Batteriespeicher: Der schlafende Riese wird wach
Die Energiekrise hat Europa wachgerüttelt. Der einstige Glaube an unerschütterliche Gasimporte aus Russland ist Vergangenheit. Die Preise explodierten, der Kontinent taumelte – und mitten in dieser Unsicherheit erhebt sich eine neue Perspektive: Batteriespeicher. Für Boštjan Bandelj, Gründer des Emissionshandelsriesen Belektron und Miteigentümer von NGEN, ist klar: „Batteriespeicher werden in den nächsten zehn Jahren die Rolle übernehmen, die Solarmodule im letzten Jahrzehnt gespielt haben.“
Bandelj spricht nicht nur als Unternehmer, sondern als Visionär. Auf der diesjährigen Energiekonferenz Financ zeichnete er ein Bild der Zukunft, das Hoffnung und Warnung zugleich ist. Die Nutzung von Photovoltaik hat sich in nur drei Jahren verdoppelt – auf sieben Prozent weltweit. Der nächste logische Schritt: Strom speichern, wenn er im Überfluss vorhanden ist. Und genau hier liegt das kommende Billionen-Geschäft.
„Kalifornien hat in nur vier Jahren Batteriespeicher mit acht Gigawatt Leistung installiert – vor vier Jahren war das praktisch Null“, betont Bandelj. Europa hinkt hinterher – noch.
Geopolitik trifft grüne Utopie: Die Realität der Abhängigkeit
Der Ukraine-Krieg hat deutlich gemacht, wie verletzlich Europas Energieversorgung ist. Billiges Pipeline-Gas wurde über Nacht durch teures LNG ersetzt. Die große Transformation wird teurer als gedacht – und die Geduld der Bevölkerung sinkt.
Während 40 Prozent der Deutschen und 50 Prozent der Italiener laut einer Bruegel-Studie weiter an der grünen Wende festhalten, wächst in Ländern wie Polen, Italien oder Ungarn der Widerstand. Erste politische Rufe nach einem Kurswechsel werden laut – vorerst bleibt es bei Verzögerungen, nicht bei Abkehr.
Grüne Technologien – „Made in China“
Bandelj kritisiert, was viele europäische Politiker verschweigen: Die technologische Abhängigkeit von China sei bei fast allen Schlüsselkomponenten für die Energiewende massiv – mit Ausnahme der Windenergie. Auch die Hoffnungsträger Wasserstoff und Kernenergie bleiben fragil: Während der Durchbruch beim Wasserstoff auf sich warten lässt, steht die Atomkraft in direkter Konkurrenz zu Solar und Wind.
Speicher – das fehlende Bindeglied
Der Solarboom bringt neue Probleme: In der Mittagszeit führen Überkapazitäten zu negativen Strompreisen. Alte Kraftwerke lassen sich noch drosseln, aber das Netz stößt an seine Grenzen. Batteriespeicher sollen künftig das Tageslicht in die Nacht retten – und später, wenn möglich, auch in den Winter.
Doch Bandelj warnt: „Die saisonale Energiespeicherung bleibt ungelöst. Wer heute von vollständiger Dekarbonisierung spricht, spielt mit Illusionen.“ Grüner Wasserstoff als Lösung? Noch immer fehlt die Technologie, um das wirtschaftlich tragfähig umzusetzen.
Die Mär vom teuren Ökostrom
In der öffentlichen Debatte hält sich hartnäckig die Behauptung, dass die Energiewende für steigende Strompreise verantwortlich sei. Bandelj widerspricht:
„Die hohen Preise waren eine direkte Folge der Gasumlenkung nach dem Russland-Schock. Heute liegen die Börsenpreise für Strom bereits wieder unter Vorkrisenniveau.“ In Deutschland kann Strom für 2028 bereits für unter 70 Euro pro Megawattstunde abgesichert werden. In Slowenien sind es rund 15 Euro mehr – dennoch ein Zeichen der Entspannung.
Wer jetzt nicht investiert, wird überrollt
Für Bandelj ist klar: Die Politik kann diskutieren, verschieben und verwässern – aber der technologische Wandel rollt an. Wer nicht in Batteriespeicher investiert, riskiert den wirtschaftlichen Abstieg.
„Wir stehen am Anfang eines Jahrzehnts der Speicher. Was Solarmodule in den letzten zehn Jahren geleistet haben, werden Batteriesysteme im kommenden Jahrzehnt tun. Europa muss handeln – oder zusehen, wie andere die Standards setzen.“
Bandeljs Mahnung ist deutlich: Die Energiewende ist keine Vision mehr, sondern Realität. Doch ohne Speicher wird sie nicht überleben – und mit jedem Jahr des Zögerns wird der Preis dafür höher.