Reue nach dem Jobwechsel? Das sollten Sie tun!
Ein Jobwechsel ist oft ein bedeutender Einschnitt. Trotz sorgfältiger Überlegungen kann es passieren, dass man den Wechsel später bereut. Doch was tun: bleiben oder erneut aufbrechen
Ein Mix aus Euphorie, Unsicherheit und Neugier begleitet fast jeden Jobwechsel. Ob die neue Stelle wirklich zu einem passt, lässt sich vorher nie mit Sicherheit sagen. Schwieriger wird es, wenn man die Entscheidung im Rückblick anzweifelt. Tatsächlich ist das keine Seltenheit. Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Jobplattform Monster bereute bereits knapp ein Drittel (32 Prozent) einen Jobwechsel – basierend auf einer repräsentativen Erhebung unter über 2000 Personen.
Die Befragten gaben an, dass sich Erwartungen und Realität ihrer neuen Position oft unterschieden hätten. Manche fühlten sich in der Unternehmenskultur, mit dem neuen Arbeitgeber oder dem Team nicht wohl. Was dann? Weitersuchen oder dem Jobwechsel doch noch etwas Zeit geben? Eine Expertin erläutert, wie man vorgehen kann.
1. Dem neuen Job eine faire Chance geben
Die ersten Tage im neuen Job verlaufen enttäuschend? Ein übereilter Rückzug ist selten sinnvoll. "Unzufriedenheit bedeutet nicht automatisch, dass die Entscheidung falsch war", so Stefanie Bickert, Job-Expertin bei der Karriereplattform Indeed. Es könne sich auch um "Anpassungsstress" handeln: "Unser Gehirn sucht nach Sicherheit, wenn es sich auf Neues einstellt."
Hält das Unwohlsein über Wochen hinweg an, sollte man eine genauere Analyse wagen. Die üblichen drei bis sechs Monate Probezeit bieten eine gute Orientierung, ob der Jobwechsel tragfähig ist.
2. Den früheren Job nicht verklären
War beim alten Job wirklich alles besser? Zu Beginn beim neuen Arbeitgeber mischen sich Unsicherheit und große Erwartungen. Dabei idealisieren viele im Rückblick ihren früheren Arbeitsplatz. "In der Rückschau neigen wir dazu, die rosarote Brille aufzusetzen", warnt Bickert.
Besser ist ein objektiver Vergleich nach klaren Kriterien. Was war tatsächlich positiv – und was wird aktuell womöglich verklärt? Geduld lohnt sich, denn ob ein neuer Job tatsächlich passt, zeigt sich laut Bickert meist erst mit der Zeit, wenn sich Routinen und Beziehungen entwickeln.
3. Aktive Schritte gegen Reue einleiten
Ein unglücklicher Start in einen neuen Jobwechsel ist bitter, aber nicht zwangsläufig ein Misserfolg. Vieles lässt sich verbessern, indem man zum Beispiel proaktiv mit der Führungskraft spricht. Themen könnten ein konkretes Projekt, mehr Flexibilität oder die Unterstützung durch einen Mentor sein. Wer den neuen Jobwechsel als Chance nutzt, kann auch innerhalb des Teams gezielt Kontakte knüpfen oder sich realistische Ziele im Alltag setzen.
Eine kluge Mischung aus Offenheit (Was kann ich lernen?) und Ehrlichkeit (Was passt nicht?) zahlt sich aus. Schon vor dem Start beim neuen Arbeitgeber helfen individuelle Kriterien wie: "Ich kann 70 Prozent meiner Aufgaben ohne Hilfe lösen." Auch ein Wechseltagebuch kann nützlich sein: "Hier bewertet man täglich Energielevel und Stimmung mit Schulnoten." Spätestens nach 90 Tagen lassen sich daraus klare Tendenzen erkennen.
4. Alarmsignale richtig einordnen
Die Gründe für Unzufriedenheit nach einem Jobwechsel sind vielfältig – von enttäuschten Erwartungen über unpassende Aufgaben bis zur Überforderung. Auch das Fehlen sozialer Anerkennung, etwa durch Verlust des früheren Expertenstatus, kann belasten. "Doch gerade auf der Beziehungsebene kann man oft neue Kontakte knüpfen", sagt Bickert.
Besonders kritisch sind Symptome wie dauerhafte Erschöpfung oder körperliche Beschwerden, die über normale Eingewöhnungsprobleme hinausgehen.
5. Möglichkeiten für einen Kurswechsel prüfen
Wenn der neue Job trotz aller Bemühungen nicht funktioniert, kann ein interner Wechsel helfen. Für manche kommt auch die Rückkehr zum alten Arbeitgeber in Betracht. Das ist laut Bickert weniger ungewöhnlich als viele denken. Wichtig sei, dass es dort eine Position gibt, "in der man wachsen kann, ohne in alte Muster zurückzufallen".
6. Nachsicht mit sich selbst üben
Ein misslungener Jobwechsel ist kein persönliches Scheitern. "Der erste Impuls ist oft Selbstkritik, aber Fehler gehören zum beruflichen Wachstum", erklärt Bickert. Vielleicht hat das Unternehmen unrealistische Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt wurden.
Aus jeder Erfahrung bei einem Jobwechsel lernt man etwas über die eigenen Stärken, Bedürfnisse und Schwächen. Daraus könne man laut der Job-Expertin persönliche "rote Linien" ableiten – etwa "zwei Tage Homeoffice" oder "Aufstiegsperspektive in zwei Jahren". Ein neuer Job sollte diesen Kriterien standhalten – "alles darüber hinaus ist Bonus, aber kein Ersatz". Das schaffe "mehr strategische Klarheit" für den nächsten Karriereschritt.