Finanzen

Goldpreis steigt nach US-Herabstufung: Wie Anleger jetzt reagieren sollten

Der Goldpreis zieht nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit spürbar an. Was bedeutet das für Anleger? Droht eine neue Vertrauenskrise – oder bietet sich jetzt eine Chance?
19.05.2025 19:32
Lesezeit: 4 min
Goldpreis steigt nach US-Herabstufung: Wie Anleger jetzt reagieren sollten
Der Goldpreis steigt: Die Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten herabgestuft (Foto: dpa). Foto: manassanant pamai

Goldpreis mit neuem Auftrieb nach Bonitätsverlust der USA

Der Goldpreis ist zu Beginn der neuen Handelswoche deutlich gestiegen. Nachdem die Ratingagentur Moody’s am Freitagabend die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten herabgestuft hatte, kletterte der Goldpreis am Montagvormittag auf 3.238 US-Dollar je Feinunze. Das entspricht einem Anstieg um 34 US-Dollar im Vergleich zum Freitagsschlusskurs. Damit macht der Goldkurs einen Teil der Verluste der Vorwoche wett, bleibt jedoch weiterhin unter dem im April erreichten Rekordhoch von 3.500 US-Dollar je Feinunze.

Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit von der Bestnote "Aaa" auf "Aa1" löste eine Flucht in sogenannte sichere Häfen aus – allen voran Gold. Die Ratingagentur begründete die Maßnahme mit dem seit mehr als einem Jahrzehnt steigenden Schuldenstand und den wachsenden Zinskosten zur Bedienung dieser Schulden. Damit stufen nun alle drei großen Agenturen – Moody’s, Fitch Ratings und S&P Global Ratings – die größte Volkswirtschaft der Welt nicht mehr mit der Topnote ein.

Gold-Preis profitiert vom Vertrauensverlust

Der plötzliche Anstieg des Goldpreises wurde durch den Vertrauensverlust in die Stabilität der US-Finanzen befeuert. Analysten der Oversea-Chinese Banking Corporation aus Singapur erklärten dazu: "Wir erwarten, dass der Goldpreis kurzfristig volatil sein wird, da wir eine Mischung aus guten und schlechten Schlagzeilen sehen." Der Goldpreis erlebte in der Vorwoche den stärksten Rückgang seit sechs Monaten, nachdem er zuvor ein neues Allzeithoch erreicht hatte.

In den ersten Handelsstunden in Asien stieg der Goldpreis um bis zu 1,3 Prozent und wurde zeitweise bei 3.245,67 US-Dollar gehandelt. Am Montagmorgen (MESZ) verteuerte sich der Juni-Future auf Gold um 39,10 US-Dollar auf 3.226,30 US-Dollar pro Feinunze. Auch Silber, Palladium und Platin verzeichneten Kurszuwächse. Der Bloomberg Dollar Spot Index fiel im Gegenzug um 0,3 Prozent.

Moody’s erklärte in ihrer Mitteilung: "Wir erkennen zwar die bedeutenden wirtschaftlichen und finanziellen Stärken der USA an, sind aber der Ansicht, dass diese die Verschlechterung der Haushaltskennzahlen nicht mehr vollständig ausgleichen."

Anleger setzen auf den sicheren Hafen

Der Goldpreis gilt traditionell als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Die Kombination aus wachsendem US-Haushaltsdefizit, schwachen Inflationsdaten und enttäuschenden Wirtschaftsdaten verstärkte die Nachfrage nach Gold. Gleichzeitig erhöhten sich die Erwartungen, dass die US-Notenbank Federal Reserve im weiteren Jahresverlauf zu Zinssenkungen greifen könnte. Auch das beflügelt den Goldpreis, da niedrigere Zinsen Gold gegenüber zinstragenden Anlagen attraktiver machen.

Joseph Lavorgna, Chefökonom für die USA bei SMBC Nikko Securities und ehemaliger Chefökonom des National Economic Council, äußerte sich zur Situation: "Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten durch Moody’s von AAA auf AA1 ist ein bedeutender Schritt."

Goldkurs im Kontext geopolitischer Spannungen

Trotz des Rücksetzers in der vergangenen Woche bleibt der Goldkurs langfristig in einem Aufwärtstrend. In diesem Jahr ist der Goldpreis bereits um mehr als 20 Prozent gestiegen. Haupttreiber waren neben geopolitischen Spannungen insbesondere Käufe durch Zentralbanken, Zuflüsse in börsengehandelte Gold-ETFs sowie die US-Zollpolitik unter Präsident Donald Trump.

"Langfristig sind Trumps Politik und die Diversifizierung weg von Dollar-denominierten Vermögenswerten struktureller Rückenwind für Gold, der es in den kommenden Jahren auf neue Höhen treiben könnte", sagte Vasu Menon, Leiter der Investmentstrategie bei der Oversea-Chinese Banking Corp.

Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit erfolgte mehr als ein Jahr, nachdem Moody’s den Ausblick für das US-Rating auf negativ gesetzt hatte. In ihrer Begründung verwies die Agentur explizit auf das Versagen aufeinanderfolgender US-Regierungen, das Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen.

Goldpreis-Entwicklung bleibt volatil

Trotz des jüngsten Kursaufschwungs bleibt die Goldpreis-Entwicklung kurzfristig schwankungsanfällig. Analysten der UBS erwarten jedoch keine grundlegende Marktveränderung. UBS-Experte Mark Haefele erklärte: "Wir würden zudem erwarten, dass die US-Notenbank eingreift, sollte es zu einem ungeordneten oder unhaltbaren Anstieg der Anleiherenditen kommen."

Die Schwankungen im Gold-Preis spiegeln das Spannungsfeld zwischen konjunkturellen Unsicherheiten und geldpolitischen Erwartungen wider. Während schlechte Wirtschaftsdaten die Hoffnung auf Zinssenkungen nähren – was den Goldpreis stützt – können positive Nachrichten aus der US-Wirtschaft den gegenteiligen Effekt haben. In diesem Umfeld schwanken die Erwartungen an den Goldkurs von Tag zu Tag.

Wie sollten Anleger auf die Goldpreis-Entwicklung reagieren?

Die aktuelle Situation bietet Gold-Anlegern sowohl Chancen als auch Risiken. Der jüngste Anstieg des Goldpreises zeigt, wie sensibel das Edelmetall auf makroökonomische und geopolitische Nachrichten reagiert. Wer bereits in Gold investiert ist, kann die aktuelle Goldpreis-Entwicklung als Bestätigung für eine breite Diversifizierung nutzen. Für Neueinsteiger ist es hingegen wichtig, nicht in eine kurzfristige Euphorie zu verfallen.

Anlagestrategen empfehlen, Gold als strategische Beimischung im Portfolio zu betrachten – etwa in Höhe von 5 bis 10 Prozent des Gesamtvermögens. Wichtig ist dabei eine langfristige Perspektive. Kurzfristige Schwankungen sollten nicht überbewertet werden. Besonders die Kombination aus steigender Staatsverschuldung, geopolitischen Unsicherheiten und einer möglicherweise lockereren Geldpolitik spricht mittelfristig für eine weitere positive Goldkurs-Entwicklung.

Blick nach vorn: Was den Goldpreis künftig treiben könnte

In den kommenden Wochen dürfte der Goldpreis weiterhin stark von wirtschaftlichen Daten aus den USA sowie Aussagen der US-Notenbank beeinflusst werden. Reden von Fed-Mitgliedern könnten kurzfristig neue Impulse für den Gold-Preis geben. Auch die Inflationsentwicklung in Europa wird von Investoren genau beobachtet. Laut einer Umfrage von Trading Economics soll die Teuerungsrate im April bei 2,2 Prozent gelegen haben – ein Wert, der ebenfalls Auswirkungen auf den Goldpreis haben kann.

Langfristig bleibt Gold eine attraktive Anlageklasse, insbesondere angesichts der strukturellen Herausforderungen für den US-Dollar. Der Trend zur Diversifizierung von Währungsreserven in Richtung Gold könnte sich fortsetzen. Zentralbanken weltweit setzen zunehmend auf das Edelmetall, um sich gegen Währungsrisiken abzusichern.

Gold bleibt gefragt – aber mit Bedacht investieren und Goldpreis im Blick behalten

Der jüngste Anstieg des Goldpreises zeigt eindrucksvoll, wie stark die Finanzmärkte auf politische und wirtschaftliche Unsicherheiten reagieren. Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit hat das Vertrauen in traditionelle Anleiheinvestments erschüttert – Gold profitiert als klassischer sicherer Hafen.

Trotz kurzfristiger Volatilität sehen viele Experten weiterhin Aufwärtspotenzial. Anleger sollten jedoch strategisch und langfristig denken. Der Goldpreis kann noch weiter steigen, doch Panikkäufe auf kurzfristige Nachrichten sind nicht ratsam. Vielmehr empfiehlt es sich, regelmäßig zu investieren und die Entwicklung des Goldkurses genau zu beobachten. Insgesamt bleibt Gold ein zentraler Baustein in der Vermögenssicherung – besonders in Zeiten, in denen die Glaubwürdigkeit staatlicher Haushalte ins Wanken gerät.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....