Ein Mann fährt am Neujahrsmorgen in einem belebten Viertel von New Orleans mit einem Pick-up-Truck in eine feiernde Menschenmenge. 15 Menschen sterben, der Täter wird von Polizisten erschossen. Das Entsetzen über den Anschlag ist groß - nicht nur in den USA.
Einem Bericht zufolge fehlten Poller, die den Todesfahrer am Neujahrsmorgen hätten aufhalten können. Der Täter habe ein Polizeiauto umfahren, das den Zugang stattdessen versperren sollte, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Behördenangaben. Das FBI stuft die Todesfahrt von New Orleans als Terrorakt ein. Mindestens 15 Menschen starben in der Silvesternacht, als ein Täter mit einem Pick-up-Truck in Feiernde im beliebten Ausgehviertel French Quarter raste.
In seinem Wagen wurde eine Flagge der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gefunden. Außerdem befanden sich im Fahrzeug laut FBI Waffen. Auch mögliche Sprengsätze wurden im und außerhalb des Wagens entdeckt. Zunächst war auch unklar, ob der Täter Komplizen hatte.
Täter war US-Staatsbürger und ehemaliger Soldat
Laut FBI handelt es sich bei dem Täter um einen 42-jährigen in Texas geborenen US-Staatsbürger namens Shamsud-Din J. Die US-Bundespolizei veröffentlichte ein Foto des Verdächtigen und bat die Öffentlichkeit um Informationen zu ihm.
In den Aufnahmen, die der Täter in sozialen Netzwerken postete, ließ er laut US-Präsident Joe Biden erkennen, dass er getrieben sei "vom Verlangen, zu töten". Der Attentäter wurde eigenen Aussagen zufolge vom IS zu seinem Angriff bewegt. Das gehe aus Videos hervor, die er nur wenige Stunden vor der Tat ins Netz gestellt habe, sagte Biden weiter und berief sich dabei auf Ermittlungen der Bundespolizeibehörde FBI. Biden betonte auch, der Täter habe «viele Jahre» in der US-Armee gedient und sei danach jahrelang als Reservist geführt worden.
Die "New York Times" berichtete, J. habe nach seinem Ausscheiden aus dem Militär Schwierigkeiten gehabt, sich im zivilen Leben zurechtzufinden. Dem Blatt zufolge geht dies aus einem Interview aus dem Jahr 2015 hervor, das J. mit der Studentenzeitung der Georgia State University geführt habe. Während seiner militärischen Laufbahn sei er demnach vor allem als IT-Spezialist tätig gewesen. Er habe von 2007 bis 2015 im US-Militär gedient und sei einmal nach Afghanistan entsandt worden, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Angaben des US-Militärs.
Mehrere Durchsuchungen
Laut FBI liefen mehrere gerichtlich genehmigte Durchsuchungen in New Orleans und weiteren US-Bundesstaaten. Details nannten die Ermittler zunächst nicht. Der Sender ABC berichtete unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen über Durchsuchungen in einer Unterkunft in New Orleans und einer in Houston, die beide möglicherweise mit dem Verdächtigen in Verbindung stehe. Die Unterkunft in New Orleans hänge möglicherweise mit der Herstellung von Sprengsätzen zusammen, schrieb der Sender NBC unter Verweis auf Ermittler.
Gab es Sicherheitslücken in New Orleans?
Die Poller, die normalerweise bei Großereignissen die Durchfahrt in dem beliebten Ausgehviertel versperren, seien in der Silvesternacht nicht im Einsatz gewesen. Sie sollten in Vorbereitung auf den Super Bowl, den New Orleans am 9. Februar ausrichtet, ausgetauscht werden. "Wir hatten tatsächlich einen Plan, doch der Terrorist hat ihn zerschlagen", sagte New Orleans' Polizeichefin Anne Kirkpatrick demzufolge.
Was war genau geschehen?
In New Orleans war am Neujahrsmorgen wenige Stunden nach Mitternacht ein weißer Pick-up-Truck durch die Menge feiernder Passanten im French Quarter gerast. Die Polizei sprach von einem "sehr absichtlichen Verhalten" des Fahrers. Der Täter lieferte sich laut den Ermittlern nach der Fahrt einen Schusswechsel mit Polizisten. Zwei von ihnen seien verletzt worden, aber in stabilem Zustand. Der Täter sei bei dem Gefecht ums Leben gekommen. Es werde derzeit geprüft, ob gefundene Sprengsätze wirklich hätten gezündet werden können, hieß es.
Wer waren die Opfer von New Orleans?
Viele der späteren Opfer waren auf der Bourbon Street zusammengekommen, um das neue Jahr zu feiern. Unter ihnen war ein ehemaliger Footballspieler der Princeton University, wie US-Medien berichteten. Der 27-Jährige starb den Berichten zufolge bei dem Anschlag. Unter den Toten sei auch eine 18 Jahre alte Frau, die kurz davorstand, ihr Studium zur Krankenschwester zu beginnen, meldete die "New York Times". Ein zweifacher Vater, 37, sei ebenfalls ums Leben gekommen.
Notstand erklärt vor geplanten Großereignissen in New Orleans
Für die Stadt und anstehende Großereignisse dort rief der Gouverneur des US-Bundesstaates Louisiana, Jeff Landry, den Notstand aus, um im Notfall rasch Maßnahmen wie Evakuierungen einzuleiten und Hilfe auf Bundesebene anzufordern. Der Schritt erfolgt mit Blick auf geplante Großveranstaltungen in New Orleans. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen sollte am Donnerstag der ursprünglich für Neujahr geplante Sugar Bowl nachgeholt werden. Das traditionell in New Orleans ausgerichtete College-Football-Spiel zieht jedes Jahr Zehntausende Menschen aus dem ganzen Land an.
Zudem richtet die Stadt am 9. Februar den Super Bowl aus. Das Endspiel der amerikanischen Football-Liga NFL fällt wiederum in die beginnende Karnevalssaison, welche in der Südstaatenmetropole mit den berühmten Mardi-Gras-Umzügen Anfang März ihren Höhepunkt erreicht - ein weiteres Großereignis, das jedes Jahr Einwohner wie Touristen zu Abertausenden auf die Straßen bringt.
Zusammenhang mit Explosion eines Tesla-Cybertrucks?
Es ist nicht das einzige Ereignis, das derzeit die USA erschüttert: Stunden nach dem Terroranschlag von New Orleans explodierte ein Tesla-Cybertruck vor dem Trump International Hotel in Las Vegas. US-Ermittler prüfen einen etwaigen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen. Bei der Explosion war den Angaben zufolge ein Mensch in dem Fahrzeug ums Leben gekommen, sieben andere wurden leicht verletzt. Auf der Ladefläche des abgebrannten Teslas fanden Ermittler verkohlte Reste von Benzinkanistern und Feuerwerkskörpern. Beide Fahrzeuge waren laut US-Medien über ein und denselben US-Autovermittler gemietet worden.
Das Fahrzeug - ein Elektro-Pick-up mit markanter Edelstahl-Karosserie - hatte am Mittwochmorgen (Ortszeit) direkt vor den gläsernen Eingangstüren des Prunkbaus gehalten. Unmittelbar darauf kam es zu Rauchentwicklung am Wagen - und schließlich zu der wuchtigen Detonation.
Sheriff Kevin McMahill von der Polizei in Las Vegas zeigte bei der Pressekonferenz Aufnahmen einer Überwachungskamera von der Explosion des Cybertrucks und eines späteren Drohnenflugs über dessen Ladefläche - darauf sind die verkohlten Reste mehrerer Benzinkanister und Feuerwerkskörper zu erkennen. Wie die Detonation ausgelöst wurde, war zunächst unklar. Das schwer zu löschende Elektroauto brannte komplett aus. Das Hotel wurde nach dem Vorfall geräumt.
Ermittler prüfen mögliche Verbindung zu Anschlag in New Orleans
McMahill zufolge war das Fahrzeug in Colorado angemietet worden - über die gleiche Vermittlungs-Webseite, bei der auch der Attentäter von New Orleans seinen Pick-up-Truck angemietet habe, mit dem er dort am Neujahrsmorgen in eine feiernde Menge fuhr und 15 Menschen tötete. Ein möglicher Zusammenhang mit der Explosion in Las Vegas, die sich nur wenige Stunden später ereignete, werde geprüft. Für eine Verbindung zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS), wie es sie in New Orleans zu geben scheine, habe man bislang keine Anzeichen. "Wir glauben, dass es sich um einen isolierten Vorfall handelt", sagte McMahill.
US-Medien zufolge gibt es aber Hinweise auf eine mögliche Verbindung der beiden Fahrer über die Arbeit für das US-Militär. Der Sender Denver7 berichtete unter Berufung auf Behördenquellen, die beiden Fahrer hätten auf derselben US-Militärbasis gearbeitet. Es handele sich laut den Behörden um einen potenziell wichtigen Ermittlungsstrang, berichtete der Sender NBC News. Allerdings sei völlig offen, ob sich die Zeiten überhaupt überschnitten, in denen die Männer in einem Militärgebiet - oder einem anderen Ort - tätig waren.
Elon Musk: Tesla nicht schuld
"Wir haben jetzt die Bestätigung, dass die Explosion durch einen sehr großen Feuerwerkskörper und/oder eine Bombe verursacht wurde, die sich auf der Ladefläche des gemieteten Cybertrucks befand, und nichts mit dem Fahrzeug selbst zu tun hatte", schrieb Tesla-Chef Elon Musk auf der Online-Plattform X. Die Führungsriege seines Unternehmens sei mit dem Fall befasst. Telemetrie-Daten des Fahrzeugs deuteten aber nicht auf einen technischen Defekt hin. Vielmehr handele es sich "wahrscheinlich um einen Terrorakt", möglicherweise bestehe auch eine Verbindung zum Anschlag in New Orleans, schob er später nach. Eine Quelle oder Belege für seine These nannte Musk nicht.
Der Tech-Milliardär gilt als enger Berater Donald Trumps, der am 20. Januar als neuer US-Präsident vereidigt wird. Der scheidende Präsident Joe Biden bestätigte die Angaben des Sheriffs, wonach ein möglicher Zusammenhang zwischen den Geschehnissen in Las Vegas und New Orleans zwar geprüft werde, es bislang aber keine Hinweise darauf gebe, dass beide Vorfälle miteinander zu tun hätten.
Polizei dankt Musk für Hilfe bei Ermittlungen
Die Leiche im völlig zerstörten Wrack des Wagens vor dem Trump-Hotel sei bislang nicht geborgen worden, sagte McMahill. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, ist noch ungeklärt. Zu kursierenden Namen werde er keine Stellung nehmen, bevor nicht die Angehörigen informiert seien, sagte der Sheriff. Eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestehe nach allem, was man wisse, aber nicht mehr.
McMahill bedankte sich ausdrücklich bei Musk für dessen Kooperation bei den Ermittlungen. Der Firmenboss habe unter anderem Videos von Tesla-Ladestationen, an denen das Elektroauto auf dem Weg von Colorado nach Las Vegas aufgeladen worden sei, an die Polizei weitergegeben. Der Wagen sei gut eine Stunde vor der Explosion in Las Vegas angekommen und eine Weile vor dem Hotel auf und ab gefahren, sagte der Sheriff - das gehe aus Aufnahmen von Überwachungskameras und der automatisierten Erfassung von Autokennzeichen hervor. Moderne Technik habe sich bei den Ermittlungen als sehr hilfreich erwiesen.