Stellantis-Aktie fällt: Milliardenverlust bei Opel-Mutter erschüttert Anleger
Der Autokonzern Stellantis kämpft weiter mit Problemen und musste im ersten Halbjahr einen massiven Verlust hinnehmen. Laut vorläufigen Zahlen schrieb der VW-Konkurrent einen Nettoverlust von 2,3 Milliarden Euro, wie am Montag überraschend aus Amsterdam bekannt wurde. Noch im Vorjahr hatte der Autokonzern Stellantis – Mutterkonzern von Marken wie Opel, Peugeot, Fiat und Chrysler – einen Gewinn von mehr als 5,6 Milliarden Euro verzeichnet. Dieses Mal belasteten vor allem Sondereffekte von über 3,3 Milliarden Euro die Bilanz. Diese entfielen unter anderem auf Projektabbrüche, Wertminderungen technischer Plattformen und Umbaukosten. Die Stellantis-Aktie verlor daraufhin deutlich.
Am späten Vormittag fiel das Papier am Ende des Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um rund 2,6 Prozent auf 7,71 Euro. Der April-Tiefststand von 7,27 Euro rückt damit näher. Für Anleger war das Jahr bislang enttäuschend: Im März 2024 lag die Stellantis-Aktie noch bei über 27 Euro – seither geht es rapide bergab. Die Ergebnisse seien enttäuschend, kommentierte Analyst Philippe Houchois von Jefferies. Mit den Zahlen bereinige der Konzern durch Abschreibungen auch seine Bilanz – das sei jedoch erwartet worden. Laut Patrick Hummel von der UBS schüren die schwachen Zahlen im ersten Halbjahr die Angst, dass Stellantis 2024 Geld verbrennt und ein negativer Cashflow droht. Die Dividende dürfte daher wohl "sehr niedrig" ausfallen oder ganz gestrichen werden. Auch Aktienrückkäufe sind voraussichtlich vorerst kein Thema.
Umsatzrückgang belastet – Stellantis-Aktie im Fokus
Im Kerngeschäft lief es für die Opel-Mutter ebenfalls nicht rund. Der Umsatz sank von 85 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 74,3 Milliarden Euro. Die Verkaufszahlen fielen im zweiten Quartal um 6 Prozent auf 1,4 Millionen Fahrzeuge. Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich damit ein Rückgang von 7 Prozent auf rund 2,7 Millionen Fahrzeuge. Besonders in Nordamerika, einst Ertragsgarant, musste der Konzern Federn lassen. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis brach von 8,5 Milliarden Euro auf lediglich 0,5 Milliarden Euro ein – ein Einbruch, der auch die Stellantis-Aktie weiter unter Druck setzt.
Laut Mitteilung machte dem Autokonzern Stellantis auch der schwache US-Dollar sowie steigende Kosten zu schaffen. Zudem belasteten US-Zölle mit zunächst 0,3 Milliarden Euro. Die Jahresprognose hatte Stellantis bereits im April einkassiert. Der Konzern mit vielen Marken kämpft seit längerem mit Problemen, insbesondere mit Absatzrückgängen bei großen Trucks und SUVs in den USA. Das führte auch zum Abgang von Ex-CEO Carlos Tavares. Inzwischen lenkt der US-Amerikaner Antonio Filosa den Konzern.
Stellantis-Aktie: Wie Anleger sich verhalten sollten
In der zweiten Jahreshälfte sollen laut Konzern neue Maßnahmen zur Stabilisierung greifen. Neue Modelle sollen den Absatz ankurbeln und für Erholung sorgen. Die vollständigen Halbjahreszahlen wird Stellantis am 29. Juli veröffentlichen. Bis dahin bleibt die Entwicklung der Stellantis-Aktie ein entscheidender Gradmesser für Anleger, die den strukturellen Wandel bei Stellantis im Blick behalten sollten. CEO Antonio Filosa hat Anfang 2025 eine umfassende Neuausrichtung gestartet: Vier Prioritäten – zukunftsfähige Geschäftsmodelle, Wachstum, industrielle Effizienz und Qualität – sollen das Unternehmen wieder zu alter Stärke führen. Zugleich kürzte Stellantis bereits Mitte 2024 die Finanzierung für Wasserstoffprogramme und fokussierte sich stärker auf Batterie‑Elektro‑ und Hybridfahrzeuge.
Im nordamerikanischen Kernmarkt stehen zudem Neuaufstellungen im Händlernetz an: Filosa trifft sich aktiv mit US‑Händlern, um Vertrauen zurückzugewinnen und Absatzverluste bei Jeep und Ram zu stoppen . Gleichzeitig wird die Stellantis-Aktie vorübergehend durch die Unsicherheiten rund um US‑Zölle belastet – allein 300 Millionen Euro zusätzliche Kosten wurden so im ersten Halbjahr verursacht. Für Unternehmer bietet das Beispiel Stellantis einen Einblick, wie Krisenmanagement, Neuausrichtung und operative Stabilisierung das Vertrauen von Stakeholdern und Kapitalmärkten beeinflussen – entscheidend auch für börsennotierte Unternehmen.