Wirtschaft

Batterie-Recycling: Ein aufkommender Markt in der Energiewende

Mit der zunehmenden Zahl an Elektroautos stellt sich eine dringende Frage: Was passiert mit den alten Batterien dieser Fahrzeuge? Diese Frage betrifft jedoch nicht nur die Automobilbranche, sondern auch andere Sektoren. Durch die steigende Anzahl von Elektroautos, Solarpanels und Windkraftanlagen wird die Entsorgung und das Recycling von Batterien und Solar-Anlagen immer relevanter.
09.11.2024 13:32
Lesezeit: 3 min

Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass trotz bestehender Kapazitäten der Ausbau von Recyclingmöglichkeiten erforderlich ist, um die prognostizierten Abfallmengen effizient verwerten zu können. Recycling und der Ausbau der Kreislaufwirtschaft sind wesentliche Faktoren, um die Klimaziele zu erreichen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich bereits gut im Rennen.

Laut dem Batterie-Atlas der RWTH Aachen betrug die Recyclingkapazität für Batterien in Deutschland im Mai dieses Jahres fast 115.000 Tonnen. Damit liegt Deutschland klar vor anderen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien mit rund 29.000 Tonnen Kapazität. Allerdings werden diese Kapazitäten noch nicht voll ausgeschöpft. Im vergangenen Jahr wurden in Europa etwa 17.000 Tonnen Batterien aus Elektroautos recycelt oder wiederaufbereitet, berichten die Forscher der RWTH Aachen. In den nächsten sechs Jahren wird sich dieses Potenzial jedoch auf etwa 290.000 Tonnen deutlich erhöhen.

Warten auf den Rücklauf von E-Autos

„Der Markt wächst“, sagt Lukas Brandl, einer der Geschäftsführer des Unternehmens BLC. Das Unternehmen, hinter dem die Firmen Rhenus und TSR Automotive stehen, eröffnete im Sommer in Magdeburg eine neue vollautomatische Anlage, die jährlich bis zu 15.000 Tonnen Batterien aufbereiten kann. Auch das kanadische Unternehmen Li-Cycle nahm im vergangenen Jahr eine der größten Recyclinganlagen für Lithium-Ionen-Akkus in Europa in Magdeburg in Betrieb. Diese Anlage wird in der Lage sein, bis zu 30.000 Tonnen Batterien zu verarbeiten. Mercedes eröffnete vor Kurzem ein eigenes Recyclingwerk in Kuppenheim, Baden-Württemberg, mit einer Kapazität von 2.500 Tonnen.

„Die ersten E-Autos sind seit zwölf Jahren auf den Straßen, 96 Prozent davon sind immer noch im Einsatz“, sagt Brandl von BLC in Magdeburg. „Die Branche bereitet sich darauf vor, dass die Mengen bald vom Markt zurückkommen.“ Eine besondere Herausforderung sei die Vielzahl an unterschiedlichen Batterietypen, da jeder Hersteller ein eigenes Konzept habe. Manche Fahrzeughersteller bieten bis zu 50 verschiedene Batterietypen an. Das Umweltbundesamt hält die Kapazitäten in Deutschland für derzeit und auch in der näheren Zukunft für ausreichend. Auch die Effizienz der Anlagen für die Aufbereitung von Lithium-haltigen Altbatterien sei gut. Die EU hat zuletzt Vorgaben für das Batterie-Recycling gemacht, unter anderem müssen mindestens 50 Prozent Lithium sowie 80 Prozent Kobalt, Kupfer, Blei und Nickel zurückgewonnen werden. Dies könnte den Abbau und den Einsatz von Rohstoffen weiter verringern. Lithium gilt in der EU als kritischer Rohstoff.

Dabei sind nicht nur Batterien aus E-Autos relevant, sondern auch ausgediente Solaranlagen und sogar Rotorblätter von Windkraftanlagen. Das Recycling dieser Anlagen aus der Erneuerbaren-Energien-Branche wird auch im aktuellen Entwurf des Bundesumweltministeriums für eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie betont. Kreislaufwirtschaft sei entscheidend für das Erreichen der Klima- und Umweltziele, heißt es in dem Entwurf. Gleichzeitig entstünden dadurch enorme Chancen für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Um die Klimaziele zu erreichen, sei ein massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien erforderlich, was zu einem erhöhten Rohstoffbedarf führen werde.

Starker Anstieg auch bei Solarmodulen erwartet

Auch bei Solarmodulen wird in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum der Abfallmengen erwartet. Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) rechnete bereits vor Jahren mit einem Anstieg der Abfallmengen von 20.000 Tonnen im Jahr 2030 auf mehr als vier Millionen Tonnen bis 2050. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass mehr als 90 Prozent eines PV-Moduls recycelt werden können, einschließlich Glas, Aluminium und Kunststoff. Auch hier wurden zuletzt immer mehr Werke in Deutschland eröffnet, unter anderem in Magdeburg. Die Unternehmensgruppe Reiling eröffnete im vergangenen Jahr ein großes Recyclingzentrum in Münster mit einer geplanten Kapazität von 50.000 Tonnen pro Jahr.

Die wirtschaftlichen Chancen, die sich durch diese Entwicklungen bieten, werden auch im Entwurf der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie hervorgehoben. Neue Geschäftsfelder und zukunftssichere Arbeitsplätze würden entstehen, heißt es in dem Bericht, an dem auch das Umweltbundesamt mitgewirkt hat. Doch es gibt auch Herausforderungen, sagt Lukas Brandl, Geschäftsführer von BLC. „Ich sehe die Gefahr, dass, wenn nur über Recycling gesprochen wird, andere Aspekte wie Reparatur oder Wiederverwendung in den Hintergrund treten.“ Eine funktionierende Kreislaufwirtschaftsstrategie müsse auch die Wiederverwendung umfassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Triage-Regel gekippt: Was die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bedeutet
04.11.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die umstrittene Triage-Regel gekippt – ein Urteil mit weitreichenden Folgen für Medizin und Politik....

DWN
Politik
Politik Reformen in Europa: Wie der schleppende Fortschritt den Wettbewerb gefährdet
04.11.2025

Europa steht vor wachsenden wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen. Kann die Union unter diesen Bedingungen den Rückstand...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs droht Rutsch auf tiefsten Stand seit Juni: Anleger leiden unter Risikoaversion
04.11.2025

Der Bitcoin-Kurs steht unter massivem Druck. Milliardenverluste, Panikverkäufe und makroökonomische Unsicherheiten erschüttern den...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie unter Druck: Chinas Autobauer mit größtem Umsatzrückgang seit Jahren
04.11.2025

BYD steht unter Druck: Der einstige Überflieger der E-Auto-Branche erlebt den größten Gewinnrückgang seit Jahren. Anleger sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlproduktion: Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt vor Milliardenverlusten durch Stahlauslagerung
04.11.2025

Die mögliche Stahlauslagerung deutscher Produktionskapazitäten sorgt für Aufsehen. Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: So schützen sich Anleger vor einem möglichen KI-Crash an den Finanzmärkten
04.11.2025

Die US-Finanzmärkte sind in Bewegung. Technologiewerte und Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz sorgen für Begeisterung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Autokosten: Check zeigt steigende Preise für Versicherung, Pflege und Reparaturen
04.11.2025

Die Preise rund ums Auto steigen rasant – von Versicherung bis Wartung. Ein aktueller Autokostencheck zeigt, wie stark sich der Unterhalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien richtig beobachten: Mit diesen Tipps vermeiden Anleger Verluste
04.11.2025

Anleger stehen vor der Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf ihrer Aktien zu erkennen. Dabei spielen sowohl...