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ÖPNV in Deutschland: Warum jeder Dritte unzufrieden ist

Die Mobilität im Alltag ist ein Grundbedürfnis. Dennoch zeigt eine aktuelle Studie, dass viele Bürger in Deutschland mit dem Angebot im öffentlichen Nahverkehr unzufrieden sind. Jeder dritte Befragte fühlt sich nicht gut angebunden, und Fortschritte sind kaum spürbar. Besonders in ländlichen Regionen und beim Radverkehr gibt es erhebliche Defizite. Doch warum bleibt der Ausbau des ÖPNV hinter den Erwartungen zurück, und welche Lösungen könnten Abhilfe schaffen?
30.11.2024 12:45
Lesezeit: 2 min
ÖPNV in Deutschland: Warum jeder Dritte unzufrieden ist
Jeder dritte Bürger sieht dringenden Verbesserungsbedarf beim ÖPNV in Deutschland (Foto: dpa). Foto: Christoph Soeder

Jeder Dritte sieht Defizite im öffentlichen Nahverkehr

Laut dem aktuellen Mobilitätsbarometer des Meinungsforschungsinstituts Kantar fühlen sich 33 Prozent der Befragten schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Die Mehrheit gibt an, dass sich die Situation in den letzten fünf Jahren nicht verbessert hat. Während 15 Prozent sogar eine Verschlechterung feststellen, sehen nur 17 Prozent positive Veränderungen.

Dirk Flege von der Allianz pro Schiene sieht dies als Weckruf für die Verkehrspolitik: Mobilität sei entscheidend für soziale Teilhabe, besonders für Menschen ohne Auto oder in ländlichen Gebieten.

Sinkendes Angebot trotz steigender Nachfrage

Der Bedarf an einem stärkeren Ausbau des ÖPNV ist groß, auch angesichts von Projekten wie dem Deutschlandticket, das die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erleichtert hat. Dennoch prüfen einige Bundesländer, das Angebot aufgrund gestiegener Kosten für Personal, Energie und Instandhaltung zu kürzen. Tina Löffelsend vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) betont die Bedeutung eines ausgebauten ÖPNV für den Klimaschutz: „Mehr Busse und Bahnen sind unumgänglich.“

Innovative Ansätze: Pilotprojekt Smile24

Ein Vorbild für den ländlichen Raum könnte das Projekt Smile24 in Schleswig-Holstein sein. Mit zusätzlichen Buslinien, On-demand-Shuttles und Kurzzeitmieten von Autos und Fahrrädern wird versucht, auch abgelegene Regionen rund um die Uhr mobil zu machen. Evelyn Palla, Vorständin der Deutschen Bahn für Regionalverkehr, sieht hierin einen wichtigen Ansatz, um mehr Menschen für den Umstieg auf Bus und Bahn zu gewinnen.

Unsicherheit im Rad- und Fußverkehr bleibt hoch

Auch im Rad- und Fußverkehr gibt es laut der Studie große Defizite:

  • 44 Prozent der Befragten empfinden Radwege als unsicher.
  • 27 Prozent sehen eine Verschlechterung der Bedingungen in den letzten fünf Jahren.
  • Beim Fußverkehr fühlt sich fast jeder Vierte (23 Prozent) unsicherer als früher.

Manfred Wirsch vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat nennt die Zahlen „erschreckend“. Besonders Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung seien auf sichere Wege angewiesen, um mobil und unabhängig zu bleiben.

Fazit: Handlungsbedarf auf allen Ebenen

Die Studie macht deutlich, dass die Anbindung im ÖPNV und die Sicherheit im Rad- und Fußverkehr in Deutschland verbessert werden müssen. Während innovative Projekte wie Smile24 Hoffnung geben, bleiben flächendeckende Lösungen und ein Ausbau der Infrastruktur unumgänglich, um die Mobilität für alle zu gewährleisten – unabhängig vom Wohnort oder Fahrzeugbesitz.

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