Technologie

Toyota hebt ab – Autobauer setzt auf Flugtaxi-Revolution in den USA

Mitten in der Krise der deutschen Flugtaxi-Pioniere investiert Toyota hunderte Millionen in ein US-Start-up – und setzt auf eine Zukunft über den Dächern der Städte.
03.06.2025 07:17
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Toyota hebt ab – Autobauer setzt auf Flugtaxi-Revolution in den USA
Toyota steigt mit 500 Mio. Dollar bei Joby ein. (Foto: Joby Aviation)

Elektro-Flugtaxis als Hoffnungsträger für urbane Mobilität

Toyota, einer der größten Automobilhersteller der Welt, hat mit der Umsetzung seines Vorhabens begonnen, insgesamt 500 Millionen US-Dollar in das US-amerikanische Flugtaxi-Unternehmen Joby Aviation zu investieren. Kürzlich wurde die erste Tranche in Höhe von 250 Millionen Dollar ausgezahlt. Damit ist der japanische Konzern nun größter Anteilseigner von Joby, wie die litauische Wirtschaftszeitung Verslo žinios berichtet. Die Auszahlung der zweiten Hälfte wird in der zweiten Jahreshälfte erwartet.

Die Reaktion an der Börse fiel deutlich aus: Die Joby-Aktie legte an der New Yorker Börse um 30 Prozent auf 9 US-Dollar zu.

Joby gehört zu den führenden Entwicklern von elektrisch betriebenen Fluggeräten mit senkrechtem Start und Landung (eVTOL). Obwohl ihr Einsatz vielfältig sein kann, gelten sie vor allem als „Flugtaxis“, da sie den urbanen Verkehr revolutionieren sollen. Im Vergleich zu herkömmlichen Hubschraubern sollen sie leiser, kostengünstiger und damit auch flexibler einsetzbar sein – selbst über dicht besiedelten Gebieten.

Zwar hat Joby Aviation die Serienproduktion noch nicht erreicht, doch im US-Bundesstaat Ohio wurde bereits mit dem Bau eines Werks begonnen, das jährlich 500 Fluggeräte fertigen soll. Das Modell verfügt über sechs Elektromotoren, bietet Platz für einen Piloten und vier Passagiere und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 320 km/h.

Pionierbranche mit hoher Ausfallrate

Weltweit sind in den vergangenen Jahren zahlreiche eVTOL-Start-ups gegründet worden – viele mit prominenten Investoren im Rücken. Doch nicht alle Unternehmen konnten sich behaupten.

So meldeten 2023 zwei deutsche Anbieter, Volocopter und Lilium, Insolvenz an. Volocopter wurde für 10 Millionen Euro vom chinesischen Konzern Geely übernommen und in dessen österreichische Luftfahrtsparte eingegliedert. Die Zukunft von Lilium ist hingegen ungewiss.

Dabei galt Volocopter lange Zeit als einer der am besten finanzierten Anbieter im Segment. Laut der Financial Times konnte das Unternehmen über die Jahre rund 760 Millionen US-Dollar einsammeln – unter anderem von Mercedes-Benz, Geely, Microsoft und Luftfahrtunternehmen.

Auch Lilium, 2015 in München gegründet, hatte zuletzt große Finanzierungsprobleme. Zwar kündigte ein Investorenkonsortium namens „Mobile Uplift Consortium“ Ende 2023 eine Kapitalspritze von 200 Millionen Euro an – doch der Deal platzte. Im Februar musste Lilium erneut Insolvenz anmelden.

Joby enteilt der Konkurrenz – Kooperation mit Virgin Atlantic

Bereits vor der nun bekannt gewordenen Toyota-Investition deutete sich an, dass Joby der Konkurrenz einen Schritt voraus ist. Im März wurde eine Vereinbarung mit der britischen Fluggesellschaft Virgin Atlantic bekannt. Ziel ist es, ein Flugtaxi-Netz für den Transfer von Passagieren zwischen britischen Flughäfen und wichtigen urbanen Knotenpunkten aufzubauen – darunter Verbindungen wie ein 15-minütiger Flug von Manchester nach Leeds oder eine 8-minütige Strecke vom Flughafen Heathrow zum Finanzzentrum Canary Wharf in London.

Joby betont, dass die Preise „wettbewerbsfähig mit Premium-Fahrdiensten“ sein sollen – bei deutlich kürzerer Reisezeit.

Ein konkretes Startdatum für den Dienst wurde bislang nicht genannt.

Militär, Airlines, Tech-Giganten: Jobys wachsendes Netzwerk

Neben der neuen Partnerschaft mit Virgin Atlantic hat Joby Aviation bereits Kooperationsverträge mit den US-Luftstreitkräften, Delta Airlines und dem Mobilitätsanbieter Uber abgeschlossen. Das Unternehmen baut damit systematisch ein Netzwerk auf, das weit über den urbanen Passagierverkehr hinausweist – und positioniert sich als zentraler Player in einem zukünftigen Mobilitätsmarkt, der Milliardenpotenzial verspricht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump gegen Windkraft: Präsident eskaliert den Kampf gegen Turbinen
03.09.2025

Trumps Strategie ist eindeutig: fossile Brennstoffe stärken, Windkraft schwächen. Der US-Präsident stoppt Milliardenprojekte, attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersvorsorge: Selbstständige zweifeln an finanzieller Absicherung fürs Alter
03.09.2025

Gut abgesichert im Alter? Mehr als die Hälfte der Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmer in Deutschland haben Zweifel, ob ihre...

DWN
Politik
Politik Friedland: Abgelehnte Asylbewerber stößt 16-Jährige vor einen Zug – Gericht wirft Ausländerbehörde Fehler vor
03.09.2025

Ein 31-jähriger Iraker soll ein 16-jähriges Mädchen in Niedersachsen getötet haben. Die Behörden wollten den abgelehnten Asylbewerber...

DWN
Politik
Politik AfD-Todesfälle vor der NRW-Wahl: Polizei schließt Straftaten aus
03.09.2025

Mittlerweile sechs AfD-Kandidaten sterben kurz vor der NRW-Wahl am 14. September. Die Polizei hat die Fälle untersucht – und schließt...

DWN
Politik
Politik Koalitionsausschuss: Der Plan der Bundesregierung fürs zweite Halbjahr - mit fünf Großbaustellen der Koalition
03.09.2025

„Bullshit“-Vorwürfe hier, eiserne Sparvorgaben da: Das Klima in der schwarz-roten Koalition ist angespannt. Jetzt will man im...

DWN
Politik
Politik Militärparade in Peking: China empfängt Staatschefs von Nordkorea und Russland zu Militärparade
03.09.2025

Xi Jinping hat in Peking vor Wladimir Putin und Kim Jong Un neue Waffensysteme inspiziert. Der Auftritt gilt als Zeichen der Solidarität...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zwischen Kontrolle und Risiko: Wie sich Unternehmen frühzeitig auf das Weihnachtsgeschäft vorbereiten
03.09.2025

Weihnachten kommt schneller, als viele Unternehmer denken – und gerade für kleine Firmen kann das Fest zum entscheidenden Umsatzbringer...