Politik

Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht. Geplant sind hohe Investitionen – aber auch neue Schulden. Gleichzeitig klaffen Milliardenlücken im Etat. Besonders umstritten: Die Regierung will die Stromsteuer doch nicht wie angekündigt für alle senken. Zudem werfen die Grünen dem Minister Tricksereien bei der Finanzierung von Klima- und Infrastrukturprojekten vor. Eine hitzige Debatte ist vorprogrammiert.
08.07.2025 09:14
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Eckpunkte des Haushalts 2025

Klingbeil plant in diesem Jahr Ausgaben in Höhe von 503 Milliarden Euro - 6,1 Prozent mehr als im Vorjahr. 81,8 Milliarden Euro sollen im Kernhaushalt aus Krediten finanziert werden - mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Dazu kommen mehr als 60 Milliarden Euro aus schuldenfinanzierten Sondertöpfen. Der größte Brocken bei den Ausgaben im Kernhaushalt ist der Etat des Arbeits- und Sozialministeriums mit mehr als 190 Milliarden Euro, finanziert werden daraus zum Beispiel Zuschüsse zur Rentenversicherung sowie Ausgaben für das Bürgergeld.

Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP war vor allem wegen eines Streits um den Haushalt gescheitert. Deswegen gilt seit Januar eine sogenannte vorläufige Haushaltsführung. Bürgergeld, Rente oder Kindergeld sowie Fördermittel aus bestehenden Programmen werden weiter gezahlt. Neue Projekte können aber nicht ohne Weiteres angestoßen werden. Der Haushalt 2025 soll Mitte September vom Bundestag beschlossen werden

Investitionen

Das Finanzministerium spricht von Rekordinvestitionen in Höhe von mehr als 115 Milliarden Euro in diesem Jahr. Die Mittel dafür kommen aus dem Kernhaushalt, aus dem Sondervermögen sowie aus dem Klima- und Transformationsfonds, aus dem Projekte wie zum Beispiel die Heizungsförderung finanziert werden. Im Vergleich zu 2024 steigen die Investitionen laut Ministerium um 55 Prozent.

Investiert werden soll zum Beispiel in die Bundeswehr, in die Sanierung von Bahnstrecken sowie maroder Brücken, in Schulen, Kitas und Krankenhäuser, den sozialen Wohnungsbau oder die Digitalisierung. Insgesamt ermöglicht das Sondervermögen - ein schuldenfinanzierter Sondertopf - über einen Zeitraum von 12 Jahren zusätzliche Ausgaben von 500 Milliarden Euro. Davon gehen 100 Milliarden Euro an die Länder sowie 100 Milliarden Euro in den Klima- und Transformationsfonds.

Zusätzliche Mittel?

Es werde eine Investitionsquote von mehr als 10 Prozent im Kernhaushalt eingehalten, erklärt das Finanzministerium. Der Bund investiere zusätzlich, so wie im Bundestag vereinbart - das gelte für 2025 sowie die Folgejahre. Vor allem die Grünen aber sprechen von einem "Verschiebebahnhof". Ihre Kritik: die Regierung verschiebe Investitionen aus dem Kernhaushalt in andere Töpfe, um Wahlversprechen wie die Ausweitung der Mütterrente oder Steuerentlastungen für die Gastronomie zu finanzieren.

Finanzplanung mit Haushaltslöchern

Die weitere Konsolidierung des Haushalts habe hohe Priorität, so das Finanzministerium. Genannt werden etwa Einsparungen beim Personal sowie eine Verringerung von Verwaltungsausgaben. Zugleich sollen die staatlichen Einnahmen gestärkt werden, so soll die Bekämpfung von Schwarzarbeit und Steuerbetrug intensiviert werden.

Zwar bringt die Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben eine deutliche Entlastung in der Finanzplanung. Vor allem für die Jahre ab 2027 tun sich dennoch milliardenschwere Finanzlöcher auf. Aufgrund der jahrelangen Wachstumsschwäche sprudeln die Steuereinnahmen nicht so stark wie erwartet. Dazu dürfte es einen deutlich wachsenden Bedarf milliardenschwerer Zuschüsse in die Sozialversicherungen geben. Zudem müssen Kredite getilgt werden - etwa die, die der Bund in der Corona-Pandemie aufnahm. Das "Handelsblatt" berichtete von einem Haushaltsloch von zusammen 144 Milliarden Euro in den Jahren 2027 bis 2029.

Streit um Entlastungen

Die Bundesregierung hat unter Verweis auf knappe Kassen im Kernhaushalt beschlossen, dass die Stromsteuer nicht für alle Betriebe sowie die privaten Haushalte gesenkt werden soll, sondern für das produzierende Gewerbe - daran gibt es breite Kritik. Im Koalitionsvertrag haben CDU, CSU und SPD eine Stromsteuersenkung für alle angekündigt - allerdings stehen alle Maßnahmen des Vertrags unter Finanzierungsvorbehalt. Die Regierung verweist darauf, dass ab 2026 die Netzentgelte als ein Bestandteil des Strompreises sinken sowie die Gasspeicherumlage für Gaskunden abgeschafft werden soll.

Die Stromsteuersenkung für alle soll kommen, wenn es dafür finanzielle Spielräume gibt - aber wann das genau ist, ist offen. CSU-Chef Markus Söder nennt als Datum den 1. Januar 2027, aber in einem Papier zu einem Spitzentreffen der Koalition war davon nicht die Rede. Im Koalitionsvertrag sind neben der Stromsteuersenkung für alle noch andere Entlastungen angekündigt - etwa die Senkung der Einkommensteuer für kleine und mittlere Einkommen. Auch das aber kostet Milliarden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Europa verschärft Maßnahmen gegen chinesische Automarken
11.10.2025

Europa verschärft seine Politik gegen China-Autos. Frankreich und Großbritannien fördern Elektroautos nur noch, wenn sie in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Krieg um die Kunst: Wie Ukrainer ihr Leben riskieren, um die kulturelle Identität des Landes zu bewahren
11.10.2025

Russische Bomben sollten nicht nur Städte zerstören, sondern auch die Seele eines Volkes auslöschen. Während Putins Armee Archive und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DAM im Mittelstand: Wie KMU die Datenflut steuern – und Anleger profitieren
11.10.2025

Mehr Daten, mehr Tempo, mehr Druck: Im Mittelstand wächst die digitale Flut sekündlich. Erfolgsbeispiele wie Trumpf und Rittal zeigen,...

DWN
Politik
Politik Russland-Experte warnt: „Heute ist das Risiko eines großen Krieges höher als je zuvor“
11.10.2025

Wie einst Napoleon III. sei Wladimir Putin von der Idee besessen, ein vergangenes Imperium wiederherzustellen. Das sagt der...

DWN
Politik
Politik Geplantes EU-Verbot für Veggie-Burger, Tofu-Wurst und Co.: Darf ein Schnitzel aus Soja sein?
11.10.2025

Das mögliche EU-Verbot für Bezeichnungen wie "Veggie-Burger" oder "Tofu-Wurst" sorgt für hitzige Debatten. Politiker, Hersteller und...

DWN
Panorama
Panorama Modellversuch Grundeinkommen: Hamburg vor Volksentscheid
11.10.2025

Hamburg steht vor einer Entscheidung mit Signalwirkung: Der Modellversuch Grundeinkommen könnte soziale Gerechtigkeit neu definieren –...

DWN
Politik
Politik Deutschland: Rechtsextreme Straftaten junger Menschen nehmen stark zu
11.10.2025

Die Behörden registrieren mehr als doppelt so viele rechtsextreme Delikte junger Menschen wie noch 2020. Die Bundesregierung sieht neue...

DWN
Technologie
Technologie Cyberangriffe in der EU: Die meisten Angriffe sind ideologisch motiviert
11.10.2025

Die neue ENISA-Analyse zeigt: 80 Prozent aller Cyberangriffe in der EU sind ideologisch motiviert. Hinter den Attacken stehen zunehmend...