Finanzen

Novo Nordisk stürzt ab: Warum niemand die Aktie will

Novo Nordisk ist dreimal günstiger als Eli Lilly – und trotzdem meidet der Markt die Aktie. Hat der Abnehmwunder-Hype seinen Höhepunkt längst überschritten?
11.07.2025 11:55
Aktualisiert: 15.07.2025 10:52
Lesezeit: 3 min

Wegovy unter Druck, Anleger auf Abstand – was Novo Nordisk jetzt braucht

Der Pharmariese Novo Nordisk zählt derzeit nicht zu den erfolgreichen Investments. Seit rund einem Jahr befindet sich die Aktie im kontinuierlichen Abwärtstrend. Seit ihrem Höchststand im Juni des Vorjahres hat sie etwa 55 Prozent an Wert eingebüßt. Der Einstieg erfolgte im April, kurz vor dem Allzeithoch – seither blieb der erhoffte Kursaufschwung aus. Das berichtet das Wirtschaftsportal Finance.si.

Der Hersteller des Adipositas-Mittels Wegovy notiert aktuell unter dem historischen Durchschnitt und ist im Vergleich zur Konkurrenz deutlich günstiger bewertet. Naheliegend wäre die Annahme, dass nun ein günstiger Einstiegszeitpunkt gekommen ist. Doch Investoren zeigen sich bislang zurückhaltend. Warum also bleibt der Kurs schwach? Ein Blick auf die Zahlen zeigt Klarheit.

Dreimal günstiger als der US-Konkurrent?

Derzeit wird die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18 gehandelt – das liegt rund ein Viertel unter dem Fünfjahresdurchschnitt von etwa 26. Langfristig betrachtet liegt die Bewertung laut Bloomberg rund zehn Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Zum Vergleich: Die Aktie des US-Pharmaunternehmens Eli Lilly wird mit einem KGV von rund 60 gehandelt – damit ist Novo Nordisk aktuell dreimal günstiger bewertet. Auch im Vergleich zum Branchenschnitt, der bei etwa 25 liegt, erscheint Novo unterdurchschnittlich. Doch so hilfreich das KGV bei der Entscheidung für oder gegen ein Investment auch sein mag – allein reicht es selten für eine nachhaltige Kurswende. Eine niedrige Bewertung kann ein positives Signal sein, doch meist braucht es mehr. Was also müsste geschehen, damit sich der Trend umkehrt?

Konkurrenzdruck bleibt hoch – doch es gibt Hoffnung

Analysten und Investoren weisen seit Langem darauf hin, dass Novo Nordisk im Markt für Abnehmmittel einem zunehmenden Konkurrenzdruck ausgesetzt ist. Auf der einen Seite steht Eli Lilly mit dem Wirkstoff Tirzepatid, der in Studien eine höhere Gewichtsreduktion als Semaglutid (Wegovy) gezeigt hat – ein klinischer Vorteil. In der ersten Jahreshälfte 2025 übernahm Eli Lilly in den USA bereits die Spitzenposition bei den Adipositas-Verschreibungen. Viele Marktteilnehmer erwarten daher eine langfristige Dominanz des US-Präparats – es sei denn, Novo Nordisk kann die Wegovy-Lieferungen zügig erhöhen. Genau hier liegt das Problem: Die enorme Nachfrage und Produktionsprobleme führten dazu, dass Novo Nordisk das Medikament zuletzt nicht in ausreichender Menge liefern konnte. Die US-Arzneimittelbehörde FDA stufte Wegovy offiziell als „nicht verfügbar“ ein, was sogenannten Compounding-Apotheken erlaubte, Nachahmerpräparate herzustellen. Dabei handelt es sich um individuell hergestellte Arzneien auf ärztliche Verordnung – vergleichbar mit magistralen Rezepturen im europäischen Raum. Diese haben keine Zulassung, die Verantwortung für Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität trägt die Apotheke. Im Fall semaglutidhaltiger Zubereitungen war die Qualität allerdings oft zweifelhaft. Statt reiner Wirkstoffe wurden laut Berichten Salze eingesetzt, die klinisch unzureichend getestet sind. Anfang 2025 stabilisierte sich die Versorgung mit Wegovy – die Ausnahmegenehmigung für magistrale Rezepturen wurde aufgehoben.

Rezeptzahlen müssen steigen

Das Verbot der magistralen Herstellung kommt Novo Nordisk entgegen. Es gilt seit Mai. Welche Auswirkungen dies auf die Verkäufe hat, dürfte das Geschäftsergebnis für das zweite Quartal zeigen. Nun zählen jedoch die realen Zahlen – Prognosen müssen erfüllt werden. Analysten sehen steigende Verschreibungen als zentrale Voraussetzung. Bereits im Mai wurden die Erwartungen für das zweite Quartal um drei Prozentpunkte gesenkt. Ist eine weitere Korrektur möglich? „Wir halten das für eher unwahrscheinlich, aber die aktuelle Konsensprognose – ein Umsatzplus von 17 Prozent – setzt einen deutlichen Anstieg der Verschreibungen voraus“, so Barclays-Analystin Emily Field.

Die Zahlen zum zweiten Quartal werden am 6. August 2025 veröffentlicht. Dann wird sich zeigen, ob die Wende gelingt. Sollte Novo Nordisk Zweifel an der Liefersicherheit ausräumen und die Umsatzziele erreichen, wäre neues Wachstum möglich. Auch Analysten zeigen sich optimistisch: Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 640 dänischen Kronen – etwa 40 Prozent über dem aktuellen Niveau.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis fällt stark: Erinnerungen an 2011: „Kaufen und halten“ funktioniert nicht
23.10.2025

Ein Kurssturz beendet die Rekordrally des Edelmetalls und erinnert Anleger an bittere Verluste vor 13 Jahren.

DWN
Finanzen
Finanzen Gold im Portfolio: Experten diskutieren 15 bis 30 Prozent Anteil
23.10.2025

Gold ist wieder im Fokus der Investoren, doch viele halten bisher nur geringe Mengen. Eine Analyse historischer Daten zeigt, dass ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gewinneinbruch bei Kühne+Nagel: bis zu 1.500 Stellen weg
23.10.2025

Handelskrieg, hohe Zölle und der starke Franken setzen Kühne+Nagel zu: Der Umsatz bricht um sieben Prozent ein – und jetzt droht vielen...

DWN
Politik
Politik Steuerschätzung: Steuereinnahmen höher als erwartet - trotz Wirtschaftskrise
23.10.2025

Der Staat schwimmt im Geld: Bund, Länder und Kommunen können laut Steuerschätzung in den kommenden Jahren mit 33,6 Milliarden Euro mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Rally: Warum die Euphorie trügerisch sein könnte
23.10.2025

Der Bitcoin zieht wieder an, doch die Stimmung schwankt zwischen Euphorie und Panik. Während Anleger von neuen Rekorden träumen, warnen...

DWN
Immobilien
Immobilien Betongold in der Krise: Immobilienmarkt zwischen Zinsschock, Baukrise und Inflation
23.10.2025

„Jeder Mensch bezahlt im Laufe seines Lebens mindestens eine Immobilie. Und meistens ist es nicht die eigene.“ Dieser Spruch kursiert...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley in Bewegung: Amazon Web Services verliert Priorität bei Startups
23.10.2025

Das Silicon Valley steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Start-ups verschieben ihre Prioritäten und verändern die Nutzung klassischer...

DWN
Politik
Politik Reaktion auf den Ukraine-Krieg: US-Regierung verhängt Sanktionen gegen russische Öl-Firmen
23.10.2025

Trump drängt schon länger auf ein Ende des Ukraine-Kriegs, schwankt aber bei seinen Bemühungen darum. Nun verkünden die USA neue...