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Zuwanderung: Deutschland unattraktiv für Fachkräfte aus anderen EU-Ländern

Durch die zentrale Lage in Europa hätte Deutschland eigentlich beste Voraussetzungen, um von der Mobilität junger Fachkräften innerhalb Europas zu profitieren. Tatsächlich schneidet Deutschland, im EU-weitem Vergleich, bei der Zuwanderung aus neun direkten Nachbarländern schlecht ab. Welche EU-Länder für Talente attraktiver sind.
24.05.2025 16:23
Lesezeit: 2 min
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Die Freizügigkeit innerhalb Europas ist eine der größten Errungenschaften der Europäischen Union. Sie eröffnet Chancen für berufliche Karrieren, erleichtert den wirtschaftlichen Austausch und stärkt die grenzüberschreitende Vernetzung. Doch Deutschland kann von der Zuwanderung von Fachkräften nicht profitieren, andere EU-Länder sind attraktiver: In Deutschland machen Einwanderer aus Nachbarstaaten nur knapp zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Fachkräftemangel: Deutschland verliert beim Zuzug aus den Nachbarstaaten

Im Konkurrenzkampf um dringend benötigte Fachkräfte kann Deutschland gegenüber dem deutschsprachigen Ausland nicht mithalten. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Berlin School of Business&Innovation (BSBI). „Deutschland schneidet im Wettbewerb um Fachkräfte und Talente im Vergleich zu seinen Nachbarn im DACH-Raum schlecht ab“, sagte Kyriakos Kouveliotis, BSBI-Hochschulleiter. Aufgrund des gemeinsamen Sprachraumes konkurriert die Bundesrepublik vor allem mit Österreich und mit dem EFTA-Land Schweiz.

Die Berlin School of Business and Innovation (BSBI) hat untersucht, wie Deutschland bei der Binnenwanderung innerhalb des DACH-Raums abschneidet und die Entwicklung von 2014 bis 2023 verglichen.

Zuwanderer aus DACH-Staaten sind beruflich aktiv

Von der Altersstruktur her stehen die meisten Zuwanderer aus Österreich und aus der Schweiz in der „Mitte des Lebens“ und sind somit in einem Alter, in dem sie beruflich aktiv sind. Dabei gelingt es insbesondere Österreich, jüngere Menschen anzusprechen.

„Österreich hat in den vergangenen zehn Jahren dreimal so viele Zuwanderer aus Nachbarländern gehabt wie Deutschland – und aus einigen Ländern wandern sogar mehr Menschen aus Deutschland ab als zu“, sagte Kouveliotis. Dazu gehören beispielsweise die Franzosen, Dänen und die Niederländer. Ihre Zahl war im 2023 jeweils leicht rückläufig im Vergleich zu 2018.

Österreich und Schweiz beliebteste Länder für deutsche Auswanderer

Innerhalb des deutschsprachigen Raums ist die grenzüberschreitende Mobilität besonders hoch. Die Schweiz ist das wichtigste Auswanderungsziel für Deutsche – 2023 lebten dort insgesamt 315.963 deutsche Staatsbürger. Auf Platz zwei folgte Österreich mit 225.012 Deutschen, was einem Anstieg von über 36 Prozent seit 2014 entspricht.

Österreich ist es außerdem gelungen, seit 2018 mehr Menschen aus Italien und aus osteuropäischen Ländern anzulocken wie beispielsweise Slowenien, Slowakei und Tschechien.

Experten: Weniger Bürokratie und langfristige Perspektiven notwendig

Auch für Österreicher sind die deutschsprachigen Nachbarländer die bevorzugten Auswanderungsziele, mit Deutschland als Nummer Eins. In Deutschland wurden 2023 insgesamt 163.672 Österreicher gezählt.

„Wir brauchen dringend eine ehrliche Willkommenskultur, weniger Bürokratie und langfristige Perspektiven für Menschen, die sich für ein Leben in Deutschland entscheiden. Nur so können wir auch für unsere Nachbarn in Europa Zukunftsheimat werden“, sagte Hochschulleiter Kouveliotis.

Polen größte Gruppe an Zuwanderern nach Deutschland

In der Schweiz sind die Italiener mit 332.700 Personen die größte Gruppe aus den Nachbarländern, dicht gefolgt von den Deutschen (315.963). Für die Schweizer ist wiederum Deutschland mit 41.758 Personen das wichtigste europäische Zielland, gefolgt von Österreich mit 8.840.

Auch bei den Polen steht Deutschland hoch im Kurs. Ihre Zahl stieg innerhalb von fünf Jahren von rund 758.000 auf nunmehr 784.000. Sie sind damit die größte Gruppe von Menschen, die aus der EU nach Deutschland einwandert.

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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