Konklave zur Wahl eines neues Papstes am 7. Mai
Papst Franziskus hat seine letzte Ruhe gerade erst gefunden, da läuft die Diskussion über seinen Nachfolger bereits auf Hochtouren. Anfang Mai soll die Entscheidung fallen, das Konklave zur Wahl eines neues Papstes startet am 7. Mai. In der abgeschirmten Sixtinischen Kapelle wählen dann nach aktuellem Stand 133 Kardinäle einen neuen Papst.
Wahlberechtigt ist, wer am Ostermontag, dem Todestag des Papstes, noch nicht das 80. Lebensjahr vollendet hatte. Über 100 Kardinäle sind somit ausgeschlossen. Als sogenannte "papabile" – Kandidaten mit realistischen Chancen – gelten rund zwei Dutzend Geistliche. Aussichtsreicher Kandidat ist für viele der Italiener Pietro Parolin, aktuell zweitmächtigster Mann im Vatikan. Auch bei britischen Wettanbietern liegt er vorn. Da Franziskus viele Kardinäle aus fernen Regionen berufen hat, ist die Lage diesmal besonders unberechenbar.
Hinzu kommt der bekannte Spruch: "Chi entra papa ner conclave, ne risorte cardinale" ("Wer als Papst ins Konklave hineingeht, kommt als Kardinal heraus"). Überraschungen sind möglich – auch Franziskus hatte 2013 kaum jemand auf dem Zettel. Ein Überblick:
Pietro Parolin
Der 70-jährige Norditaliener stammt aus der Region bei Venedig und ist seit über zehn Jahren die Nummer zwei im Kirchenstaat. Kurz nach seiner eigenen Wahl ernannte Franziskus den Diplomaten und Kirchenrechtler zum Kardinalstaatssekretär – eine Art Premierminister des Vatikans. Seither arbeitete Parolin eng mit ihm zusammen und vertrat ihn auch während Krankenhausaufenthalten.
An seiner Treue zu Franziskus ließ Parolin nie Zweifel – eng befreundet waren sie jedoch nicht. Machtbewusst gilt der Italiener allemal – in der Kurie ist das fast Voraussetzung. Da der Dekan des Kardinalskollegiums und sein Stellvertreter zu alt sind, wird Parolin als ranghöchster Kardinal eine Schlüsselrolle spielen.
Pierbattista Pizzaballa
Der Italiener ist Patriarch von Jerusalem und damit oberster Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land – eine äußerst schwierige Diözese. Christen stehen dort oft zwischen den Fronten. Im Nahostkonflikt sieht Pizzaballa sich als Vermittler – und das trotz aller Hindernisse. Hebräisch spricht er fließend.
Pizzaballa ist Mitglied des Franziskanerordens. Mit 60 Jahren gehört er zu den Jüngsten unter den potenziellen Kandidaten. Seine Herkunft aus Norditalien, nahe Bergamo, hebt ihn hervor – sein Alter könnte aber auch gegen ihn sprechen.
Matteo Zuppi
Als Präsident der italienischen Bischofskonferenz zählt der 69-Jährige zu den einflussreichsten Figuren im Vatikan. Der Bischof von Bologna ist gut vernetzt und gilt als integrativ. Im Ukraine-Krieg übernahm er die Rolle des vatikanischen Vermittlers – mit begrenztem Erfolg.
Immer wieder musste Zuppi diplomatisch intervenieren, wenn Franziskus für umstrittene Aussagen Schlagzeilen sorgte. Seine Nähe zur Gemeinschaft Sant’Egidio könnte ihm weitere Unterstützung bringen. Als erfahrener Reformer kann er gleichzeitig auch ausgleichend wirken.
Peter Erdö
Der Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn gilt als konservativer Geistlicher. Schon 2013 wurde er als möglicher Nachfolger Benedikts XVI. genannt, zu dem er ein gutes Verhältnis pflegte. Der 72-Jährige ist für seine traditionelle Haltung bekannt – Franziskus' Reformen betrachtete er kritisch.
Das könnte ihm Stimmen aus konservativen Kreisen bringen, aber andere Wähler abschrecken. Erdö spricht mehrere Sprachen und gilt als intellektuell, jedoch weniger volksnah. Manche bezweifeln sein Charisma als Papst. 2000 wurde Erdö Weihbischof in Székesfehérvár, 2002 Erzbischof, 2003 Kardinal. Aus einer tiefgläubigen Familie stammend, sagte er einst, der Glaube sei das Wichtigste im Leben. Unter Ungarns kommunistischer Herrschaft konnten seine Eltern ihre Berufe nicht ausüben.
Luis Antonio Tagle
Der 67-jährige Philippiner war einst Erzbischof von Manila und lebt nun seit Jahren in Rom. 2019 ernannte ihn Franziskus zum Kardinalpräfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Heute ist er Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung – einer der zentralen Kurienposten.
Tagle gilt als wahrscheinlicher Kandidat, sollte erstmals ein Asiate zum Papst gewählt werden. Er hat chinesische Wurzeln. Bereits 2013 war sein Name im Gespräch. Wie Franziskus setzt er sich für eine Kirche an der Seite der Armen ein – und lehnt Abtreibung sowie Verhütung strikt ab. 2022 wurde er von einem leitenden Posten entbunden.
Fridolin Ambongo Besungu
Seit längerem gibt es Spekulationen über einen Papst aus Afrika. Der häufigste Name dabei: Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo.
Der 65-Jährige gilt im Vergleich zu Kollegen aus dem Westen als eher konservativ. Innerhalb Afrikas ist er eine prägende Persönlichkeit. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare lehnt er – wie viele afrikanische Katholiken – entschieden ab. Mit 65 wäre er ein recht junger Papst, hat aber kaum Rom-Erfahrung.
Charles Maung Bo
Auch Bo stammt aus Asien – als erster Kardinal aus Myanmar. Seine Wahl wäre ein starkes Zeichen: Das Land leidet unter Bürgerkrieg, Gewalt und wurde kürzlich von einem schweren Erdbeben erschüttert. Ein Papst aus Myanmar könnte ein starkes Signal des Mitgefühls senden.
Mit 76 Jahren bringt Bo ein ideales Alter für ein Pontifikat mit. Er steht für die von Franziskus geförderten Kardinäle aus entlegenen Regionen. Er setzt sich stark für arme Menschen und Umweltbelange ein. Politisch gilt er als moderat konservativ.
Raymond Burke
Der 76-jährige US-Amerikaner war einst Erzbischof von St. Louis und ist bekannt als scharfer Kritiker Franziskus’. Der erzkonservative Kardinal wetterte selbst gegen vorsichtige Reformschritte wie die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Zölibatsabschaffung oder Frauen im Priesteramt lehnt er strikt ab.
Nach öffentlicher Kritik entzog der Vatikan ihm das Gehalt und seine große Wohnung in Rom. Auch seinen Titel als Kardinalpatron des Malteserordens verlor er. In den USA wird er als Wunschkandidat einiger politischer Kreise gesehen – seine Chancen gelten jedoch als gering.
Jean-Marc Aveline
Geboren wurde er Weihnachten 1958 in Algerien, das damals zu Frankreich gehörte. Aufgewachsen in Marseille, ist er heute Erzbischof der südfranzösischen Hafenstadt. Aveline gilt als volksnah – eine Eigenschaft, die ihn Franziskus ähnlich macht. Viele sehen in ihm einen "Super-Bergoglianer".
Er könnte für eine Fortsetzung der Politik von Franziskus stehen – was einige wiederum als Nachteil sehen. Zwei ähnliche Päpste hintereinander sind kirchengeschichtlich eine Seltenheit. Sollte er dennoch gewählt werden, hätte er sicher einen Namen bereit: Franziskus II.
Jean-Claude Hollerich
Der Luxemburger Erzbischof zählt zu den einflussreichsten Kirchenmännern im Vatikan. Als Jesuit sitzt der 66-Jährige in mehreren wichtigen vatikanischen Gremien. Zudem leitet er die EU-weite Bischofskommission. Sein Studium absolvierte er in Deutschland.
Bei der jüngsten Weltsynode war er als "Generalrelator" zentrale Figur bei Meinungsstreitigkeiten. Dass er wie Franziskus Jesuit ist, könnte ein Hindernis sein – zwei Jesuiten nacheinander wären eine kirchliche Seltenheit.