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Algen auf dem Rechenzentrum: Die Revolution der Datenabwärme

Server produzieren nicht nur Daten – sondern auch wertvolle Wärme. Ein französisches Rechenzentrum verwandelt diese jetzt in grüne Biomasse. Ein Modell mit Zukunft?
09.06.2025 09:43
Aktualisiert: 09.06.2025 11:00
Lesezeit: 2 min

Serverwärme sinnvoll nutzen – ein französisches Pilotprojekt zeigt, wie es geht

Der französische Rechenzentrumsbetreiber Data4 testet ein innovatives Modell zur Nutzung der bei der Serverkühlung entstehenden Abwärme. Auf dem Dach eines Gebäudes im unternehmenseigenen Campus im Ort Marcoussis bei Paris wurde eine Algenzucht-Anlage installiert. Die dort kultivierten Mikroalgen gedeihen in mit Wasser gefüllten, transparenten Röhren, die durch die Abwärme auf 25–30 Grad Celsius erwärmt werden – ideale Wachstumsbedingungen.

Die Anlage funktioniert in einem geschlossenen Kreislauf: Ein Wärmetauscher überträgt die Abwärme des Servergebäudes auf das Wasser der Algenanlage. Zusätzlich wird CO₂ zugeführt – gewonnen aus Industrieprozessen und perspektivisch auch aus einer nahegelegenen Müllverbrennungsanlage.

Grüne Technologie mit Zukunftspotenzial

Blue Planet Ecosystems, ein Start-up und Projektpartner von Data4, übernimmt die Ernte der Algen mittels spezieller Filter. Die Biomasse eignet sich zur Herstellung von Kosmetika, Lebensmitteln oder als Rohstoff für Biokraftstoffe. Der Vorteil: Algen nehmen 10- bis 15-mal mehr CO₂ auf als Baumblätter auf derselben Fläche, wachsen extrem schnell – ihre Masse verdoppelt sich alle acht Stunden – und benötigen keine landwirtschaftlich nutzbaren Flächen.

Das Projekt steht bislang im Stadium eines „Proof of Concept“. In der nächsten Phase will Data4 die Röhren an den Fassaden seiner Rechenzentren installieren. Ziel ist eine Tagesproduktion von 20 kg Algen bei gleichzeitiger Bindung von 36 kg CO₂ pro Tag – das wären 13 Tonnen CO₂ pro Jahr und Standort.

Deutschland im Blick: Potenzial für nachhaltige Rechenzentren

Auch für den deutschen Rechenzentrumsmarkt bietet das Modell interessante Perspektiven. In Ballungsräumen wie Frankfurt, Berlin oder München ist Abwärmenutzung bislang wenig effizient – sei es mangels Infrastruktur oder aus wirtschaftlichen Gründen. Kreislaufwirtschaft durch Algenkultivierung könnte daher eine alternative Verwertung darstellen – besonders im Kontext der ESG-Kriterien, die für Investoren immer wichtiger werden.

Deutsche Akteure aus Energieversorgung, Biotechnologie und Digitalwirtschaft sollten die Entwicklung genau beobachten – und prüfen, wie sich Abwärme in produktive Prozesse überführen lässt.

Fazit: Algen statt Abluft – Rechenzentren der nächsten Generation

Was wie ein futuristisches Experiment klingt, könnte sich bald als Standard etablieren: Rechenzentren, die nicht nur Daten verarbeiten, sondern auch CO₂ binden und Rohstoffe produzieren. Die Initiative von Data4 zeigt: Nachhaltigkeit und Digitalisierung lassen sich erfolgreich verbinden – wenn technologische Kreativität auf unternehmerischen Willen trifft.

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