Wirtschaft

Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des europäischen Güterverkehrs. Neue Daten der ACEA zeigen: Ohne den Lastwagen bewegt sich in Europa fast nichts.
23.04.2025 18:07
Lesezeit: 2 min

Drei von vier Gütertonnen auf Europas Straßen werden per Lastwagen bewegt

Trotz ambitionierter Klimaziele, Milliardeninvestitionen in den Bahnverkehr und der politischen Rhetorik von „nachhaltiger Mobilität“ zeigen die aktuellen Zahlen des Automobilverbands ACEA ein klares Bild: Der Lkw bleibt Europas logistische Lebensader. Drei von vier Gütertonnen auf Europas Straßen werden per Lastwagen transportiert – ein Wert, der seit Jahren konstant bleibt.

75 Prozent des gesamten Landgütertransports in der EU erfolgen per Lkw. Was das bedeutet, zeigt ein Blick auf die Realität hinter der Fassade der politischen Programme: Frische Lebensmittel, Kleidung, Elektronik, Medikamente, Baustoffe – sie alle erreichen Supermärkte, Lagerhallen und Baustellen fast ausschließlich per Lkw.

Eine Flotte, die altert – und trotzdem funktioniert

Die Zahlen zeichnen ein ambivalentes Bild: Das durchschnittliche Alter eines Lkw in Europa liegt bei 14,1 Jahren. In Ländern wie Griechenland ist es fast doppelt so hoch (23 Jahre). Währenddessen fahren in Österreich und Luxemburg die jüngsten Flotten. Doch selbst diese alternde Armada sichert das Funktionieren der europäischen Wirtschaft – Tag für Tag, Tonne für Tonne.

Diesel dominiert, Elektro bleibt Randerscheinung

Von Verkehrswende keine Spur: 95,1 Prozent der neu zugelassenen Lkw in der EU fahren mit Diesel. Der Anteil vollelektrischer oder extern aufladbarer Hybrid-Modelle liegt bei gerade einmal 2,3 Prozent – und diese stellen bislang nur 0,1 Prozent der gesamten Lkw-Flotte dar.

Trotz politischer Programme und grüner Fördergelder bleibt die Elektromobilität im Schwerverkehr ein Nischenphänomen. Reichweite, Ladeinfrastruktur und Kosten gelten weiterhin als große Hemmnisse.

Der globale Markt ist europäisch geprägt

Europas Lkw-Hersteller dominieren nicht nur den Binnenmarkt, sondern auch den internationalen. Rund 50 Prozent der in den USA produzierten schweren Lkw basieren auf europäischer Technologie. Der Export floriert: 2023 wurden 166.030 Lkw im Wert von 7,7 Milliarden Euro in Drittländer geliefert. Das beschert der EU einen jährlichen Handelsüberschuss von 6 Milliarden Euro im Lkw-Bereich.

Millionen Jobs – und gefährliche Strecken

Mit 3,44 Millionen Beschäftigten ist der Transportsektor einer der größten Arbeitgeber der EU. Doch der Job ist hart – und nicht ohne Risiko. Dennoch ist die Zahl tödlicher Unfälle unter Lkw-Fahrern zwischen 2010 und 2023 um 10 Prozent gesunken, obwohl das Verkehrsaufkommen deutlich zugenommen hat.

150 Kilometer – das ist die Tagesreichweite von 73 Prozent aller Lkw in der EU. Nur ein Bruchteil (0,2 Prozent) überschreitet täglich die 1.000-Kilometer-Marke. Diese Realität zeigt: Die Elektrifizierung des Nah- und Regionalverkehrs wäre technisch machbar – politisch und wirtschaftlich bleibt sie jedoch Wunschdenken.

Ohne Lkw steht Europa still

Die Daten sprechen eine klare Sprache: Der Lkw ist kein Relikt – sondern das Rückgrat eines funktionierenden Europas. Während Politik und Öffentlichkeit über Dekarbonisierung und Bahn-Reaktivierung sprechen, sichert der Lkw weiterhin zuverlässig Versorgungsketten, Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze.

Wer also Europas Logistik neu denken will, kommt um eine zentrale Erkenntnis nicht herum: Die Zukunft der Mobilität entscheidet sich auf der Straße – und nicht auf dem Papier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
27.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Microsoft-Aktie im Fokus: Rekordinvestitionen in Cloud und KI stärken das Wachstum
27.11.2025

Microsoft setzt mit massiven Investitionen in Cloud-Infrastruktur und künstliche Intelligenz auf Wachstum und Innovation. Können diese...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundespräsident Steinmeier: Europa muss Potenzial als Wirtschaftsmacht ausschöpfen
27.11.2025

Krieg, Machtverschiebungen und zähe Entscheidungen in der EU belasten die Wirtschaftsmacht Europa. Auf dem Wirtschaftsforum in Madrid...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Kursrückgang nach enttäuschenden Studien – trotz positivem Analystenkommentar
27.11.2025

Die Novo Nordisk-Aktie steht seit vielen Monaten unter Druck. Auch im Donnerstaghandel an der Frankfurter Börse verbucht die Novo...

DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...