Technologie

Solarenergie im Keller: Immer mehr Haushalte speichern Strom

Wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, hat immer häufiger auch einen Batteriespeicher im Keller. Lohnt sich das?
09.03.2025 10:58
Aktualisiert: 09.03.2025 12:52
Lesezeit: 3 min
Solarenergie im Keller: Immer mehr Haushalte speichern Strom
In deutschen Kellern landet immer mehr Sonnenstrom vom eigenen Dach in Batteriespeichern – um zeitversetzt zum Einsatz zu kommen. (Foto: dpa) Foto: Bernd Weißbrod

In deutschen Kellern landet immer mehr Sonnenstrom vom eigenen Dach in Batteriespeichern – um zeitversetzt zum Einsatz zu kommen. Verbraucherschützer begrüßen das: „Der größte Vorteil eines Speichersystems: Sie können Ihren Eigenverbrauch und Autarkiegrad steigern“, heißt es bei der Verbraucherzentrale.

Immer mehr Haushalte speichern Strom

Auch finanziell lohne sich ein Batteriespeicher für Privathaushalte oft: „Durch die deutlich gesunkenen Preise ist so ein Speicher durchaus interessant“, sagt Energieexperte Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale NRW.

Das fanden im vergangenen Jahr erneut Hunderttausende Haushalte. Nachdem schon 2023 rund 594.000 neue Heimspeicher installiert wurden, kamen 2024 nach einer Schätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) etwa 580.000 weitere dazu.

Rund 1,8 Millionen Heimspeicher waren Ende 2024 laut Verband bereits in Betrieb. Damit ist in fast der Hälfte aller rund 3,8 Millionen Photovoltaikanlagen im sogenannten Heimsegment ein Batteriespeicher installiert.

Verband: auch E-Mobilität Treiber für Speicherkauf

Der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES), der unter anderem Speicherhersteller vertritt, sieht mehrere Gründe für die starke Nachfrage. Neben der Nutzung günstig erzeugter Energie und der Optimierung der eigenen Energieversorgung, sei die E-Mobilität ein besonderer Treiber.

„Günstiger als mit Solarstrom vom eigenen Dach kann ein E-Auto nicht geladen werden“, sagt die BVES-Fachbereichsleiterin für Märkte und Technologien, Beatrice Schulz. In Verbindung mit einem Speicher sei das Laden dann sogar nachts möglich.

Bei der Kaufentscheidung sollten Verbraucher darauf achten, dass der heimische Speicher nicht zu groß ausfällt, betont Verbraucherschützer Zwingmann. Es könne sonst sein, dass die Photovoltaikanlage den Speicher über weite Strecken nicht voll bekomme. „Das heißt, ich habe eine Kapazität im Keller stehen, die ich nicht nutzen kann.“

Allerdings sei es möglich, den Speicher so anzuschließen, dass er auch Strom aus dem Netz beziehen könne. Bei der Nutzung von dynamischen Stromtarifen könne man dann Strom preiswert einkaufen und speichern. „Und ihn dann nutzen, wenn die Strompreise hoch sind“, sagt der Energieexperte.

Laut BVES speichern die meisten Geräte zwischen 5 und 15 Kilowattstunden. „Sinkende Preise und weitere Geschäftsmodelle für den Haushaltsspeicher sowie die Integration zusätzlicher Anwendungen lassen weiteres Wachstum bei der durchschnittlichen Speichergröße erwarten“, sagt Schulz.

Verband: Speicherpreise sind um 75 Prozent gesunken

Auch der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) sieht den Hauptgrund für die hohe Speichernachfrage in den gesunkenen Kosten. „In den letzten zehn Jahren sind die Preise für schlüsselfertig installierte Solarstromspeicher um 75 Prozent gesunken“, sagt Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. 80 bis 90 Prozent aller neuen Solarstromanlagen hätten einen Batteriespeicher. „Kaum noch eine Solaranlage wird ohne Speicher installiert.“

Der Verband betont die Vorteile von Batteriespeichern: Könne man ohne Speicher nur etwa 20 Prozent des erzeugten Sonnenstroms unmittelbar selbst nutzen, könnten es mit einem Speicher bis zu 80 Prozent sein, sagt Körnig. Hinzu komme: „Ein intelligenter Speicherbetrieb spart nicht nur Stromkosten für die Betreiber, sondern entlastet auch die Netze und reduziert die Kosten der Energiewende.“ So werde man künftig die Speicher auch netzdienlich einsetzen können, etwa um Windstrom ein- und auszuspeichern.

Enpal: Fast alle Solarkunden nehmen auch einen Speicher

Auch der Energiedienstleister Enpal, der unter anderem Solaranlagen anbietet, verzeichnet eine hohe Nachfrage nach Batteriespeichern. „Fast alle Kunden nehmen einen Speicher mit dazu“, sagt ein Enpal-Sprecher. „Und diejenigen, die noch keinen Speicher haben, möchten sehr häufig nachrüsten.“

Batteriespeicher spielen auch bei einem aus Solaranlage und Speicher bestehenden Enpal-Produkt eine zentrale Rolle. Dabei sorgt ein Energiebetriebssystem dafür, dass neben der üblichen Nutzung des eigenen Solarstroms beispielsweise nachts günstiger Strom aus dem Netz eingespeichert wird, der dann zu anderen Zeiten wieder ausgespeichert und von Enpal an der Strombörse teurer verkauft wird.

Auch der Energieversorger Eon hat Solaranlagen im Angebot. „Mehr als 90 Prozent unserer Photovoltaikanlagen verkaufen wir inzwischen mit Batterie-Speicher“, sagt ein Sprecher. Für Kunden seien solche Systeme ein zentrales Thema bei der Planung von Solaranlagen, die auf Eigenverbrauch optimiert seien. „Intelligente Energiemanagementsysteme unterstützen darüber hinaus, Erzeugung und Verbrauch noch besser zu synchronisieren.“

Der Energiespeicher-Branchenverband rechnet mit weiter starkem Wachstum. Speicher könnten nun auch verstärkt für das Gesamtsystem aktiviert werden, sagt Schulz vom BVES. „Dies wird durch kürzlich beschlossene Änderungen im Energierecht unterstützt: Statt die Anlage abzuregeln, kann der Speicher künftig einfacher ins Netz einspeisen.“

Auch Eon betont die Rolle der Speicher für das Energiesystem: „Generell sind Speicher ein wichtiger Baustein zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit und Stabilisierung der Energiepreise“, erklärte der Sprecher. Sie könnten Strom in Zeiten hoher Erzeugung einspeichern und diesen bei einer hohen Nachfrage wieder ins Netz zurückspeisen. Heimspeicher würden aktuell überwiegend zur Optimierung des Eigenverbrauchs eingesetzt. Doch auch sie könnten darüber hinaus netzdienlich eingesetzt werden und helfen, Netzkosten zu senken.

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