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Batteriefirma CustomCells nach Insolvenz: Itzehoe bleibt – Restrukturierung abgeschlossen

CustomCells hat monatelang unter Insolvenzbedingungen umgebaut – und meldet nun Vollzug. Was bedeutet das für Standorte, Jobs und die künftige Ausrichtung der Batteriefirma? Hinter der neuen Strategie stecken Abhängigkeiten, heikle Lieferketten und ein prominenter Kunde als Problemfall.
17.12.2025 08:03
Aktualisiert: 17.12.2025 08:03
Lesezeit: 2 min
Batteriefirma CustomCells nach Insolvenz: Itzehoe bleibt – Restrukturierung abgeschlossen
Firmengebäude des Batterieherstellers CustomCells in Itzehoe: Die Restrukturierung ist abgeschlossen (Foto: dpa). Foto: Ulrich Perrey

Batteriefirma CustomCells schließt Restrukturierung ab

Mehr als sieben Monate nach der Insolvenz hat der norddeutsche Batteriehersteller CustomCells den Umbau abgeschlossen. Das 2012 gegründete Unternehmen sei verkleinert worden, sagte der neue Firmenchef Benno Leuthner der Deutschen Presse-Agentur. Die Mitarbeiterzahl sei von rund 230 auf 100 gefallen. Der Standort in Tübingen ist geschlossen worden, wie seit Sommer bekannt. Das Werk dort diente unter anderem dazu, den Elektroflugzeugbauer Lilium (ISIN: NL0015000F41) zu beliefern. Anleger blicken nun in diesem Zusammenhang folglich auch auf die Entwicklung der Lilium-Aktie. CustomCells musste den damaligen Angaben nach Ende April Insolvenz für wesentliche Gesellschaften beantragen, auch weil Lilium Rechnungen in zweistelliger Millionenhöhe nicht gezahlt habe. Die Holdinggesellschaft war nicht betroffen.

CustomCells stellt unverändert in Itzehoe (Kreis Steinburg) Lithium-Ionen-Batteriezellen her und will sich künftig auf die Segmente Verteidigung und Motorsport konzentrieren, wie Leuthner sagte. In den zurückliegenden Monaten sei die Produktion in Itzehoe trotz Insolvenz ausgelastet gewesen. So richtet sich die Batteriefirma CustomCells neu aus. Batterien sind ein Wachstumsmarkt und von strategischer Bedeutung. Die Internationale Energieagentur schätzte den Wert des weltweiten Batteriemarkts 2024 auf etwa 130 Milliarden US-Dollar. Die EU hat das Ziel, 90 Prozent des Bedarfs bis 2030 aus eigener Produktion zu decken.

CustomCells: Batterien für Drohnen und Rennwagen

Im Verteidigungsbereich werden die Batterien von CustomCells etwa für Drohnen nachgefragt, wie Produktvorstand Andreas Löhrke berichtete. Im Motorsport werden sie genutzt, um Rennwagen anzutreiben. Einzelne Kundennamen nannten die Manager auf Nachfrage nicht, sie verwiesen auf die Vertraulichkeit der Geschäftsbeziehungen. CustomCells wirbt damit, dass die eigenen Lieferketten unabhängig von China seien. Das sei vor allem der Verteidigungsindustrie wichtig, sagte Löhrke. Allerdings könne ein Rohstoff wie Graphit, der größtenteils aus China geliefert werde, kaum ersetzt werden.

Im Juli hatte CustomCells mitgeteilt, dass ein Konsortium aus Family-Offices um Abacon und Salvia Geld in unbestimmter Höhe bereitgestellt habe, um CustomCells während des Umbaus zu stützen. Family-Offices sind Unternehmen, die das Vermögen reicher Familien mehren sollen. "Wir sind so lang finanziert, dass wir die notwendigen Schritte zur Entwicklung und Industrialisierung für unsere Kunden und Zielmärkte machen können und profitabel werden", sagte Technologievorstand Jan Diekmann.

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