Trumps Dauerkonflikt mit Jerome Powell
US-Präsident Donald Trump hat mehrfach deutlich gemacht, dass er Fed-Chef Jerome Powell am liebsten „mit einem Löffel Wasser ertränken“ würde – doch kann er ihn überhaupt absetzen?
Die US-Notenbank Fed hat vergangene Woche die Leitzinsen unverändert gelassen. Bevor über neue Zinsschritte entschieden werde, wolle Fed-Chef Jerome Powell abwarten, wie sich die US-Zölle tatsächlich auswirken, so seine Begründung. Donald Trump nimmt diese Entscheidung persönlich – für ihn ist es ein Affront gegenüber seinen Forderungen nach Zinssenkungen. Deshalb hat Trump Powell wiederholt mit Entlassung gedroht. Aber kann der US-Präsident den Notenbankchef wirklich entlassen, oder ist das alles nur heiße Luft?
Zur Einordnung: Letzte Woche gab es viel Lärm – um nichts. Die US-Leitzinsen blieben unverändert. Doch Trump wetterte erneut lautstark gegen Powell: „Wir haben es mit einem Typen zu tun, der einfach die Zinsen nicht senken will. Er ist nicht besonders schlau. Ich glaube nicht mal, dass er politisch motiviert ist – er hasst mich einfach. Aber das ist okay. Wahrscheinlich muss er mich hassen, schließlich habe ich ihn schon mit allen möglichen Ausdrücken beleidigt, um ihn zum Handeln zu bewegen. Ich war nett … ich bin immer nett, ich kann verkaufen … so nett war ich, ihr würdet es nicht glauben. Ich sagte: Lass uns zum Abendessen treffen, du bist spät dran … das sage ich ihm … Ich habe alles versucht: Ich war unfreundlich, ich war nett, nichts hilft. Er ist eben dumm.“
Hier sind 12 der besten Höhepunkte über die angespannte Beziehung zwischen Trump und Powell, um besser zu verstehen, wie sich die Geschichte entwickelt hat und welche systemischen Schutzmaßnahmen sie in den Vereinigten Staaten haben. Kurz gesagt, nein, Trump kann nicht einfach seinen Chef feuern, weil er nicht das tut, was er als US-Präsident annimmt.
1. Trump hat Powell selbst an die Fed-Spitze gebracht
Jerome Powell ist bereits in seiner zweiten Amtszeit als Chef der US-Notenbank – formell Vorsitzender des Fed-Gouverneursrats. Für die zweite Amtszeit nominierte ihn Ex-Präsident Joe Biden. Doch ins Amt kam Powell, weil Trump ihn während seiner ersten Präsidentschaft selbst für den Posten vorschlug. Der US-Präsident spielt eine zentrale Rolle bei der Besetzung des Fed-Vorsitzes, gemeinsam mit der Notenbank. Die Nominierung muss aber vom US-Senat bestätigt werden.
2. Schon im ersten Mandat krachte es
Bereits damals missfiel Trump die Zinspolitik der Fed, die die Leitzinsen erhöhte. Berichten zufolge prüfte Trump bereits damals die rechtlichen Grundlagen für eine Absetzung Powells.
3. Die Absetzung scheiterte – vorerst
Trump ließ den Plan, Powell loszuwerden, letztlich fallen, weil ihm klar wurde, dass der Fed-Chef nicht so leicht absetzbar ist – ganz anders als Kandidaten in seiner früheren Reality-Show „The Apprentice“.
4. Neue Drohungen, weniger direkt
Auch in seiner zweiten Amtszeit droht Trump Powell erneut, wenn auch weniger direkt. Er sagt etwa, „es sei Zeit, dass Powell geht“ oder „seine Absetzung könne gar nicht schnell genug kommen“. Gleichzeitig betont er, er habe nie explizit Powells Rücktritt gefordert. Das „Wall Street Journal“ berichtete unter Berufung auf Insider, Trump diskutiere intern seit Monaten über Powells Absetzung.
5. Powell bleibt gelassen – Rücktritt ausgeschlossen
Trump setzt darauf, dass Powell freiwillig geht. Doch das wird nicht passieren. Bereits vor Trumps zweiter Amtszeit stellte Powell klar: Auf die Frage, ob er zurücktreten würde, wenn Trump ihn auffordert, sagte er knapp: „Nein.“
6. Powells dreifache Rolle macht es kompliziert
Powell bekleidet drei wichtige Ämter innerhalb der Fed:
- Gouverneur: Mitglied des Gouverneursrats, zuständig für Aufsicht und Regulierung, mit einem einmaligen 14-Jahres-Mandat. Powells aktuelles Mandat läuft bis 31. Januar 2028. Er wurde 2012 für einen unvollständigen Mandatsteil berufen, 2014 für ein volles Mandat. Sieben Mitglieder des Gouverneursrats werden vom Präsidenten nominiert und vom Senat bestätigt.
- Vorsitzender des Gouverneursrats: Der klassische „Fed-Chef“, mit einem erneuerbaren Vierjahresmandat.
- Vorsitzender des FOMC: Des geldpolitischen Ausschusses, der über Zinsen entscheidet. Das FOMC umfasst zwölf stimmberechtigte Mitglieder: Die sieben Gouverneure sowie fünf der zwölf regionalen Fed-Präsidenten. Die übrigen sieben Regionalpräsidenten nehmen ohne Stimmrecht an den Sitzungen teil.
7. Kann Trump Powell überhaupt entlassen?
Powell erklärte bereits vor Trumps Amtsantritt, ein Präsident könne ihn laut US-Gesetz nicht absetzen oder herabstufen. Dies erlaube das Gesetz über die US-Notenbank (Federal Reserve Act) nicht, und es gebe keinen Präzedenzfall.
Daniel Tarullo, Ex-Fed-Gouverneur und Harvard-Professor, bestätigte das jüngst in der Harvard Gazette: Ein solcher Schritt untergrabe die Unabhängigkeit der Fed und hätte weitreichende Folgen. Zwar gibt es theoretische Möglichkeiten zur Absetzung, doch diese seien juristisch extrem heikel. Das Gesetz von 1913 erlaubt die Absetzung von Gouverneuren aus „triftigem Grund“, erwähnt aber nicht explizit den Fed-Vorsitzenden.
Laut Tarullo hängen mögliche Absetzungen von rechtlichen Interpretationen ab – zwei Fragen sind zentral:
- Umfasst die Gesetzesänderung der 1970er, die die Senatsbestätigung für den Fed-Vorsitz einführte, auch die Möglichkeit zur Absetzung aus triftigem Grund?
- Darf das Oberste Gericht dem Präsidenten generell die Macht zusprechen, Führungspersonen unabhängiger Behörden abzusetzen, die exekutive Funktionen ausüben?
In US-Medien wird diskutiert, ob Trump theoretisch Powells Gouverneursamt angreifen könnte – hält das juristisch stand, könnte Trump den Posten neu besetzen und Einfluss auf die Fed-Führung nehmen.
8. Powells Amtszeit endet bald
Trumps unberechenbarer Politikstil zeigt: Selbst radikale Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen. Doch Powells zweite Amtszeit als Fed-Chef endet ohnehin im Mai 2026 – also in weniger als einem Jahr.
Zum Vergleich: In der EU ist das EZB-Präsidentenamt auf acht Jahre begrenzt und nicht verlängerbar. In den USA dauert das Fed-Chefmandat vier Jahre, ist aber beliebig verlängerbar – Alan Greenspan führte die Fed fast 18 Jahre lang über vier Präsidenten hinweg.
9. Trump will die Fed kontrollieren – notfalls selbst
Trump hat eigene Vorstellungen von Notenbankunabhängigkeit. Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit forderte er in Davos öffentlich Zinssenkungen. Die Fed ignorierte dies – Powell erklärte auf der Pressekonferenz, es gebe keinen Handlungsbedarf. Verärgert schlug Trump jüngst ironisch vor, er könne sich selbst zum Fed-Chef ernennen.
10. Powell betont Unabhängigkeit – keine Wertungen über Trump
Anders als Trump zieht Powell eine klare Grenze zwischen Politik und Geldpolitik. Auf Fed-Pressekonferenzen äußert er sich nicht zur Politik der Trump-Regierung. Werturteile meidet er bewusst. Trump hingegen verurteilt die Fed-Politik offen als falsch und gefährlich – er nannte Powell gar einen „Volksfeind“.
11. Technische Analysen statt politischer Kommentare
Powell verzichtet auf politische Wertungen, analysiert aber offen die wirtschaftlichen Folgen von Trumps Zollpolitik. Nach der Fed-Sitzung im Mai sagte er nüchtern: „Bleiben die angekündigten massiven Zollanhebungen bestehen, ist mit steigender Inflation, geringem Wachstum und höherer Arbeitslosigkeit zu rechnen.“ Ähnlich äußerte er sich nach der Juni-Sitzung.
12. Wie wichtig ist der Fed-Chef?
Rein juristisch treffen Gremienentscheidungen den Kurs der Fed. Doch faktisch ist der Fed-Chef das Gesicht der Notenbank – seine Worte prägen die Märkte, seine Auftritte bewegen Börsen weltweit.
Wer kontrolliert Amerikas Geldpolitik wirklich?
Die US-Zinspolitik beeinflusst direkt die Kapitalmärkte, Währungsentwicklung und Inflation in Europa. Ein politisch unter Druck stehender Fed-Chef kann Unsicherheit auf den globalen Märkten verstärken – mit Folgen für die EZB, den Euro-Kurs und deutsche Exporteure.Die Personalie Powell bleibt ein Politikum. Trump will die Fed beeinflussen – rechtlich ist das schwierig, politisch gefährlich. Für Investoren bleibt entscheidend, wie unabhängig die US-Notenbank bleibt.