EZB-Leitzinsentscheidung: Warum reagiert der DAX kaum?
An den Finanzmärkten wird die Zukunft gehandelt – und die Leitzinssenkung war bereits fest einkalkuliert. Anleger hatten mit einer Lockerung der Geldpolitik gerechnet, sodass es keinen Überraschungseffekt gab. Zudem bleiben Unsicherheiten über den weiteren Kurs der EZB bestehen: Werden weitere Zinssenkungen folgen oder bleibt es vorerst bei diesem Schritt?
Die EZB begründete ihre Entscheidung mit der nachlassenden Inflation und einer schwächelnden Konjunktur. Eine niedrigere Zinslast soll Unternehmen und Verbraucher entlasten, doch ob dies ausreicht, um die Wirtschaft spürbar anzukurbeln, bleibt fraglich. Banken und Kreditnehmer könnten profitieren, während Sparer mit weiter sinkenden Zinsen rechnen müssen.
Nervöser Börsenhandel vor EZB-Zinsentscheidung: Nach DAX-Rekordhoch schmelzen Gewinne ab
Experten gehen davon aus, dass die EZB weitere Zinssenkungen prüft, jedoch von den Inflationsdaten und der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig macht. Sollte sich die Konjunktur weiter eintrüben, könnten zusätzliche Schritte folgen. Der DAX bleibt am Donnerstagnachmittag daher in einer Wartestellung – die großen Impulse fehlen. Anleger blicken nun gespannt auf die nächsten Daten zur Inflation und Wirtschaftsentwicklung, die Hinweise auf die zukünftige Geldpolitik der EZB geben könnten.
Der deutsche Leitindex hatte am Donnerstagmorgen ein weiteres Rekordhoch erreicht und erstmals die Marke von 23.400 Punkten überschritten. Doch die anfängliche Euphorie hielt nicht lange an, und die Gewinne schmolzen im weiteren Verlauf wieder ab. Der MDAX konnte zeitweise ebenfalls zulegen, während der EuroStoxx 50 etwas schwächer tendierte.
Auswirkungen der EZB-Zinspolitik und des Finanzpakets der Bundesregierung auf die Märkte
Die Zinspolitik der EZB beeinflusst nicht nur Aktienkurse, sondern auch den Anleihemarkt. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg im Vorfeld des EZB-Zinsentscheids zeitweise auf 2,93 Prozent. Steigende Staatsausgaben könnten den Inflationsdruck erhöhen und damit die Spielräume für weitere Zinssenkungen verringern. Experten von Index Radar warnen, dass weniger Lockerungen als bislang erwartet die Folge sein könnten.
Nach der jüngsten Erholungsrally des DAX, die durch die Einigung von Union und SPD auf ein milliardenschweres Finanzpaket ausgelöst wurde, scheint die anfängliche Euphorie abzuklingen. Anleger spekulieren auf eine rasche Umsetzung des Haushaltspakets, das das Wirtschaftswachstum in Deutschland bis 2027 um bis zu einen Prozentpunkt pro Jahr steigern könnte. Zugleich würde jedoch die Staatsverschuldung auf 67,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen.
Die geplanten Fiskalpakete könnten der Konjunktur zwar einen Schub geben, doch steigende Schulden und anhaltender Inflationsdruck könnten die EZB veranlassen, vorsichtiger mit weiteren Zinssenkungen umzugehen. Die Finanzmärkte richten daher ihr Augenmerk auf die kommenden Signale aus Frankfurt. Die EZB dürfte neben der Zinssenkung auch Hinweise darauf geben, ob die bisher erwarteten weiteren Senkungen in diesem Jahr Bestand haben.
EZB-Leitzins: Wie funktioniert er?
Der EZB-Leitzins ist ein zentrales Instrument der Geldpolitik. Er beeinflusst, zu welchen Konditionen sich Banken Geld bei der Zentralbank leihen oder dort anlegen können. Es gibt drei zentrale Leitzinssätze:
- Hauptrefinanzierungssatz: Dieser reguliert die Konditionen, zu denen Banken sich Geld von der EZB leihen können. Eine Senkung dieses Satzes macht Kredite günstiger, was die Wirtschaft ankurbelt.
- Einlagezinssatz: Er gibt an, zu welchen Konditionen Banken überschüssiges Geld bei der EZB parken können. Ein niedriger Einlagezinssatz macht das Halten von Geld unattraktiv und soll Investitionen fördern.
- Spitzenrefinanzierungssatz: Er markiert die Obergrenze für kurzfristige Kredite der Banken bei der EZB.
Die Senkung des EZB-Leitzinses hat in der Regel das Ziel, die Konjunktur zu stärken, indem Kredite erschwinglicher werden und Investitionen zunehmen.
Vor EZB-Zinsentscheid standen diese Branchen im Fokus
Die derzeitigen Marktturbulenzen wirken sich auf verschiedene Branchen unterschiedlich aus. Besonders zinssensitive Sektoren wie Immobilienwerte geraten unter Druck. Aktien von Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien verloren jeweils mehr als vier Prozent, da steigende Anleiherenditen die Finanzierungskosten erhöhen.
Dagegen profitierten einige Unternehmen von positiven Unternehmensnachrichten. Die DHL-Aktien setzten ihren Aufwärtstrend mit einem Kursanstieg von 10,3 Prozent fort, während Lufthansa-Titel mit einem Plus von zeitweise 8 Prozent im MDAX zu den größten Gewinnern zählten.