Kerninflation ebenfalls rückläufig
Die sogenannte Kerninflation, bei der schwankende Preise für Energie und Lebensmittel ausgeschlossen sind und die damit besser die zugrunde liegende Wirtschaftslage widerspiegelt, fiel im März auf 2,4 Prozent im Jahresvergleich, nachdem sie im Februar noch bei 2,6 Prozent lag. Diese Zahlen bieten der EZB unter der Leitung von Christine Lagarde neue Argumente für mögliche geldpolitische Anpassungen.
Im Monatsvergleich gab es jedoch einen leichten Anstieg der Inflation: Während die Teuerung im Februar bei 0,4 % lag, stieg sie im März auf 0,6 %. Diese Entwicklung dürfte die EZB-Entscheidung über den Zinssatz beeinflussen.
EZB-Leitzins weiterhin bei 2,5 Prozent
Der Leitzins der EZB liegt derzeit bei 2,5 Prozent, nachdem er während der Inflationskrise vor einigen Jahren auf 4 Prozent angestiegen war. Dass die Inflation in den Euro-Ländern gesenkt wurde, kam nicht überraschend, nachdem auch führende Volkswirtschaften wie Deutschland, Frankreich und Spanien in den letzten Tagen niedrigere Inflationszahlen gemeldet hatten.
Frederik Engholm, Chefstratege bei Nykredit Markets, bezeichnete die aktuellen Zahlen als „positive Entwicklung“, insbesondere im Hinblick auf die Kerninflation und die rückläufige Dienstleistungsinflation.
Rückgang der Dienstleistungsinflation
Besonders bemerkenswert ist der Rückgang der Dienstleistungsinflation, die lange Zeit hartnäckig hoch war. Diese fiel im Jahresvergleich von 3,7 Prozent auf 3,4 Prozent. Engholm kommentierte: „Es ist noch nicht lange her, dass wir bei 4 Prozent lagen. Der Rückgang der Dienstleistungsinflation wird eine Erleichterung für die ‚Haie‘ der EZB bringen, die diese als Hauptargument für eine zurückhaltendere Geldpolitik genutzt haben.“
Engholm fügte hinzu, dass die heutigen Zahlen – besonders der Rückgang der Dienstleistungsinflation – die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung bei der kommenden EZB-Sitzung am 17. April stützen.
Handelszölle als potenzieller Störfaktor
Dennoch gibt es weiterhin Unsicherheiten, die die Geldpolitik beeinflussen könnten. Einige Mitglieder der EZB haben bereits auf die globalen Handelszölle, insbesondere die von US-Präsident Donald Trump verhängten, hingewiesen. Diese könnten die Bemühungen der EZB, die Inflation unter Kontrolle zu halten, erschweren. Engholm ist jedoch der Ansicht, dass die mit den Zöllen verbundene wirtschaftliche Unsicherheit eher ein Argument für schnellere Zinssenkungen darstellt.
Weitere Gründe für eine Zinssenkung
Bjørn Tangaa Sillemann, Chefanalyst bei Danske Bank, sieht ebenfalls Gründe für eine Zinssenkung. „Mit einem nachlassenden Preisdruck, rückläufigem Lohnwachstum und einer gestärkten Euro-Währung gibt es derzeit viele Gründe für die EZB, die Zinsen erneut zu senken“, erklärte der Ökonom. Er fügte hinzu, dass die Geldpolitik der EZB nach wie vor eher restriktiv sei, was in Verbindung mit der schwachen Wachstumsdynamik in Europa und den globalen Handelsunsicherheiten die Entscheidung für eine Zinssenkung begünstigen könnte.
Arbeitslosigkeit in der Eurozone erreicht Rekordtief
Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone ist im Februar auf einen neuen Rekordtiefstand von nur 6,1 Prozent gefallen – ein Rückgang von 0,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Januar. Dies zeigt, dass die Arbeitsmarktlage in der Region weiterhin stabil bleibt, was das wirtschaftliche Umfeld positiv beeinflusst.
Die sinkende Inflation in der Eurozone und die positiven Arbeitsmarktzahlen könnten der EZB Spielraum für eine erneute Zinssenkung bieten. Trotz eines moderaten Anstiegs der Inflation im Monatsvergleich bleibt die wirtschaftliche Unsicherheit aufgrund globaler Faktoren wie Handelszöllen bestehen. Die EZB wird voraussichtlich ihre geldpolitischen Maßnahmen an die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen anpassen, wobei die Entscheidung über den Leitzins im April ein wichtiger Schritt sein wird.