Finanzen

Türkische Lira wackelt nach Verhaftung von Erdogan-Widersacher

Der Haftbefehl gegen Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu hat in der Türkei massive politische und wirtschaftliche Turbulenzen ausgelöst. Investoren an den türkischen Finanzmärkten zeigten sich daraufhin erschüttert. Die Istanbuler Börse brach ein und die Lira stürzte auf ein neues Rekordtief.
19.03.2025 14:48
Aktualisiert: 19.03.2025 14:48
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Türkische Lira wackelt nach Verhaftung von Erdogan-Widersacher
Die Verhaftung eines führenden Oppositionellen in der Türkei löste gesellschaftliche und wirtschaftliche Turbulenzen im Land aus. (Foto: dpa) Foto: Francisco Seco

In der Türkei sorgte ein Haftbefehl gegen einen prominenten politischen Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan für Turbulenzen an den Finanzmärkten. Das Vertrauen der Investoren wurde erschüttert, die Börse in Istanbul brach ein, Anleihekurse fielen, und die Landeswährung Lira stürzte auf ein Rekordtief – zeitweise wurden mehr als 40 Lira für einen Dollar gezahlt.

Lira wackelt nach „Putschversuch gegen den nächsten potenziellen Präsidenten“

Die türkische Opposition wittert in der Verhaftung des führenden Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu einen politischen Hintergrund. CHP-Chef Özgür Özel sieht hierin eine „Putschversuch gegen den nächsten potenziellen Präsidenten“. Seine Partei rief zu landesweiten Protesten auf. Imamoglu galt als aussichtsreicher Herausforderer Erdogans bei den kommenden Präsidentschaftswahlen. Umfragen zufolge hätte er eine realistische Chance auf einen Wahlsieg. Devlet Bahceli, Vorsitzender der ultranationalistischen MHP und Regierungspartner Erdogans, hielt dagegen und erklärte auf X, die türkische Justiz sei unabhängig, unparteiisch und objektiv. Laut Verfassung darf Erdogan bei regulärem Wahltermin 2028 nicht erneut antreten – es sei denn, das Parlament stimmt für vorgezogene Neuwahlen. Dafür bräuchte Erdogans Partei jedoch Stimmen aus der Opposition.

Das Gouverneursbüro der Provinz Istanbul verhängte eine vier Tage andauernde Sperre für Demonstrationen, Versammlungen und Nachrichten – ausgerechnet bis Sonntag, dem Tag, an dem Imamoglu zum Spitzenkandidaten ernannt werden soll. In der Millionenmetropole blieben Straßen gesperrt, ebenso wurden der zentrale Taksim-Platz und mehrere Bahnstationen geschlossen. Zudem waren zahlreiche soziale Netzwerke und Kurznachrichtendienste nur eingeschränkt nutzbar. Nutzer berichteten von Drosselungen und Blockaden unter anderem auf X, YouTube, Instagram, TikTok, WhatsApp sowie Signal und Telegram.

Leitindex Borsa Istanbul 100 stürzte zeitweise um fast 7 Prozent ab

Anleger der türkischen Finanzmärkte zeigten sich von den politischen Vorgängen beeindruckt. Die Landeswährung Lira fiel zeitweise auf ein Rekordtief, sodass mehr als 40 Lira für einen Dollar gezahlt werden mussten. An der Börse in Istanbul stürzte der Leitindex Borsa Istanbul 100 zwischenzeitlich um fast 7 Prozent ab, bevor sich das Minus zuletzt auf 4,6 Prozent reduzierte. Auch am Anleihenmarkt setzten massive Verluste ein. Erdogan regiert die Türkei seit mehr als 20 Jahren als Regierungschef oder Präsident. Viele Oppositionelle sehen in den aktuellen Ereignissen den Versuch, einen potenziellen Herausforderer auszuschalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzministerium will private Investitionen erleichtern
15.08.2025

Das Finanzministerium plant Änderungen, die private Investitionen in Deutschland attraktiver machen sollen. Doch reichen neue Gesetze und...

DWN
Panorama
Panorama Steuerzahlerbund: Beamtenstatus kritisch hinterfragen
15.08.2025

Der Streit um den Beamtenstatus gewinnt an Schärfe: Politiker und Verbände ringen um Reformen, Kosten steigen, und Bürger fragen sich:...

DWN
Finanzen
Finanzen Symrise-Aktie: Aromenhersteller mit Riecher fürs Milliarden-Geschäft
15.08.2025

Symrise zählt zu den weltweit größten Herstellern von Duft- und Geschmackstoffen. Der Konzern aus Holzminden beliefert Kunden in mehr...

DWN
Politik
Politik Putin nutzt Alaska-Gipfel, um Trump wirtschaftliche Zugeständnisse abzuringen
15.08.2025

Während in Alaska die Kameras auf Donald Trump und Wladimir Putin gerichtet sind, will der Kreml den Ukraine-Krieg ausblenden – und den...

DWN
Finanzen
Finanzen AMD-Aktie: Starkes Wachstum, hohes Risiko – der Raketenstart aus dem Schatten von Nvidia
15.08.2025

Die AMD-Aktie jagt aus dem Schatten von Nvidia mit aggressivem Wachstum nach vorn – doch hinter den glänzenden Zahlen lauern politische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitszeitbetrug: Was Beschäftigte wirklich wissen müssen
15.08.2025

Früh einstempeln, spät ausloggen, aber zwischendurch privat surfen – viele nehmen es mit der Arbeitszeit nicht so genau. Doch genau...

DWN
Politik
Politik Kein Zufall: Trump macht Alaska zur Bühne für Putin
15.08.2025

Ein Treffen wie aus dem Drehbuch des Kreml: In Alaska, einst russisches Territorium, empfängt Donald Trump den wegen Kriegsverbrechen...