzeithoch im Jahr 2024. Das entspricht einem Goldpreis-Allzeithoch von 2.787,29 US-Dollar. Bereits zu Beginn des Monats hatte der Goldpreis das Gesamtjahreshoch von 2010 übertroffen, und mit weiteren 14 neuen Höchstständen im Oktober wurde ein neuer Monatsrekord aufgestellt. Doch nach der US-Wahl ist es mit der Rekordjagd erst einmal vorbei. Am Mittwoch büßte der Goldpreis zeitweise annähernd drei Prozent ein und markierte ein Tagestief bei 2.528,25 US-Dollar.
Investoren setzen auf Edelmetalle als Krisenabsicherung
"Der Gold-Bullenmarkt auf Rekordniveau zieht klar spekulative Anleger an, die auf eine Fortsetzung der Preisanstiege wetten", so Ash. "Jedoch wäre es ein Fehler, den Anstieg neuer physischer Goldkäufer ausschließlich auf die FOMO, die 'Angst, etwas zu verpassen', zurückzuführen." Wachsende Unsicherheit, Volatilität und geopolitische Risiken verstärken diese Dynamik – nicht nur im Kontext der US-Wahl. Gold bleibt ein stabilisierendes Element zur Absicherung gegen Verluste in anderen Anlageklassen, und diese Schutzfunktion überwiegt zunehmend den Preisschock, der mit den jüngsten Allzeithochs einhergeht. Für neue Anleger ist der Preis, den sie verpasst haben, oft irrelevant. Was für heutige Käufer zählt, ist die Resilienz von Gold in kommenden Krisen."
Weltweit verdoppelte sich die Zahl neuer Edelmetall-Investoren im Oktober im Vergleich zum 12-Monats-Durchschnitt (+104,2 Prozent) und stieg gegenüber September um 49,9 Prozent. BullionVault verzeichnete damit seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im März 2022 die meisten neuen Nutzer, vor allem bedingt durch Anstiege in Großbritannien und der Eurozone.
In Deutschland nahm die Zahl der Erstkäufer von Goldbarren gegenüber dem Vormonat um 100,4 Prozent zu und lag 95,6 Prozent über dem 12-Monats-Durchschnitt. Das markiert den höchsten Wert seit April 2022. Während die Zahl der neuen US-Investoren 54,8 Prozent über dem 12-Monats-Durchschnitt lag, fiel sie im Vergleich zu September um 17,2 Prozent und blieb um 36,8 Prozent unter dem 13-Monats-Hoch vom Mai. "Trumps Wahlsieg könnte die Nachfrage nach US-Goldmünzen und -barren drücken", erklärt Ash, "da amerikanische Investoren traditionell mehr Gold kaufen, wenn ein Demokrat im Weißen Haus sitzt. Wie sich dies jedoch auf die Goldpreise während seiner zweiten Amtszeit auswirken wird, ist schwer vorherzusagen."
Gold-Investor-Index zeigt steigende Nachfrage in Deutschland
Der deutsche Gold-Investor-Index (GII DE), der die Zahl der Goldkäufer zu Verkäufern vergleicht, zeigt: Die Zahl der Anleger auf BullionVault, die ihren Goldbestand aufstocken oder neu anlegen, ist im letzten Monat gegenüber September um 21,5 Prozent gestiegen und erreichte den höchsten Wert seit Oktober des Vorjahres. Die Zahl der Verkäufer sank im selben Zeitraum um 2,1 Prozent und fiel damit auf den tiefsten Stand seit August. Der Gold-Investor-Index Deutschland stieg um 1,5 Punkte und erreichte mit 54,5 den höchsten Wert seit vier Monaten – der stärkste Anstieg seit Mai.