Die Vereinigten Staaten haben zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine eingeschränkt. Als Grund nennt Washington knappe eigene Bestände. Die US-Regierung versucht den Schritt öffentlich herunterzuspielen. Man halte an den bisherigen Verpflichtungen fest, erklärte Außenamtssprecherin Tammy Bruce. Dennoch wurden laut übereinstimmenden Berichten Lieferungen von Patriot-Flugabwehrraketen und anderer Munition gestoppt. Gerade diese Waffen sind essenziell, um ukrainische Städte und die Energieversorgung vor russischen Angriffen zu schützen.
„Unser Engagement bleibt bestehen“, betonte Bruce auf einer Pressekonferenz. Auch Ex-Präsident Trump äußerte sich demnach besorgt über die zivilen Opfer in der Ukraine. Bezüglich der reduzierten Lieferungen sprach Bruce von einer Einzelfallentscheidung. Die US-Hilfe werde grundsätzlich fortgesetzt. Präsident Biden bekräftigte laut Bruce zudem die Lieferung weiterer Patriot-Systeme.
Kiew baut auf eigene Produktion – Europa soll helfen
Für die Ukraine bedeutet der US-Lieferstopp einen Rückschlag im Abwehrkampf gegen Russland. Das Pentagon kündigte eine Überprüfung der weltweiten Waffenhilfe an. Details zu Art und Umfang der ausbleibenden Lieferungen bleiben geheim. Seit Kriegsbeginn 2022 haben die USA Waffen im Wert von über 66 Milliarden Dollar geliefert. Nun muss Kiew umdenken. Präsident Selenskyj kündigte Pläne zur gemeinsamen Waffenproduktion mit Partnerstaaten an.
Ein entsprechender Gesetzesentwurf wird dem ukrainischen Parlament in Kürze vorgelegt. Vorgesehen ist ein spezielles Steuer- und Rechtssystem, das den Rüstungssektor im In- und Ausland stärken soll. Deutschland signalisiert Unterstützung. Außenminister Johannes Wadephul versprach bei einem Besuch in Kiew, den Ausbau der ukrainischen Waffenproduktion zu fördern. Vertreter deutscher Rüstungsfirmen begleiteten ihn.
Bedeutung für Deutschland – Sicherheit und Industrie im Fokus
Für Deutschland hat die Entwicklung eine doppelte Dimension. Einerseits wächst durch den Lieferengpass der Druck, mehr zur militärischen Unterstützung der Ukraine beizutragen. Andererseits bietet die Beteiligung an Rüstungsprojekten wirtschaftliche Chancen. Deutsche Unternehmen könnten Produktionskapazitäten in der Ukraine oder an sicheren Standorten in Europa aufbauen. Dies stärkt die Wehrfähigkeit der Ukraine – und die europäische Verteidigungsindustrie insgesamt.
Dänemark geht mit gutem Beispiel voran. Das Land erlaubt ukrainischen Firmen den Bau von Waffenfabriken auf dänischem Boden. Die ersten Betriebe sollen bereits im September starten.
Offiziellen Angaben zufolge ist Europa derzeit nicht in der Lage, alle Lücken zu schließen. Vor allem hochmoderne Systeme wie HIMARS-Raketen oder Patriot-Abwehrsysteme bleiben unerlässlich – und kommen bislang vor allem aus den USA. Das ukrainische Außenministerium mahnt, bereits zugesagte Verteidigungspakete müssten eingehalten werden. Unter Trump gab es zuletzt keine neuen US-Waffenhilfen. Experten bezweifeln, dass die EU kurzfristig voll einspringen kann. Klar ist: Ohne westliche Unterstützung droht Kiew der Verlust entscheidender Verteidigungsfähigkeit. Für Europa – und besonders für Deutschland – bedeutet das ein sicherheitspolitisches Risiko, das wirtschaftliches und politisches Handeln erforderlich macht.