Um den Krankenstand im Unternehmen zu senken, verlost der Maschinenbauer Heidelberger Druck Prämien unter seinen Mitarbeitern. Vorstandschef Jürgen Otto teilte mit, dass unter den rund 1.100 Beschäftigten am Standort Wiesloch-Walldorf, die im vergangenen Jahr keinen einzigen Krankentag hatten, dreimal 800 Euro netto verlost wurden. Insgesamt arbeiten dort etwa 4.000 Menschen. Zuvor hatte die Rhein-Neckar-Zeitung darüber berichtet.
Otto erklärte den Hintergrund der Aktion: „Wir wollten eben nicht verfolgen und bestrafen, sondern wir wollten wirklich Wertschätzung denen gegenüber ausdrücken, die wirklich ohne einen einzigen Fehltag letztes Jahr ihren Dienst verrichtet haben.“ Niemand müsse sich krank zur Arbeit schleppen, betonte er. „Aber wir haben ja Arbeitszeitmöglichkeiten und auch üppige Urlaubsansprüche, wo man das gegebenenfalls ja auch mal ausgleichen kann.“
Kostendruck als Motivation
Laut Otto sei die Idee entstanden, weil Deutschland überdurchschnittlich viele Krankentage verzeichne. Die DAK-Gesundheit meldete zuletzt durchschnittlich 19,7 Fehltage pro Versicherten im vergangenen Jahr. „Wir liegen ein bisschen besser als der Schnitt“, sagte Otto. „Wir sind halt im Wettbewerbsvergleich, wenn Sie so wollen, natürlich kostenmäßig sowieso unter massivem Druck.“ Er verwies dabei auf Länder mit deutlich niedrigeren Krankenständen, wie die Schweiz und Dänemark.
Kritik vom Betriebsrat
Der Betriebsrat äußerte deutliche Kritik an der Prämienverlosung. „Für alle Kolleginnen und Kollegen, die von einer schweren Krankheit betroffen sind oder waren, ist dies ein Schlag ins Gesicht“, sagte Ralph Arns, Vorsitzender der Arbeitnehmervertretung, der Rhein-Neckar-Zeitung. Wenn die ausgelobten Belohnungen als Motivation gedacht seien, „dann ist das antiquiert und der falsche Weg“.
Debatte um Krankentage hält an
Die Diskussion über Krankheitszeiten in Unternehmen war zuletzt erneut entbrannt. Allianz-Chef Oliver Bäte hatte vorgeschlagen, einen „Karenztag“ einzuführen, sodass Beschäftigte für den ersten Krankheitstag keine Lohnfortzahlung erhalten. Auch die Möglichkeit von telefonischen Krankschreibungen für leichtere Beschwerden war in die Kritik geraten.