Panorama

Anschlag in München: Auto rast in Menschenmenge - was wir wissen und was nicht

In der Münchner Innenstadt ereignet sich ein schockierender Vorfall: Ein Auto rast in eine Menschenmenge während einer Demonstration. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht von einem "Anschlag in München". Doch viele Fragen bleiben offen.
13.02.2025 23:04
Aktualisiert: 13.02.2025 23:04
Lesezeit: 2 min
Anschlag in München: Auto rast in Menschenmenge - was wir wissen und was nicht
Ein Polizist fotografiert ein Auto am Einsatzort. In München ist am Donnerstagmorgen ein Auto in eine Menschengruppe gefahren (Foto: dpa). Foto: Matthias Balk

Der Ablauf des Anschlags in München: Auto fährt in Menschenmenge

Am Stiglmaierplatz in München fährt ein Fahrzeug gegen 10.30 Uhr von hinten in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi. Der Stiglmaierplatz liegt in der Maxvorstadt in München, es gibt teils schwer verletzte Opfer des München-Attentats. Laut Polizei ist die Zahl der Verletzten auf 36 Menschen gestiegen - darunter etliche Schwerstverletzte. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärt, dass auch Kinder unter den Verletzten seien. Am Abend heißt es, dass zwei Menschen um ihr Leben kämpfen.

Die Polizei gibt an, dass es sich bei dem Verdächtigen des Anschlags in München um einen 24-jährigen Asylbewerber aus Afghanistan handelt. Der Mann wird festgenommen, wobei die Beamten Schüsse abgeben. Die Polizei erklärt, dass er "leicht verletzt" sei, aber keine Schussverletzung habe. Weitere Beteiligte seien nicht bekannt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) stellt klar, dass der Verdächtige eine gültige Aufenthaltserlaubnis sowie eine Arbeitserlaubnis besaß. Herrmann betont: "Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig."

Der Mann sei Ende 2016 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling eingereist, sein Asylantrag wurde 2020 abgelehnt. Dennoch erhielt er 2021 eine Duldung und später eine Aufenthaltserlaubnis. Er habe eine Schule besucht, eine Berufsausbildung abgeschlossen und als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen gearbeitet. Der Verdächtige wohnte zuletzt in einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Solln, seine Wohnung wurde durchsucht. Polizei und Generalstaatsanwaltschaft nehmen vorerst keine Stellung.

Reaktionen auf den Anschlag in München

Bundeskanzler Scholz fordert, dass der Täter "bestraft werden" und "das Land verlassen" müsse. "Er muss zurück in das Land, aus dem er gekommen ist", bekräftigt Scholz. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verspricht "maximale Härte" des Rechtsstaats. Sie hebt hervor, dass Deutschland als einziger europäischer Staat nach Afghanistan abschiebe. Bayerns Innenminister Herrmann kritisiert hingegen, dass nur wenige Abschiebungen nach Afghanistan durchgeführt worden seien.

Er verweist darauf, dass bei "Tausenden von Afghanen mit abgelehntem Asylantrag" bisher keine Abschiebung möglich war. Die bayerische AfD fordert den Rücktritt von Herrmann und Ministerpräsident Markus Söder (CSU), da dieser nicht in der Lage sei, "unsere Sicherheit zu gewährleisten".

Offene Fragen zum München-Attentat

Das Motiv des Verdächtigen

Noch ist unklar, warum es zu dem Vorfall kam. Zur weiteren Aufklärung hat die Polizei eine Zeugen-Sammelstelle eingerichtet und ruft dazu auf, relevante Videos und Bilder hochzuladen. Bundeskanzler Scholz spricht von einem "furchtbaren Anschlag". Laut ersten Berichten gebe es Hinweise auf eine islamistische Motivation: Der Verdächtige soll kurz vor der Tat einen mutmaßlich islamistischen Post in sozialen Netzwerken veröffentlicht haben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat der Afghane entsprechende Inhalte geteilt. Der "Spiegel" berichtete ebenfalls über mutmaßlich islamistische Beiträge.

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) erklärt, dass die Ermittlungen von der bayerischen Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft geleitet werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz bestätigt, dass es "eng in die Untersuchungen eingebunden" sei. Ministerpräsident Söder betont am Abend, dass sich erst zeigen müsse, ob der Mann als islamistischer Gefährder einzustufen sei. Experten müssten prüfen, ob ein einzelner Social-Media-Post dafür ausreiche.

Bezug des München-Attentats zur Verdi-Demonstration

Ob der Anschlag in München gezielt gegen die Demonstration oder die Gewerkschaft Verdi gerichtet war, bleibt unklar. Verdi organisiert derzeit bundesweit Warnstreiks und Kundgebungen im Rahmen der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Innenminister Herrmann erklärt, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass der Verdächtige gezielt diese Demonstration ausgesucht habe. "Wir gehen derzeit davon aus, dass die Opfer eher zufällig aus den Reihen der Verdi-Demonstration stammen", so Herrmann. Die Polizei zählte rund 1.500 Teilnehmer, die Kundgebung wurde nach dem Vorfall abgebrochen.

Mögliche Auswirkungen auf die Münchner Sicherheitskonferenz

Am Freitag beginnt im Hotel Bayerischer Hof, etwa zwei Kilometer vom Tatort entfernt, die Münchner Sicherheitskonferenz. Erwartet werden mehr als 60 Staats- und Regierungschefs sowie über 100 Minister. Ob der Anschlag in München Auswirkungen auf die Konferenz haben wird, ist noch unklar.

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