Tesla-Aktie: Zahlen im Rückwärtsgang – und doch Kursphantasie
Teslas Zahlen für das zweite Quartal wiesen auf schwierige Quartale, sinkende Gewinne und einen in Rauch aufgelösten Cashflow hin. Doch darum geht es nicht, argumentiert der Vermögensverwalter Ark Invest. Er geht davon aus, dass der Elektroautohersteller um 680 Prozent zulegen wird.
Im zweiten Quartal in Folge meldete Elon Musks Elektroautohersteller Tesla im Vergleich zum Vorjahr sinkende Verkaufszahlen sowohl bei der Fahrzeuganzahl als auch beim Fahrzeugumsatz. Gleichzeitig verschlechterte sich die Profitabilität. Der Betriebsgewinn sank im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent. Der freie Cashflow des Unternehmens ging fast in Rauch auf und sank um 89 Prozent.
Nach diesem Ergebnis und den Kommentaren von CEO Elon Musk, dass die kommenden Quartale schwierig werden könnten, fallen die Tesla-Aktien im vorbörslichen Handel in New York. Analyst Johan Wendel glaubt, dass die Aktie in einem „normalen Markt“ zweistellig fallen sollte. Er und der Markt sehen sich nun mit Gegenreaktionen des Vermögensverwalters Ark Invest konfrontiert.
Tesla-Aktie vor Kursexplosion: Robotaxis als Wachstumsmaschine?
„Es mag enttäuschend erscheinen, aber es war nicht wirklich überraschend. Viele warteten wahrscheinlich auf das günstigere Auto, das Tesla für Juni angekündigt hatte. Aber das ist eine sehr kurzfristige Perspektive“, schreibt Sam Korus, Chefanalyst für autonome Technologie und Robotik bei Ark Invest, in einer E-Mail. Die Gründerin und Geschäftsführerin des Vermögensverwalters, Cathie Wood, ist eine ausgesprochene Tesla-Enthusiastin und bezeichnete das Unternehmen gegenüber Di bereits als „das am meisten unterbewertete der Welt“. Tesla ist mit einem Wert von knapp über einer Milliarde Dollar nach der Bitcoin- und Kryptobörse Coinbase die drittgrößte Beteiligung des Vermögensverwalters, wie aus den jüngsten Bloomberg-Notierungen vom 31. März dieses Jahres hervorgeht.
„Worauf sich Anleger langfristig wirklich konzentrieren sollten, ist die großflächige Einführung von Robotaxis“, schreibt der Chefanalyst. Ark Invest ist davon überzeugt, dass Tesla das Potenzial hat, noch vor Jahresende Millionen von Robotaxi-Autos auf den Markt zu bringen, und zwar zu einem niedrigeren Preis als Konkurrenten wie Waymo, Uber und Lyft. Der Analyst ist der Ansicht, dass Teslas Lösung mit Kameras und visueller Datenerfassung anstelle von Lidar und Radar eine günstigere Lösung sei. Tesla verfüge über eine anpassungsfähige Fahrzeugflotte und könne bereits heute Fahrzeuge in großem Maßstab produzieren. „Sie können 5.000 Autos pro Tag produzieren, doppelt so viele wie Waymo“, schreibt der Analyst.
Vor diesem Hintergrund geht Ark Invest davon aus, dass die Tesla-Aktie bis 2029 auf 2.600 Dollar steigen wird, rund 680 Prozent über dem Schlusskurs vom Mittwoch von 332 Dollar. Sie gehen davon aus, dass 90 Prozent des Unternehmenswertes dann von den Robotertaxis stammen werden.
Relevanz für Deutschland
Auch für den deutschen Markt könnte diese Vision tiefgreifende Folgen haben. Sollte Tesla seine Robotaxi-Flotte tatsächlich massenhaft auf die Straßen bringen, würde das nicht nur Mobilitätsdienstleister wie Sixt, sondern auch die deutsche Autoindustrie unter Druck setzen – gerade bei Software und Skalierbarkeit autonomer Systeme. Für Anleger eröffnet sich zugleich die Frage: Geht es hier um eine Blase oder um eine fundamentale Transformation?