Der britische Premierminister Keir Starmer ist in Kiew, um ein angekündigtes Partnerschaftsabkommen mit einer symbolischen Laufzeit von 100 Jahren zu unterzeichnen. „Heute haben wir eine neue Ebene in den Beziehungen erreicht, die mehr als eine strategische Partnerschaft ist“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Keir Starmer. Die Ukraine sei fest entschlossen, ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. Starmer bezeichnete das Abkommen als „historisch“.
Starmer in der Ukraine ohne Sicherheitsgarantien
Das Abkommen enthält keine Garantien oder Bündnisverpflichtungen, jedoch erklärte sich Großbritannien bereit, Kiew mindestens bis zum Finanzjahr 2030/31 mit Militärhilfen von umgerechnet über 3,5 Milliarden Euro jährlich zu unterstützen. Die Unterstützung wird „so lange wie nötig“ fortgeführt.
Im Rahmen des Partnerschaftsabkommens wurde zudem vereinbart, den Beitrag Großbritanniens zur Ausbildung von Spezialisten für westliche Kampfjets der ukrainischen Luftwaffe zu erhöhen. Auch die Kriegsmarinen beider Länder sollen vor allem im Schwarzmeerraum enger kooperieren. Das Abkommen sieht neben der Rüstungskooperation auch eine vertiefte Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft, Energie und Handel vor.
Selenskyj dankt Großbritannien für milliardenschwere Militärhilfe
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach dem Besuch des britischen Premierministers Keir Starmer für milliardenschwere Zusagen bei der Militärhilfe bedankt. Allein in diesem Jahr werde Großbritannien 6,6 Milliarden Dollar bereitstellen – mehr als drei Milliarden Dollar davon seien im Rahmen des über 100 Jahre geschlossenen strategischen Partnerschaftsvertrags als jährliche Militärhilfe festgelegt, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Zudem gebe es einen geheimen Teil des Vertrags, der der ukrainischen Sicherheit zugutekommen solle, fügte er hinzu, ohne weitere Details zu nennen.
Ukraine: Russland sieht 100-jährige Partnerschaft mit Großbritannien kritisch
Die zwischen der Ukraine und Großbritannien vereinbarte Zusammenarbeit ihrer Kriegsmarinen in der Schwarzmeerregion sorgt derweil für Unmut in Moskau. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, dass die auch für das Asowsche Meer geplante Kooperation nicht umsetzbar sei. „Das ist ein Binnenmeer Russlands, daher kann dort kaum von einem gemeinsamen Vorgehen der Ukraine und Großbritannien die Rede sein“, betonte er. Im Zuge des russischen Angriffskriegs hat die Ukraine den Zugang zu diesem Randmeer des Schwarzen Meeres verloren, und Russland kontrolliert es nun.
Peskow äußerte auch Besorgnis über die zwischen Kiew und London vereinbarte „100-jährige Partnerschaft“. „Wenn man bedenkt, dass Großbritannien ein Nato-Land ist, dann ist die Verlagerung seiner militärischen Infrastruktur in Richtung unserer Grenzen ein Element erheblicher Beunruhigung“, sagte er.