Wenn die US-Regierung die geplanten Zölle auf europäische Metallwaren wirklich einführt, könnte das für die hiesige Industrie einen Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe bedeuten. Noch ist nichts endgültig beschlossen, und die EU will einen US-Handelskonflikt auch auf jeden Fall vermeiden. Sie ist allerdings auch bereits auf Gegenmaßnahmen vorbereitet, falls weitere Verhandlungen zu keinem Ergebnis führen sollten.
Eisen- und Stahlindustrie erwartet hohe Exportschäden
Der Wirtschaftsverband der europäischen Eisen- und Stahlindustrie (EUROFER) beziffert den jährlichen Gesamtumsatz der Industrie auf 130 Milliarden Euro. Davon wären nach einer Schätzung der Europäischen Union durch die US-amerikanischen Zölle ca. 28 Milliarden an Exporten bedroht, also etwas über 20 Prozent. Damit wäre das Problem heute ungefähr viermal so groß wie zur letzten Amtszeit von Trump, als diese Strafzölle auch schon einmal im Raum standen. Nach Einschätzung der EU wären bei diesen Strafzöllen dann auch Derivate der Metallprodukte betroffen. Dies wäre eine massive Eskalation im Handelskrieg des US-Präsidenten.
Die Ankündigungen von Trump, über die Einführung von Zöllen den globalen Handel neu zu strukturieren, beinhalten einen geplanten Einfuhrzoll auf Stahl- und Aluminiumprodukte in Höhe von 25 Prozent, der bereits zum 12. März Realität werden könnte. Außerdem kündigte er Gegenzölle auf Maßnahmen von Handelspartnern an, die als Hindernisse für den US-Handel angesehen werden.
EU ist kompromissbereit
Aus dem EU-Handelsressort hieß es dazu, dass diese Planung noch nicht sicher sei und sich sowohl der konkrete Umfang der Zölle als auch weitere Details noch ändern können. Um einen Handelskonflikt zu vermeiden, bot die EU den amerikanischen Gesprächspartnern bereits an, die europäischen Zölle auf Industriegüter, einschließlich Autos, zu senken. Das hatte Trump bereits in seiner ersten Amtsperiode gefordert.
Bislang haben die Zollankündigungen von Trump noch keine nennenswerten Auswirkungen auf die europäischen Finanzmärkte gehabt, aber wenn sie kommen, dürften sie massive Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben. Aktuell steigen die Aktienmärkte in Europa weiter und auch der DAX sprang nach der Bundeswahl deutlich nach oben. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Handelskonflikt mit den USA weiter zuspitzt.
Bereits seit 2018 Handelskonflikte mit den USA
Die Handelsstreitigkeiten mit den USA haben bereits Geschichte. Für die EU ging bereits zu Trumps erster Amtszeit los. Damals hatte Trump die europäischen Stahl- und Aluminiumexporte aus der EU im Wert von 7 Milliarden Euro mit Zöllen belegt. Begründet wurde das damals mit nationalen Sicherheitsbedenken, was vonseiten der EU als lächerlich bezeichnet wurde.
Die Zölle auf Stahlerzeugnisse betrug damals 25 Prozent, Aluminiumwaren wurden mit 10 Prozent Zoll belegt und es gab auch Ausnahmen für eine Reihe von Erzeugnissen. Nach Angaben der US-amerikanischen Nachrichtenagentur Bloomberg soll es diesmal jedoch keine Ausnahmen geben.
Im Jahr 2021 haben die EU und die USA dann die Zölle gegenseitig ausgesetzt. Dabei stellte die EU alle ihre Maßnahmen ein, die USA hingegen hoben die Maßnahmen teilweise auf und führten dafür Zollkontingente ein, die zollfrei blieben. Es wurden dann nur Zölle auf Waren erhoben, die über das Zollkontingent hinausgingen.
EU möchte Handelskonflikt vermeiden – ist aber gewappnet für den Fall der Fälle
Die EU bezog bereits Stellung zum Fall der Einführung der Zölle und betonte, dass eine schnelle und angemessene Reaktion zu erwarten sei. Dabei könnten zunächst die seit 2021 ausgesetzten Zölle wieder schnell aktiviert werden. Die EU-Kommission hat außerdem Zusammenstellungen von verschiedenen Sektoren und Gütern erarbeitet, bei denen EU-seitige Maßnahmen die US-Wirtschaft empfindlich treffen würden, wie Bloomberg ebenfalls berichtete.
Sorgen bereitet der Handelsstreit auch dem ehemaligen deutschen Botschafter in den USA, Wolfgang Ischinger. Er sieht die Europäische Union in einer kritischen Lage und hofft, dass sie „die Kurve kriegt“. Gerade in Deutschland seien Verteidigungsausgaben und Migration ein zentrales Thema und es ist seiner Meinung nach besonders unglücklich, dass ausgerechnet jetzt, wo durch Donald Trump grundlegende politische Veränderungen eingetreten wären, in Deutschland neu gewählt wird und eine neue Regierung gebildet wird. Er ist der Hoffnung, dass eine stabile neue deutsche Regierung gemeinsam mit Frankreich eine starke einheitliche Stimme in Europa in der Auseinandersetzung mit der Regierung Trump bieten wird.